enixa) ny-foeddr (recens natus) ny-klakinn (idem) ny-ko- minn (novitius) ny-qvaentr (nuper nuptus); sann-kalladr (vere dictus) sann-radinn (revera circumventus); sael-bo- rinn (fauste natus); skamm-taladr (pauciloquus); stor-hu- gadr (magnanimus); svinn-hugadr (callidus) u. a. m. -- mhd. alt-sprochen (sermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge- sprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illustris) Parc.; niuwe- born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-sliffen Nib.; traut-er- welt Barl. -- nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo- ren; frei-gelaßen; frisch-gefallen; frisch-gebrochen; hoch- gepriesen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge- tüncht; roth-beflammt; schwarz-gefärbt u. a. m. Deut- liches zeichen, daß die composition nicht das ganze ver- bum, bloß das part. angeht, ist die stellung der partikel ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt- spreche, alt-sprach, frisch-falle, frisch-fiel, so würde das part. gealtsprochen, gefrischfallen lauten (s. 582.). -- Aus dem schwed. führe ich, ihrer sonderbarkeit wegen, die zus. setzung mit -vulen an, welches ein entstelltes part. praet. ist, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel- mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) schwed. valla. Man componiert: knarr-vulen (morosus) vom altn. knarr (strenuus) saur-vulen (austerus) von saur (acidus) ill- vulen (miser) und so auch mit dem subst. karl: karl-wu- len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor- ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar- vorn (morosus). Ein altn. knar-ollinn, saur-ollinn, karl- ollinn habe ich nirgends gelesen.
IV. adject. zus. setzung mit dem inf.
Daß nhd. composita wie frei-sprechen, hoch-achten, hoch-schätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich- stellen, gleich-setzen, gering-achten, gering-schätzen, selig- machen, selig-sprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch- tet ein. Im praesens ind. löst sich die verbindung auf: ich spreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge- nicht vornen hin (gefreisprochen) sondern in die mitte (freigesprochcn). Es ist nur schwer zu sagen, auf welche weise die composition mit dem inf. stattgefunden hat. War sie eine eigentliche, so kann fie sehr alt sein. Rückte aber der vorgesetzte acc. oder das adv. an das verbum, so scheint sie erst in der spätern zeit zu stande gekommen. Ein urtheil hierüber wird sich aus den untersuchungen im folgenden buche ergeben, welche construction der
U u 2
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.
enixa) nŷ-fœddr (recens natus) nŷ-klakinn (idem) nŷ-ko- minn (novitius) nŷ-qvæntr (nuper nuptus); ſann-kalladr (vere dictus) ſann-râdinn (revera circumventus); ſæl-bo- rinn (fauſte natus); ſkamm-taladr (pauciloquus); ſtor-hu- gadr (magnanimus); ſvinn-hugadr (callidus) u. a. m. — mhd. alt-ſprochen (ſermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge- ſprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illuſtris) Parc.; niuwe- born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-ſliffen Nib.; trût-er- welt Barl. — nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo- ren; frei-gelaßen; friſch-gefallen; friſch-gebrochen; hoch- geprieſen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge- tüncht; roth-beflammt; ſchwarz-gefärbt u. a. m. Deut- liches zeichen, daß die compoſition nicht das ganze ver- bum, bloß das part. angeht, iſt die ſtellung der partikel ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt- ſpreche, alt-ſprach, friſch-falle, friſch-fiel, ſo würde das part. gealtſprochen, gefriſchfallen lauten (ſ. 582.). — Aus dem ſchwed. führe ich, ihrer ſonderbarkeit wegen, die zuſ. ſetzung mit -vulen an, welches ein entſtelltes part. praet. iſt, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel- mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) ſchwed. vålla. Man componiert: knarr-vulen (moroſus) vom altn. knârr (ſtrenuus) ſûr-vulen (auſterus) von ſûr (acidus) ill- vulen (miſer) und ſo auch mit dem ſubſt. karl: karl-wu- len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor- ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar- vorn (moroſus). Ein altn. knâr-ollinn, ſûr-ollinn, karl- ollinn habe ich nirgends geleſen.
