lide-vac (mitis); vudu-bill (runcina) lagu-stream, freo- do-scealc etc. ausgenommen, wenn sie schon im unzu- sammengesetzten fall fehlen, z. b. da es heißt hel (in- fernum, ahd. hella = hellia) gilt auch hel-duru (ahd. helli-tur).
d) es steht dahin, ob nicht die ältesten denkmähler spuren des compos. vocals haben, und war er zuletzt e? jun. 376. stehet neba-gar (l. nabe-gar?) wofür Lye auch naso-gar, nafe-gar beibringt, derselbe: nihte-gale (lusci- nia) name-leas (ignotus) hare-fot (lagopus) hare-hune (marrubium). --
g) ableitungsvocale haften nur, wenn sie im unver- bundnen subst. geblieben sind, z. b. engi (pratum) engi- -spretta (locusta) engi-gardr (sepes prati); erfi (hereditas) erfi-drapa (epicedium). Hingegen heißt es, wenn z. b. mit her (exercitus) hel (mors) nef (nasus) componiert wird, her-bergi, her-fang, hel-veiti, hel-blar, nef-hryggr, nef-stor, also mit beibehaltnem umlaut. Ableitendes u er- scheint meines wißens nie in der compos. und es tritt selbst rückumlaut ein; vgl. fe-giarn (ahd. fihu-kern) miad- drecka (ahd. metu-tranch?) tann-fe (goth. tunthu-faihu?) tann-vöxtr (dentitio); von örn (aquila) biörn (ursus) iörd (terra) stammen arn-hofdottr (capite aquilino) biarn-ylr (calor ursinus) iard-haus, iard-bauar (terricolae).
d) spuren des componierenden vocals? da in altn. so viele genitive auf -a endigen, namentlich alle gen. pl. und die gen. sg. des schw. masc. und neutr., so dürfen nur wenige a für bloß verbindend gehalten werden; solche nämlich, wo flexion oder sinn ein genitivisches verwer- fen. Dahin gehört vielleicht vega-nesti (viaticum) hana- gal (gallicinium); sicherer z. b. der eigenname palna-toki (mit palnir, gen. palnis gebunden). Der compositionsvo-
III. ſubſtantiviſche eigentl. compoſition.
liðe-vâc (mitis); vudu-bill (runcina) lagu-ſtreám, frëo- ðo-ſcëalc etc. ausgenommen, wenn ſie ſchon im unzu- ſammengeſetzten fall fehlen, z. b. da es heißt hel (in- fernum, ahd. hella = hellia) gilt auch hel-duru (ahd. helli-tur).
δ) es ſteht dahin, ob nicht die älteſten denkmähler ſpuren des compoſ. vocals haben, und war er zuletzt e? jun. 376. ſtehet neba-gâr (l. nabe-gâr?) wofür Lye auch naſo-gar, nafe-gar beibringt, derſelbe: nihte-gale (luſci- nia) name-leás (ignotus) hare-fôt (lagopus) hare-hune (marrubium). —
γ) ableitungsvocale haften nur, wenn ſie im unver- bundnen ſubſt. geblieben ſind, z. b. engi (pratum) engi- -ſprëtta (locuſta) engi-gardr (ſepes prati); erfi (hereditas) erfi-drapa (epicedium). Hingegen heißt es, wenn z. b. mit her (exercitus) hel (mors) nef (naſus) componiert wird, her-bergi, her-fâng, hel-vîti, hel-blâr, nef-hryggr, nef-ſtôr, alſo mit beibehaltnem umlaut. Ableitendes u er- ſcheint meines wißens nie in der compoſ. und es tritt ſelbſt rückumlaut ein; vgl. fë-giarn (ahd. fihu-kërn) miad- drecka (ahd. mëtu-tranch?) tann-fê (goth. tunþu-faíhu?) tann-vöxtr (dentitio); von örn (aquila) biörn (urſus) iörd (terra) ſtammen arn-hofdôttr (capite aquilino) biarn-ylr (calor urſinus) iard-hûs, iard-bûar (terricolae).
