bein, krumm-fuß, schön-hals, weiß-hand, kraus-haar, gel-haar (n. pr.), schwarz-haupt, breit-kopf, groß-maul, gold-zahn etc. vgl. ags. blac-hond Beov. 185. blac-hleor Cädm. 43. Jud. 11. gamol-feax Beov. 48. b) von klei- dung und waffen, z. b. grün-rock, lang-mantel etc. vgl. ags. frum-gar, ahd. wan-wafan. Der sinn ist offenbar: lang-bärtig, lang-gemantelt, aber jede ständige beschrei- bung geht in substantivische natur über (vgl. s. 581. anm. 10.). Nicht selten tritt indessen adjectivische ableitung hinzu, z. b. im goth. laus-hand-ja (leer-händig) laus- qvithrs (leer-bäuchig), altn. fid-skeggr = lang-bart) edd. saem. 46b.
10) zuweilen dreht sich die composition um, das subst. tritt vorn, das adj. hinten hin, besonders liebt das die altn. mundart, für schön-haar oder schön-härig (pulchri- comus) sagt sie har-fagr, für lang-hals hals-langr, für groß-nase nef-mikill; mitunter setzt sie das erste wort in den genitiv, componiert also uneigentlich, z. b. sveina- digr (dickhälsig) vara-thyckr (dicklippig), gleichsam dick am hals, an der lippe, vgl. die s. 620. angeführten blada- mikill (groß-blätterig).
Adjectiv mit adjectiv (s. 627.).
Die bedeutung dieser zus. setzungen läßt sich faßen theils appositionell, so daß das erste wort eine nähere be- schreibung und bestimmung des zweiten enthält (z. b. gelb-grün, ein grün das ins gelbe spielt; grün-gelb ein gelb, das ins grüne; alt-greis gleichsam grau von alter), oder adverbialisch, z. b. all-mächtig, gänzlich mächtig, eitel-neu gänzlich neu, zumahl bei in dem zweiten wort reger verbalbedeutung, z. b. weit-läuftig, late excurrens, mhd. hoh-sprunge, alte saliens, oder endlich praepositio- nell, insofern substantivische bedeutung des zweiten worts vorwaltet, die bildung des adjectivs fast nur der com- position zu gefallen geschieht, z. b. ahd. chlein-stimme, klein von stimme, hrein-herz rein von herz. Denn man kann in diesem fall keine vorausgehende comp. mit dem subst. selbst annehmen, z. b. chlein-stimma, hrein-herza, aus welcher die adj. bloß abgeleitet wären, da umgekehrt, sobald subst. nöthig sind, diese erst aus dem adj. gebildet werden müßen, z. b. chlein-stimmei, hrein-herzei. Freilich berühren sich dergleichen composita mit den vorhin be-
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit ſubſt.
bein, krumm-fuß, ſchön-hals, weiß-hand, kraus-haar, gel-haar (n. pr.), ſchwarz-haupt, breit-kopf, groß-maul, gold-zahn etc. vgl. agſ. blâc-hond Bëov. 185. blâc-hlëór Cädm. 43. Jud. 11. gamol-feax Beov. 48. β) von klei- dung und waffen, z. b. grün-rock, lang-mantel etc. vgl. agſ. frum-gâr, ahd. wan-wâfan. Der ſinn iſt offenbar: lang-bärtig, lang-gemantelt, aber jede ſtändige beſchrei- bung geht in ſubſtantiviſche natur über (vgl. ſ. 581. anm. 10.). Nicht ſelten tritt indeſſen adjectiviſche ableitung hinzu, z. b. im goth. láus-hand-ja (leer-händig) láus- qviþrs (leer-bäuchig), altn. fið-ſkeggr = lang-bart) edd. ſæm. 46b.
10) zuweilen dreht ſich die compoſition um, das ſubſt. tritt vorn, das adj. hinten hin, beſonders liebt das die altn. mundart, für ſchön-haar oder ſchön-härig (pulchri- comus) ſagt ſie hâr-fagr, für lang-hals hâls-lângr, für groß-naſe nëf-mikill; mitunter ſetzt ſie das erſte wort in den genitiv, componiert alſo uneigentlich, z. b. ſvîna- digr (dickhälſig) vara-þyckr (dicklippig), gleichſam dick am hals, an der lippe, vgl. die ſ. 620. angeführten blada- mikill (groß-blätterig).
Adjectiv mit adjectiv (ſ. 627.).
