des h und verwandlung des ft in gt, kt unangemeßen ist, gleichwohl ein dän. del-agtig (particeps) fabel-agtig, var- agtig (verax) schwed. var-aktig (durabilis) del-aktig (par- tic.) vorkommt; so sollte man beinahe denken, daß die dän. schwed. -agtig, aktig dem grundtypus nach aus den Niederlanden her eingedrungen seien. --
3) verba der ableitung -ht kenne ich nicht *).
anmerkungen zu HT:
a) berührung mit h-t (s. 203-207.); daß aber das ahd. peraht, zoraht nicht per-aht, zor-aht sei, fließt schon aus dem abweichenden vocal (nicht per-oht, zor-oht) und aus dem altn. biartr (nicht ber-ottr) ags. beort (nicht ber-iht). Auch wird hol-oht hernach nicht zu holht, wie peraht zu perht.
b) bezweifelt werden darf gleichwohl nicht, daß -ht in zwei ursprünglich gesonderte ableitungen h und t zer- falle. Es folgt aus seiner verwandtschaft mit der ablei- tung -h und selbst -g. Dem Gothen scheint -ht noch unbekannt, er setzt stain-ah (petrosum) statt des ahd. stein-aht, stein-oht. Im subst. lautet aber auch die ahd. form noch hap-uh, eihh-ahi; die nhd. hab-icht, eich- icht. Das ahd. apuh lautet schweiz. abächtig. Das t scheint sich allmählig anzubilden (vgl. s. 210.).
g) wie -ah an -ag grenzt (s. 316.), so auch -aht, -oht an -ag, ahd. -ac (minder an -eig, ahd. -eic). Statt der ahd. loupac, snewac, riuchac ließe sich ein loupoht etc. denken, denn alle übersetzen lat. auf -osus und wenn poumoht zuläßig, warum nicht loupoht? Oben s. 293. ist aus Barl. 42, 10. ein mhd. dornec (spinosus) beige- bracht, im ags. stehet thorniht. Um so weniger darf das nhd. schwanken zwischen -ig und -icht (s. 382.) ver- wundern.
d) verschiedne sprachforscher haben in unsrer ablei- tung die wurzel ahta (cura, cogitatio) ahton (putare) ge- funden, also composition statt derivation. Diese ansicht ist schon vorhin für die altn. subst. auf -atta verworfen worden und muß noch bestimmter für die adj. -oht, -ottr verworfen werden. Das -t scheint (anmerk. b.) unur- sprünglich; es könnte also in dem goth. stainahs und ahd.
*) wirihte (revereatur) mons. 399. ist verdächtig.
III. conſonantiſche ableitungen. HT.
des h und verwandlung des ft in gt, kt unangemeßen iſt, gleichwohl ein dän. dêl-agtig (particeps) fabel-agtig, var- agtig (verax) ſchwed. var-aktig (durabilis) dêl-aktig (par- tic.) vorkommt; ſo ſollte man beinahe denken, daß die dän. ſchwed. -agtig, aktig dem grundtypus nach aus den Niederlanden her eingedrungen ſeien. —
3) verba der ableitung -ht kenne ich nicht *).
anmerkungen zu HT:
α) berührung mit h-t (ſ. 203-207.); daß aber das ahd. përaht, zoraht nicht për-aht, zor-aht ſei, fließt ſchon aus dem abweichenden vocal (nicht për-oht, zor-oht) und aus dem altn. biartr (nicht bër-ôttr) agſ. bëort (nicht ber-iht). Auch wird hol-oht hernach nicht zu holht, wie përaht zu përht.
β) bezweifelt werden darf gleichwohl nicht, daß -ht in zwei urſprünglich geſonderte ableitungen h und t zer- falle. Es folgt aus ſeiner verwandtſchaft mit der ablei- tung -h und ſelbſt -g. Dem Gothen ſcheint -ht noch unbekannt, er ſetzt ſtáin-ah (petroſum) ſtatt des ahd. ſtein-aht, ſtein-oht. Im ſubſt. lautet aber auch die ahd. form noch hap-uh, eihh-ahi; die nhd. hab-icht, eich- icht. Das ahd. apuh lautet ſchweiz. abächtig. Das t ſcheint ſich allmählig anzubilden (vgl. ſ. 210.).