δ) ſpuren des componierenden vocals? da in altn. ſo viele genitive auf -a endigen, namentlich alle gen. pl. und die gen. ſg. des ſchw. maſc. und neutr., ſo dürfen nur wenige a für bloß verbindend gehalten werden; ſolche nämlich, wo flexion oder ſinn ein genitiviſches verwer- fen. Dahin gehört vielleicht vëga-nëſti (viaticum) hana- gal (gallicinium); ſicherer z. b. der eigenname pâlna-tôki (mit pâlnir, gen. pâlnis gebunden). Der compoſitionsvo-
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III. ſubſtantiviſche eigentl. compoſition.
liðe-vâc (mitis); vudu-bill (runcina) lagu-ſtreám, frëo-
ðo-ſcëalc etc. ausgenommen, wenn ſie ſchon im unzu-
ſammengeſetzten fall fehlen, z. b. da es heißt hel (in-
fernum, ahd. hella = hellia) gilt auch hel-duru (ahd.
helli-tur).
δ) es ſteht dahin, ob nicht die älteſten denkmähler
ſpuren des compoſ. vocals haben, und war er zuletzt e?
jun. 376. ſtehet neba-gâr (l. nabe-gâr?) wofür Lye auch
naſo-gar, nafe-gar beibringt, derſelbe: nihte-gale (luſci-
nia) name-leás (ignotus) hare-fôt (lagopus) hare-hune
(marrubium). —
Auch der altn. verbindungslaut fehlt,
α) componierte ſtarke ſubſt.: dag-ſtiarna, dag-mâl, dal-
vërpi (convallis), gud-laus, gud-vëfr, gras-hoppa, glas-
ker, gras-grœnn, hof-madr, hof-gardr, ſôl-ſkîn, ſôl-ſëtr,
ſkip-madr, ſkip-brot (naufragium) vîn-ber (uva) vîn-fat,
vîn-gardr etc.
β) ſchwache ſubſt.: bodi (index) bod-ſkapr, bod-ord;
bogî (arcus) bog-madr, bog-ſveigir (ſagittarius); auga
(oculus) aug-liós, aug-ſŷn; hiarta (cor) hiart-grôinn (cordi
fixus) hiart-ſlâttr (palpitatio cordis) hiart-vërkr (car-
dialgia).
γ) ableitungsvocale haften nur, wenn ſie im unver-
bundnen ſubſt. geblieben ſind, z. b. engi (pratum) engi-
-ſprëtta (locuſta) engi-gardr (ſepes prati); erfi (hereditas)
erfi-drapa (epicedium). Hingegen heißt es, wenn z. b.
mit her (exercitus) hel (mors) nef (naſus) componiert
wird, her-bergi, her-fâng, hel-vîti, hel-blâr, nef-hryggr,
nef-ſtôr, alſo mit beibehaltnem umlaut. Ableitendes u er-
ſcheint meines wißens nie in der compoſ. und es tritt
ſelbſt rückumlaut ein; vgl. fë-giarn (ahd. fihu-kërn) miad-
drecka (ahd. mëtu-tranch?) tann-fê (goth. tunþu-faíhu?)
tann-vöxtr (dentitio); von örn (aquila) biörn (urſus) iörd
(terra) ſtammen arn-hofdôttr (capite aquilino) biarn-ylr
(calor urſinus) iard-hûs, iard-bûar (terricolae).
δ) ſpuren des componierenden vocals? da in altn. ſo
viele genitive auf -a endigen, namentlich alle gen. pl. und
die gen. ſg. des ſchw. maſc. und neutr., ſo dürfen nur
wenige a für bloß verbindend gehalten werden; ſolche
nämlich, wo flexion oder ſinn ein genitiviſches verwer-
fen. Dahin gehört vielleicht vëga-nëſti (viaticum) hana-
gal (gallicinium); ſicherer z. b. der eigenname pâlna-tôki
(mit pâlnir, gen. pâlnis gebunden). Der compoſitionsvo-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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