alt, vurstuom f. vurist-tuom u. dgl. Vielleicht muß auch bei götelint erst ein assimiliertes gotilint f. gotalint ange- nommen und aus dem i nach t der umlaut geleitet wer- den? vgl. 1, 363. und hernach -leich beim adj.
7) erste wörter, mit denen häufig zusammengesetzt wird, büßen ihren besondern begriff ein und versiürken bloß im allgemeinen die bedeutung der zweiten wörter. Dahin rechne ich vornämlich: magan und ragin, irmin, lant, liut, diot und weralt; in geringerem grade auch got, man, chuni, adal, ellan, tac, houbit, neit und in- wit. Die erstern können vor manchen wörtern gleich- gültig wechseln, vgl. ahd. megin-poto, regin-poto; ir- min-deo, regin-deo; diet-reih, irmin-reih; ags. leod- sceada, land-sceada, regen-sceada (regen-theof, erz-dieb, gau-dieb); das mhd. welt-zage darf auch heißen diet- zage Herb. 90d etc.
8) bei verschiednen zusammensetzungen kann zweifel walten, ob das erste wort subst. oder adj. sei, dahin gehört z. b. wana in wana-scaf (s. 521 aus dem ags. von-sceaft gefolgert), wahn-witz, wahn-sinn, wahn-bett, wahn-korn, vom adj. wan (inanis) oder subst. wan (de- fectus); heil in heila-wac; mennisc in mennisc-heit (vom adj. mennisc oder subst. mennisco) u. a. m.
9) das zweite wort jeder zusammensetzung gehört in die construction des satzes und kann sich der flexions- zeichen so wenig als irgend ein einfaches subst. begeben. Die wichtigste wahrnehmung hierbei scheint aber ein besonderes schwanken zwischen starker und schwacher declination. Es gibt zwar auch einfache subst., welche nach den mundarten, seltner in derselben mundart, bei- des stark und schwach flectiert werden (beispiele im zweiten buch). Allein composita zeigen diese doppelform weit auffallender, sei es nun, daß das simplex stark, das comp. schwach, oder das compositum abwechselnd stark und schwach decliniere; der dritte fall (comp. stark, simpl. schwach) tritt kaum ein (doch in sterno und -stern). Man vergleiche agis und -egesa; loc und -loca; dags und -dago; kart und -karto; hamr und -hami (-hamo, -homa); houpit und -houpito; liubei (amor) und -luba; reih und -reihho; secg und -sago; gesid und -ga- sinthja; stab und -stabe; staths und -statha; walt und -walto; wart und -warto. Einige andere fälle bedürfen erst weitere prüfung, z. b. das s. 499. angesetzte fem. hilds, wofür ahd. hilta (stark), aber die trad. fuld. 1, 25.
III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt.
alt, vurſtuom f. vuriſt-tuom u. dgl. Vielleicht muß auch bei götelint erſt ein aſſimiliertes gotilint f. gotalint ange- nommen und aus dem i nach t der umlaut geleitet wer- den? vgl. 1, 363. und hernach -lîch beim adj.
7) erſte wörter, mit denen häufig zuſammengeſetzt wird, büßen ihren beſondern begriff ein und verſiürken bloß im allgemeinen die bedeutung der zweiten wörter. Dahin rechne ich vornämlich: magan und ragin, irmin, lant, liut, diot und wëralt; in geringerem grade auch got, man, chuni, adal, ellan, tac, houbit, nît und in- wit. Die erſtern können vor manchen wörtern gleich- gültig wechſeln, vgl. ahd. megin-poto, regin-poto; ir- min-dëo, regin-dëo; diet-rîh, irmin-rîh; agſ. lëód- ſcëaða, land-ſcëaða, regen-ſcëaða (regen-þëóf, erz-dieb, gau-dieb); das mhd. wëlt-zage darf auch heißen diet- zage Herb. 90d etc.
8) bei verſchiednen zuſammenſetzungen kann zweifel walten, ob das erſte wort ſubſt. oder adj. ſei, dahin gehört z. b. wana in wana-ſcaf (ſ. 521 aus dem agſ. von-ſcëaft gefolgert), wahn-witz, wahn-ſinn, wahn-bett, wahn-korn, vom adj. wan (inanis) oder ſubſt. wan (de- fectus); heil in heila-wâc; menniſc in menniſc-heit (vom adj. menniſc oder ſubſt. menniſco) u. a. m.