γ) wie -ah an -ag grenzt (ſ. 316.), ſo auch -aht, -oht an -ag, ahd. -ac (minder an -eig, ahd. -îc). Statt der ahd. loupac, ſnêwac, riuchac ließe ſich ein loupoht etc. denken, denn alle überſetzen lat. auf -oſus und wenn poumoht zuläßig, warum nicht loupoht? Oben ſ. 293. iſt aus Barl. 42, 10. ein mhd. dornec (ſpinoſus) beige- bracht, im agſ. ſtehet þorniht. Um ſo weniger darf das nhd. ſchwanken zwiſchen -ig und -icht (ſ. 382.) ver- wundern.
δ) verſchiedne ſprachforſcher haben in unſrer ablei- tung die wurzel ahta (cura, cogitatio) ahtôn (putare) ge- funden, alſo compoſition ſtatt derivation. Dieſe anſicht iſt ſchon vorhin für die altn. ſubſt. auf -âtta verworfen worden und muß noch beſtimmter für die adj. -oht, -ôttr verworfen werden. Das -t ſcheint (anmerk. β.) unur- ſprünglich; es könnte alſo in dem goth. ſtáinahs und ahd.
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[384/0402]
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gleichwohl ein dän. dêl-agtig (particeps) fabel-agtig, var-
agtig (verax) ſchwed. var-aktig (durabilis) dêl-aktig (par-
tic.) vorkommt; ſo ſollte man beinahe denken, daß die
dän. ſchwed. -agtig, aktig dem grundtypus nach aus den
Niederlanden her eingedrungen ſeien. —
3) verba der ableitung -ht kenne ich nicht *).
anmerkungen zu HT:
α) berührung mit h-t (ſ. 203-207.); daß aber das
ahd. përaht, zoraht nicht për-aht, zor-aht ſei, fließt ſchon
aus dem abweichenden vocal (nicht për-oht, zor-oht)
und aus dem altn. biartr (nicht bër-ôttr) agſ. bëort (nicht
ber-iht). Auch wird hol-oht hernach nicht zu holht, wie
përaht zu përht.
β) bezweifelt werden darf gleichwohl nicht, daß -ht
in zwei urſprünglich geſonderte ableitungen h und t zer-
falle. Es folgt aus ſeiner verwandtſchaft mit der ablei-
tung -h und ſelbſt -g. Dem Gothen ſcheint -ht noch
unbekannt, er ſetzt ſtáin-ah (petroſum) ſtatt des ahd.
ſtein-aht, ſtein-oht. Im ſubſt. lautet aber auch die ahd.
form noch hap-uh, eihh-ahi; die nhd. hab-icht, eich-
icht. Das ahd. apuh lautet ſchweiz. abächtig. Das t
ſcheint ſich allmählig anzubilden (vgl. ſ. 210.).
γ) wie -ah an -ag grenzt (ſ. 316.), ſo auch -aht, -oht
an -ag, ahd. -ac (minder an -eig, ahd. -îc). Statt der
ahd. loupac, ſnêwac, riuchac ließe ſich ein loupoht etc.
denken, denn alle überſetzen lat. auf -oſus und wenn
poumoht zuläßig, warum nicht loupoht? Oben ſ. 293.
iſt aus Barl. 42, 10. ein mhd. dornec (ſpinoſus) beige-
bracht, im agſ. ſtehet þorniht. Um ſo weniger darf das
nhd. ſchwanken zwiſchen -ig und -icht (ſ. 382.) ver-
wundern.
δ) verſchiedne ſprachforſcher haben in unſrer ablei-
tung die wurzel ahta (cura, cogitatio) ahtôn (putare) ge-
funden, alſo compoſition ſtatt derivation. Dieſe anſicht
iſt ſchon vorhin für die altn. ſubſt. auf -âtta verworfen
worden und muß noch beſtimmter für die adj. -oht, -ôttr
verworfen werden. Das -t ſcheint (anmerk. β.) unur-
ſprünglich; es könnte alſo in dem goth. ſtáinahs und ahd.
*) wirihtê (revereatur) monſ. 399. iſt verdächtig.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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