2) formell betrachtet liegt also im ersten wort wie- derum weder sing. noch plur., noch irgend ein casus, weder st. noch schw. flexion. Nach dem erlöschen des comp. vocals fällt es äußerlich mit dem nom. sg. (ohne kennzeichen) zusammen und im einzelnen mag ungewis sein, ob composition oder ungebundnes adj. stattfindet. Analogie und die obliquen casus entscheiden dann.
3)sein ableitungselement behält das componierte adj. freilich bei: dunkel-heit, finster-heit, eben-bild. Gewisse ableitungen verbinden sich aber selten, z. b. -isc, vgl. jü- desch-heit (mennesch-heit ist vom schw. subst. mennesche); öfter noch -ec, vgl. heilig-thum, ahd. heilac-tuom, hei- lac-stat, weißac-heit, weißac-vokal, wenac-heit, üppig-keit, ahd. uppic-heit, mhd. irrec-heit. Die materiellen adj. (s. 176-179.) gehen heutzutage durchaus keine zus. setzung ein; vor alters ohne zweifel, wie die noch übrigen eigen- namen gülden-apfel, eichen-thal, birken-stock, birken- feld etc. darthun. Zwar weiß ich auch kein mhd. bei- spiel außer wundern (= wunderein, s. hernach adj. mit adj.); im ahd. erscheinen ortsnamen ziemlich oft mit sol- chen adj. componiert: locus qui dicitur maßaltreina-berg trad. fuld. 1, 33. (also nicht lose schw. form, welche -eino forderte); pircheina-feld ibid. 1, 14. (so lese ich statt pir- chane-feld); daß haganeina-sol fr. or. 1, 674. hier wäre: daß haganeina sol möglich, die analogie stimmt aber für zuf. setzung); bucino-bant habe ich vorhin erklärt ahd. puohheina-panz; so verbreitet sich licht über die form der bekannten eigennamen boine-burg, früher bomene-burg, bomine-b. = ahd. poumeina-puruc (arx arboribus consita) esch-wege, früher eschene-wec = ahd. esceina-wec (via fraxinea) *). Ungebundnes adj. steht unleugbar in: bir- keinen solen, weideinen solen b. Schannat 595. Altn. be- gegnen die nom. pr. gullin-bursti, gullin-kambi edd. saem. 6a 114a silfrin-toppr 44a (neben gull-toppr) gullin-seima (funis aureus) 149b; gullinn scheint mir wie silfrinn adj. und einerlei mit gyllinn, nicht part. praet. Merkwürdig sind die von Biörn angeführten gyllini-öld (seculum au- reum) und gyllini-stycki (auramentum), worin das letzte i assimilierter compos. voc. sein könnte? da der sinn ver- bietet, es von der münze gyllini herzuleiten.
*) darum eschen-bach Parc. 44c 196c nicht zu verwerfen (s. 540.), es kann ahd. esc[i]na-pah neben esoi-pah (s. 448.) bestehen.
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit ſubſt.
2) formell betrachtet liegt alſo im erſten wort wie- derum weder ſing. noch plur., noch irgend ein caſus, weder ſt. noch ſchw. flexion. Nach dem erlöſchen des comp. vocals fällt es äußerlich mit dem nom. ſg. (ohne kennzeichen) zuſammen und im einzelnen mag ungewis ſein, ob compoſition oder ungebundnes adj. ſtattfindet. Analogie und die obliquen caſus entſcheiden dann.
3)ſein ableitungselement behält das componierte adj. freilich bei: dunkel-heit, finſter-heit, eben-bild. Gewiſſe ableitungen verbinden ſich aber ſelten, z. b. -iſc, vgl. jü- deſch-heit (menneſch-heit iſt vom ſchw. ſubſt. menneſche); öfter noch -ec, vgl. heilig-thum, ahd. heilac-tuom, hei- lac-ſtat, wîƷac-heit, wîƷac-vokal, wênac-heit, üppig-keit, ahd. uppic-heit, mhd. irrec-heit. Die materiellen adj. (ſ. 176-179.) gehen heutzutage durchaus keine zuſ. ſetzung ein; vor alters ohne zweifel, wie die noch übrigen eigen- namen gülden-apfel, eichen-thal, birken-ſtock, birken- feld etc. darthun. Zwar weiß ich auch kein mhd. bei- ſpiel außer wundern (= wunderîn, ſ. hernach adj. mit adj.); im ahd. erſcheinen ortsnamen ziemlich oft mit ſol- chen adj. componiert: locus qui dicitur maƷƷaltrîna-bërg trad. fuld. 1, 33. (alſo nicht loſe ſchw. form, welche -îno forderte); pirchîna-fëld ibid. 1, 14. (ſo leſe ich ſtatt pir- chane-feld); daƷ haganîna-ſôl fr. or. 1, 674. hier wäre: daƷ haganîna ſôl möglich, die analogie ſtimmt aber für zuf. ſetzung); bucino-bant habe ich vorhin erklärt ahd. puohhîna-panz; ſo verbreitet ſich licht über die form der bekannten eigennamen boine-burg, früher bômene-burg, bômine-b. = ahd. poumîna-puruc (arx arboribus conſita) eſch-wege, früher eſchene-wëc = ahd. eſcîna-wëc (via fraxinea) *). Ungebundnes adj. ſteht unleugbar in: bir- kînên ſôlen, wîdînên ſôlen b. Schannat 595. Altn. be- gegnen die nom. pr. gullin-burſti, gullin-kambi edd. ſæm. 6a 114a ſilfrin-toppr 44a (neben gull-toppr) gullin-ſîma (funis aureus) 149b; gullinn ſcheint mir wie ſilfrinn adj. und einerlei mit gyllinn, nicht part. praet. Merkwürdig ſind die von Biörn angeführten gyllini-öld (ſeculum au- reum) und gyllini-ſtycki (auramentum), worin das letzte i aſſimilierter compoſ. voc. ſein könnte? da der ſinn ver- bietet, es von der münze gyllini herzuleiten.