9) das zweite wort jeder zuſammenſetzung gehört in die conſtruction des ſatzes und kann ſich der flexions- zeichen ſo wenig als irgend ein einfaches ſubſt. begeben. Die wichtigſte wahrnehmung hierbei ſcheint aber ein beſonderes ſchwanken zwiſchen ſtarker und ſchwacher declination. Es gibt zwar auch einfache ſubſt., welche nach den mundarten, ſeltner in derſelben mundart, bei- des ſtark und ſchwach flectiert werden (beiſpiele im zweiten buch). Allein compoſita zeigen dieſe doppelform weit auffallender, ſei es nun, daß das ſimplex ſtark, das comp. ſchwach, oder das compoſitum abwechſelnd ſtark und ſchwach decliniere; der dritte fall (comp. ſtark, ſimpl. ſchwach) tritt kaum ein (doch in ſtërno und -ſtern). Man vergleiche agis und -egeſa; loc und -loca; dags und -dago; kart und -karto; hamr und -hami (-hamo, -homa); houpit und -houpito; liubî (amor) und -luba; rîh und -rîhho; ſecg und -ſago; geſið und -ga- ſinþja; ſtab und -ſtabe; ſtaþs und -ſtaþa; walt und -walto; wart und -warto. Einige andere fälle bedürfen erſt weitere prüfung, z. b. das ſ. 499. angeſetzte fem. hilds, wofür ahd. hilta (ſtark), aber die trad. fuld. 1, 25.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0560"n="542"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">ſubſt. eigentl. comp. —ſubſt. mit ſubſt.</hi></hi></fw><lb/>
alt, vurſtuom f. vuriſt-tuom u. dgl. Vielleicht muß auch<lb/>
bei götelint erſt ein aſſimiliertes gotilint f. gotalint ange-<lb/>
nommen und aus dem i nach t der umlaut geleitet wer-<lb/>
den? vgl. 1, 363. und hernach -lîch beim adj.</p><lb/><p>7) erſte wörter, mit denen häufig zuſammengeſetzt<lb/>
wird, büßen ihren beſondern begriff ein und <hirendition="#i">verſiürken<lb/>
bloß</hi> im allgemeinen die bedeutung der zweiten wörter.<lb/>
Dahin rechne ich vornämlich: magan und ragin, irmin,<lb/>
lant, liut, diot und wëralt; in geringerem grade auch<lb/>
got, man, chuni, adal, ellan, tac, houbit, nît und in-<lb/>
wit. Die erſtern können vor manchen wörtern gleich-<lb/>
gültig wechſeln, vgl. ahd. megin-poto, regin-poto; ir-<lb/>
min-dëo, regin-dëo; diet-rîh, irmin-rîh; agſ. lëód-<lb/>ſcëaða, land-ſcëaða, regen-ſcëaða (regen-þëóf, erz-dieb,<lb/>
gau-dieb); das mhd. wëlt-zage darf auch heißen diet-<lb/>
zage Herb. 90<hirendition="#sup">d</hi> etc.</p><lb/><p>8) bei verſchiednen zuſammenſetzungen kann zweifel<lb/>
walten, ob das erſte wort <hirendition="#i">ſubſt. oder adj.</hi>ſei, dahin<lb/>
gehört z. b. wana in wana-ſcaf (ſ. 521 aus dem agſ.<lb/>
von-ſcëaft gefolgert), wahn-witz, wahn-ſinn, wahn-bett,<lb/>
wahn-korn, vom adj. wan (inanis) oder ſubſt. wan (de-<lb/>
fectus); heil in heila-wâc; menniſc in menniſc-heit (vom<lb/>
adj. menniſc oder ſubſt. menniſco) u. a. m.</p><lb/><p>9) das <hirendition="#i">zweite wort</hi> jeder zuſammenſetzung gehört in<lb/>
die conſtruction des ſatzes und kann ſich der flexions-<lb/>
zeichen ſo wenig als irgend ein einfaches ſubſt. begeben.<lb/>
Die wichtigſte wahrnehmung hierbei ſcheint aber ein<lb/>
beſonderes <hirendition="#i">ſchwanken zwiſchen ſtarker und ſchwacher<lb/>
declination</hi>. Es gibt zwar auch einfache ſubſt., welche<lb/>
nach den mundarten, ſeltner in derſelben mundart, bei-<lb/>
des ſtark und ſchwach flectiert werden (beiſpiele im<lb/>
zweiten buch). Allein compoſita zeigen dieſe doppelform<lb/>
weit auffallender, ſei es nun, daß das ſimplex ſtark, das<lb/>
comp. ſchwach, oder das compoſitum abwechſelnd ſtark<lb/>
und ſchwach decliniere; der dritte fall (comp. ſtark,<lb/>ſimpl. ſchwach) tritt kaum ein (doch in ſtërno und<lb/>
-ſtern). Man vergleiche agis und -egeſa; loc und -loca;<lb/>
dags und -dago; kart und -karto; hamr und -hami<lb/>
(-hamo, -homa); houpit und -houpito; liubî (amor) und<lb/>
-luba; rîh und -rîhho; ſecg und -ſago; geſið und -ga-<lb/>ſinþja; ſtab und -ſtabe; ſtaþs und -ſtaþa; walt und<lb/>
-walto; wart und -warto. Einige andere fälle bedürfen<lb/>
erſt weitere prüfung, z. b. das ſ. 499. angeſetzte fem.<lb/>
hilds, wofür ahd. hilta (ſtark), aber die trad. fuld. 1, 25.<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[542/0560]
III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt.
