das im Reinh. (kolocz 404.) stehende enbor-holt bedeutet ebenso viel wie bor-holt (admodum conjunctus) scheint aber mit der partikel enbor (nhd. empor) componiert, welche selbst durch in por (in fastigium) gedeutet werden muß; die übrigen bor-, pora- enthalten keine partikel. -- mnl. bor-out (überalt) bore-bleide (nimis laetus) bore-grot (nimis magnus) bore-verre (nim. longinque) bore-wel (perbene); belege hat Huyd. op. St. 1, 405-408. erklärt aber bore unrichtig als eine ursprüngliche verneinung, wozu es erst durch die vorstehende negation wird, die es dann freilich verstärkt. -- nhd. und nnl. ausgestorben, doch findet sich bor-bühne, bor-kirche, bor-scheune für den obern theil der bühne etc. worin das zweite wort ein subst.; Stalder hat bor-voll. -- ags. altn. keine spur dieser zus. setzungen.
bloth (sanguis): ags. blod-read, altn. blod-raudr und gewis auch ahd. pluot-rot; ags. blod-fag (rutilans) Beov. 154. (gewöhnl. blode fah Beov. 72. 121. 220.) -- nhd. steht blaut bei verschiednen adj. bloß intensiv, d. h. an die bedeutung wird nicht mehr gedacht: blaut-arm (nichts als das blut, leben habend) blaut-jung (von der geburt blutig? nur erst das blut habend?) blaut-fremd (bis aufs bl.) blaut-sauer (blut, schweiß und arbeit kostend) blaut- schwer, blaut-wenig. Die comp. sind sicher alt, obgleich sie in den quellen fehlen. Vgl. die subst. blut-hund, -hure -schelm und hernach -mort.
dags (dies): ahd. taka-leih (quotidianus), ags. däg-leic. -- altn. da-freidr (schön wie der tag) dag-langr (perdius) dag-legr (quotidianus) da-godr (perbonus) da-samlegr (praeclarus) dag-sannr (evidens) da-leitill (perparvus) da- vakr (celerrimus) da-vaenn (eximius). -- mhd. ta-lanc (perdius) steht nur adverbialiter (pertotum diem) tege- lich; nhd. taeg-lich. Vgl. oben s. 451. die aus adj. ent- springenden eigennamen taka-peraht (dago-bert) ta- ka-frid.
das im Reinh. (kolocz 404.) ſtehende enbor-holt bedeutet ebenſo viel wie bor-holt (admodum conjunctus) ſcheint aber mit der partikel enbor (nhd. empor) componiert, welche ſelbſt durch in por (in faſtigium) gedeutet werden muß; die übrigen bor-, pora- enthalten keine partikel. — mnl. bor-out (überalt) bore-blîde (nimis laetus) bore-grôt (nimis magnus) bore-vërre (nim. longinque) bore-wel (perbene); belege hat Huyd. op. St. 1, 405-408. erklärt aber bore unrichtig als eine urſprüngliche verneinung, wozu es erſt durch die vorſtehende negation wird, die es dann freilich verſtärkt. — nhd. und nnl. ausgeſtorben, doch findet ſich bor-bühne, bor-kirche, bor-ſcheune für den obern theil der bühne etc. worin das zweite wort ein ſubſt.; Stalder hat bor-voll. — agſ. altn. keine ſpur dieſer zuſ. ſetzungen.
blôþ (ſanguis): agſ. blôd-reád, altn. blôd-raudr und gewis auch ahd. pluot-rôt; agſ. blôd-fâg (rutilans) Beov. 154. (gewöhnl. blôde fâh Beov. 72. 121. 220.) — nhd. ſteht blût bei verſchiednen adj. bloß intenſiv, d. h. an die bedeutung wird nicht mehr gedacht: blût-arm (nichts als das blut, leben habend) blût-jung (von der geburt blutig? nur erſt das blut habend?) blût-fremd (bis aufs bl.) blût-ſauer (blut, ſchweiß und arbeit koſtend) blût- ſchwêr, blût-wênig. Die comp. ſind ſicher alt, obgleich ſie in den quellen fehlen. Vgl. die ſubſt. blut-hund, -hure -ſchelm und hernach -mort.
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III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit adj.
das im Reinh. (kolocz 404.) ſtehende enbor-holt bedeutet
ebenſo viel wie bor-holt (admodum conjunctus) ſcheint
aber mit der partikel enbor (nhd. empor) componiert,
welche ſelbſt durch in por (in faſtigium) gedeutet werden
muß; die übrigen bor-, pora- enthalten keine partikel. —
mnl. bor-out (überalt) bore-blîde (nimis laetus) bore-grôt
(nimis magnus) bore-vërre (nim. longinque) bore-wel
(perbene); belege hat Huyd. op. St. 1, 405-408. erklärt
aber bore unrichtig als eine urſprüngliche verneinung,
wozu es erſt durch die vorſtehende negation wird, die es
dann freilich verſtärkt. — nhd. und nnl. ausgeſtorben,
doch findet ſich bor-bühne, bor-kirche, bor-ſcheune für
den obern theil der bühne etc. worin das zweite wort
ein ſubſt.; Stalder hat bor-voll. — agſ. altn. keine ſpur
dieſer zuſ. ſetzungen.
blôþ (ſanguis): agſ. blôd-reád, altn. blôd-raudr und
gewis auch ahd. pluot-rôt; agſ. blôd-fâg (rutilans) Beov.
154. (gewöhnl. blôde fâh Beov. 72. 121. 220.) — nhd.
ſteht blût bei verſchiednen adj. bloß intenſiv, d. h. an
die bedeutung wird nicht mehr gedacht: blût-arm (nichts
als das blut, leben habend) blût-jung (von der geburt
blutig? nur erſt das blut habend?) blût-fremd (bis aufs
bl.) blût-ſauer (blut, ſchweiß und arbeit koſtend) blût-
ſchwêr, blût-wênig. Die comp. ſind ſicher alt, obgleich
ſie in den quellen fehlen. Vgl. die ſubſt. blut-hund, -hure
-ſchelm und hernach -mort.
dags (dies): ahd. taka-lîh (quotidianus), agſ. däg-lîc.
— altn. dâ-frîdr (ſchön wie der tag) dag-lângr (perdius)
dag-lëgr (quotidianus) dâ-gôdr (perbonus) dâ-ſamlëgr
(praeclarus) dag-ſannr (evidens) dâ-lîtill (perparvus) dâ-
vakr (celerrimus) dâ-vænn (eximius). — mhd. tâ-lanc
(perdius) ſteht nur adverbialiter (pertotum diem) tege-
lich; nhd. tæg-lich. Vgl. oben ſ. 451. die aus adj. ent-
ſpringenden eigennamen taka-përaht (dago-bërt) ta-
ka-frid.
dáuþus (mors): mhd. tôt-arm, tôt-bleich Herb. 45a
83d tôt-mager Iw. 36c tôt-ſtum, tôt-truebe, tôt-vinſter
(ſtill, dunkel wie der tod) Barl. — nhd. tôd-krank, tôd-reif.
dêþs (actio): agſ. dæd-cêne (audax) Beov. 124. dæd-
hvät (fortis) Cädm. 82. dæd-rôf Cädm. 47. — altn. dâð-
rakkr (fortis) edd. ſæm. 55b.
dôms: agſ. dôm-eádig Cädm. 29. dôm-fäſt Cädm. 30.
34. 40. 51. dôm-leás Cädm. 96. Beov. 214. altfrieſ. dôm-liacht.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/569>, abgerufen am 22.11.2024.
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