*) darum eſchen-bach Parc. 44c 196c nicht zu verwerfen (ſ. 540.), es kann ahd. eſc[i]na-pah neben eſoi-pah (ſ. 448.) beſtehen.
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III. adj. eigentl. comp. — adj. mit ſubſt.
2) formell betrachtet liegt alſo im erſten wort wie-
derum weder ſing. noch plur., noch irgend ein caſus,
weder ſt. noch ſchw. flexion. Nach dem erlöſchen des
comp. vocals fällt es äußerlich mit dem nom. ſg. (ohne
kennzeichen) zuſammen und im einzelnen mag ungewis
ſein, ob compoſition oder ungebundnes adj. ſtattfindet.
Analogie und die obliquen caſus entſcheiden dann.
3)ſein ableitungselement behält das componierte adj.
freilich bei: dunkel-heit, finſter-heit, eben-bild. Gewiſſe
ableitungen verbinden ſich aber ſelten, z. b. -iſc, vgl. jü-
deſch-heit (menneſch-heit iſt vom ſchw. ſubſt. menneſche);
öfter noch -ec, vgl. heilig-thum, ahd. heilac-tuom, hei-
lac-ſtat, wîƷac-heit, wîƷac-vokal, wênac-heit, üppig-keit,
ahd. uppic-heit, mhd. irrec-heit. Die materiellen adj.
(ſ. 176-179.) gehen heutzutage durchaus keine zuſ. ſetzung
ein; vor alters ohne zweifel, wie die noch übrigen eigen-
namen gülden-apfel, eichen-thal, birken-ſtock, birken-
feld etc. darthun. Zwar weiß ich auch kein mhd. bei-
ſpiel außer wundern (= wunderîn, ſ. hernach adj. mit
adj.); im ahd. erſcheinen ortsnamen ziemlich oft mit ſol-
chen adj. componiert: locus qui dicitur maƷƷaltrîna-bërg
trad. fuld. 1, 33. (alſo nicht loſe ſchw. form, welche -îno
forderte); pirchîna-fëld ibid. 1, 14. (ſo leſe ich ſtatt pir-
chane-feld); daƷ haganîna-ſôl fr. or. 1, 674. hier wäre:
daƷ haganîna ſôl möglich, die analogie ſtimmt aber für
zuf. ſetzung); bucino-bant habe ich vorhin erklärt ahd.
puohhîna-panz; ſo verbreitet ſich licht über die form der
bekannten eigennamen boine-burg, früher bômene-burg,
bômine-b. = ahd. poumîna-puruc (arx arboribus conſita)
eſch-wege, früher eſchene-wëc = ahd. eſcîna-wëc (via
fraxinea) *). Ungebundnes adj. ſteht unleugbar in: bir-
kînên ſôlen, wîdînên ſôlen b. Schannat 595. Altn. be-
gegnen die nom. pr. gullin-burſti, gullin-kambi edd. ſæm.
6a 114a ſilfrin-toppr 44a (neben gull-toppr) gullin-ſîma
(funis aureus) 149b; gullinn ſcheint mir wie ſilfrinn adj.
und einerlei mit gyllinn, nicht part. praet. Merkwürdig
ſind die von Biörn angeführten gyllini-öld (ſeculum au-
reum) und gyllini-ſtycki (auramentum), worin das letzte
i aſſimilierter compoſ. voc. ſein könnte? da der ſinn ver-
bietet, es von der münze gyllini herzuleiten.
*) darum eſchen-bach Parc. 44c 196c nicht zu verwerfen
(ſ. 540.), es kann ahd. eſcina-pah neben eſoi-pah (ſ. 448.)
beſtehen.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/665>, abgerufen am 22.11.2024.
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