Die bedeutung dieſer zuſ. ſetzungen läßt ſich faßen theils appoſitionell, ſo daß das erſte wort eine nähere be- ſchreibung und beſtimmung des zweiten enthält (z. b. gelb-grün, ein grün das ins gelbe ſpielt; grün-gelb ein gelb, das ins grüne; alt-greis gleichſam grau von alter), oder adverbialiſch, z. b. all-mächtig, gänzlich mächtig, eitel-neu gänzlich neu, zumahl bei in dem zweiten wort reger verbalbedeutung, z. b. weit-läuftig, late excurrens, mhd. hôh-ſprunge, alte ſaliens, oder endlich praepoſitio- nell, inſofern ſubſtantiviſche bedeutung des zweiten worts vorwaltet, die bildung des adjectivs faſt nur der com- poſition zu gefallen geſchieht, z. b. ahd. chlein-ſtimme, klein von ſtimme, hrein-hërz rein von herz. Denn man kann in dieſem fall keine vorausgehende comp. mit dem ſubſt. ſelbſt annehmen, z. b. chlein-ſtimma, hrein-hërza, aus welcher die adj. bloß abgeleitet wären, da umgekehrt, ſobald ſubſt. nöthig ſind, dieſe erſt aus dem adj. gebildet werden müßen, z. b. chlein-ſtimmî, hrein-hërzî. Freilich berühren ſich dergleichen compoſita mit den vorhin be-
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III. adj. eigentl. comp. — adj. mit ſubſt.
bein, krumm-fuß, ſchön-hals, weiß-hand, kraus-haar,
gel-haar (n. pr.), ſchwarz-haupt, breit-kopf, groß-maul,
gold-zahn etc. vgl. agſ. blâc-hond Bëov. 185. blâc-hlëór
Cädm. 43. Jud. 11. gamol-feax Beov. 48. β) von klei-
dung und waffen, z. b. grün-rock, lang-mantel etc. vgl.
agſ. frum-gâr, ahd. wan-wâfan. Der ſinn iſt offenbar:
lang-bärtig, lang-gemantelt, aber jede ſtändige beſchrei-
bung geht in ſubſtantiviſche natur über (vgl. ſ. 581. anm.
10.). Nicht ſelten tritt indeſſen adjectiviſche ableitung
hinzu, z. b. im goth. láus-hand-ja (leer-händig) láus-
qviþrs (leer-bäuchig), altn. fið-ſkeggr = lang-bart) edd.
ſæm. 46b.
10) zuweilen dreht ſich die compoſition um, das ſubſt.
tritt vorn, das adj. hinten hin, beſonders liebt das die
altn. mundart, für ſchön-haar oder ſchön-härig (pulchri-
comus) ſagt ſie hâr-fagr, für lang-hals hâls-lângr, für
groß-naſe nëf-mikill; mitunter ſetzt ſie das erſte wort
in den genitiv, componiert alſo uneigentlich, z. b. ſvîna-
digr (dickhälſig) vara-þyckr (dicklippig), gleichſam dick
am hals, an der lippe, vgl. die ſ. 620. angeführten blada-
mikill (groß-blätterig).
Adjectiv mit adjectiv (ſ. 627.).
Die bedeutung dieſer zuſ. ſetzungen läßt ſich faßen
theils appoſitionell, ſo daß das erſte wort eine nähere be-
ſchreibung und beſtimmung des zweiten enthält (z. b.
gelb-grün, ein grün das ins gelbe ſpielt; grün-gelb ein
gelb, das ins grüne; alt-greis gleichſam grau von alter),
oder adverbialiſch, z. b. all-mächtig, gänzlich mächtig,
eitel-neu gänzlich neu, zumahl bei in dem zweiten wort
reger verbalbedeutung, z. b. weit-läuftig, late excurrens,
mhd. hôh-ſprunge, alte ſaliens, oder endlich praepoſitio-
nell, inſofern ſubſtantiviſche bedeutung des zweiten worts
vorwaltet, die bildung des adjectivs faſt nur der com-
poſition zu gefallen geſchieht, z. b. ahd. chlein-ſtimme,
klein von ſtimme, hrein-hërz rein von herz. Denn man
kann in dieſem fall keine vorausgehende comp. mit dem
ſubſt. ſelbſt annehmen, z. b. chlein-ſtimma, hrein-hërza,
aus welcher die adj. bloß abgeleitet wären, da umgekehrt,
ſobald ſubſt. nöthig ſind, dieſe erſt aus dem adj. gebildet
werden müßen, z. b. chlein-ſtimmî, hrein-hërzî. Freilich
berühren ſich dergleichen compoſita mit den vorhin be-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/667>, abgerufen am 22.11.2024.
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