alt, vurſtuom f. vuriſt-tuom u. dgl. Vielleicht muß auch
bei götelint erſt ein aſſimiliertes gotilint f. gotalint ange-
nommen und aus dem i nach t der umlaut geleitet wer-
den? vgl. 1, 363. und hernach -lîch beim adj.
7) erſte wörter, mit denen häufig zuſammengeſetzt
wird, büßen ihren beſondern begriff ein und verſiürken
bloß im allgemeinen die bedeutung der zweiten wörter.
Dahin rechne ich vornämlich: magan und ragin, irmin,
lant, liut, diot und wëralt; in geringerem grade auch
got, man, chuni, adal, ellan, tac, houbit, nît und in-
wit. Die erſtern können vor manchen wörtern gleich-
gültig wechſeln, vgl. ahd. megin-poto, regin-poto; ir-
min-dëo, regin-dëo; diet-rîh, irmin-rîh; agſ. lëód-
ſcëaða, land-ſcëaða, regen-ſcëaða (regen-þëóf, erz-dieb,
gau-dieb); das mhd. wëlt-zage darf auch heißen diet-
zage Herb. 90d etc.
8) bei verſchiednen zuſammenſetzungen kann zweifel
walten, ob das erſte wort ſubſt. oder adj. ſei, dahin
gehört z. b. wana in wana-ſcaf (ſ. 521 aus dem agſ.
von-ſcëaft gefolgert), wahn-witz, wahn-ſinn, wahn-bett,
wahn-korn, vom adj. wan (inanis) oder ſubſt. wan (de-
fectus); heil in heila-wâc; menniſc in menniſc-heit (vom
adj. menniſc oder ſubſt. menniſco) u. a. m.
9) das zweite wort jeder zuſammenſetzung gehört in
die conſtruction des ſatzes und kann ſich der flexions-
zeichen ſo wenig als irgend ein einfaches ſubſt. begeben.
Die wichtigſte wahrnehmung hierbei ſcheint aber ein
beſonderes ſchwanken zwiſchen ſtarker und ſchwacher
declination. Es gibt zwar auch einfache ſubſt., welche
nach den mundarten, ſeltner in derſelben mundart, bei-
des ſtark und ſchwach flectiert werden (beiſpiele im
zweiten buch). Allein compoſita zeigen dieſe doppelform
weit auffallender, ſei es nun, daß das ſimplex ſtark, das
comp. ſchwach, oder das compoſitum abwechſelnd ſtark
und ſchwach decliniere; der dritte fall (comp. ſtark,
ſimpl. ſchwach) tritt kaum ein (doch in ſtërno und
-ſtern). Man vergleiche agis und -egeſa; loc und -loca;
dags und -dago; kart und -karto; hamr und -hami
(-hamo, -homa); houpit und -houpito; liubî (amor) und
-luba; rîh und -rîhho; ſecg und -ſago; geſið und -ga-
ſinþja; ſtab und -ſtabe; ſtaþs und -ſtaþa; walt und
-walto; wart und -warto. Einige andere fälle bedürfen
erſt weitere prüfung, z. b. das ſ. 499. angeſetzte fem.
hilds, wofür ahd. hilta (ſtark), aber die trad. fuld. 1, 25.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/560>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.