IV. adject. zuſ. ſetzung mit dem inf.
Daß nhd. compoſita wie frei-ſprechen, hoch-achten, hoch-ſchätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich- ſtellen, gleich-ſetzen, gering-achten, gering-ſchätzen, ſelig- machen, ſelig-ſprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch- tet ein. Im praeſens ind. löſt ſich die verbindung auf: ich ſpreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge- nicht vornen hin (gefreiſprochen) ſondern in die mitte (freigeſprochcn). Es iſt nur ſchwer zu ſagen, auf welche weiſe die compoſition mit dem inf. ſtattgefunden hat. War ſie eine eigentliche, ſo kann fie ſehr alt ſein. Rückte aber der vorgeſetzte acc. oder das adv. an das verbum, ſo ſcheint ſie erſt in der ſpätern zeit zu ſtande gekommen. Ein urtheil hierüber wird ſich aus den unterſuchungen im folgenden buche ergeben, welche conſtruction der
U u 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0693"n="675"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.</hi></hi></fw><lb/>
enixa) nŷ-fœddr (recens natus) nŷ-klakinn (idem) nŷ-ko-<lb/>
minn (novitius) nŷ-qvæntr (nuper nuptus); ſann-kalladr<lb/>
(vere dictus) ſann-râdinn (revera circumventus); ſæl-bo-<lb/>
rinn (fauſte natus); ſkamm-taladr (pauciloquus); ſtor-hu-<lb/>
gadr (magnanimus); ſvinn-hugadr (callidus) u. a. m. — mhd.<lb/>
alt-ſprochen (ſermone tritus) pf. ch. 26<hirendition="#sup">a</hi> Karl 28<hirendition="#sup">b</hi> alt-ge-<lb/>ſprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illuſtris) Parc.; niuwe-<lb/>
born, niuwe-brochen troj. 55<hirendition="#sup">b</hi> niuwe-ſliffen Nib.; trût-er-<lb/>
welt Barl. — nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo-<lb/>
ren; frei-gelaßen; friſch-gefallen; friſch-gebrochen; hoch-<lb/>
geprieſen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge-<lb/>
tüncht; roth-beflammt; ſchwarz-gefärbt u. a. m. Deut-<lb/>
liches zeichen, daß die compoſition nicht das ganze ver-<lb/>
bum, bloß das part. angeht, iſt die ſtellung der partikel<lb/><hirendition="#i">ge-</hi> in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt-<lb/>ſpreche, alt-ſprach, friſch-falle, friſch-fiel, ſo würde das<lb/>
part. gealtſprochen, gefriſchfallen lauten (ſ. 582.). — Aus<lb/>
dem ſchwed. führe ich, ihrer ſonderbarkeit wegen, die<lb/>
zuſ. ſetzung mit -vulen an, welches ein entſtelltes part.<lb/>
praet. iſt, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel-<lb/>
mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) ſchwed.<lb/>
vålla. Man componiert: knarr-vulen (moroſus) vom altn.<lb/>
knârr (ſtrenuus) ſûr-vulen (auſterus) von ſûr (acidus) ill-<lb/>
vulen (miſer) und ſo auch mit dem ſubſt. karl: karl-wu-<lb/>
len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144<hirendition="#sup">a</hi> kare-vor-<lb/>
ren ibid. 57<hirendition="#sup">a</hi> (vörre = völle, ibid. 145<hirendition="#sup">b</hi>). Dän. knar-<lb/>
vorn (moroſus). Ein altn. knâr-ollinn, ſûr-ollinn, karl-<lb/>
ollinn habe ich nirgends geleſen.</p></div><lb/><divn="6"><head>IV. <hirendition="#i">adject. zuſ. ſetzung mit dem inf.</hi></head><lb/><p>Daß nhd. compoſita wie frei-ſprechen, hoch-achten,<lb/>
hoch-ſchätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich-<lb/>ſtellen, gleich-ſetzen, gering-achten, gering-ſchätzen, ſelig-<lb/>
machen, ſelig-ſprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls<lb/>
die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch-<lb/>
tet ein. Im praeſens ind. löſt ſich die verbindung auf:<lb/>
ich ſpreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge-<lb/>
nicht vornen hin (gefreiſprochen) ſondern in die mitte<lb/>
(freigeſprochcn). Es iſt nur ſchwer zu ſagen, auf welche<lb/>
weiſe die compoſition mit dem inf. ſtattgefunden hat.<lb/>
War ſie eine eigentliche, ſo kann fie ſehr alt ſein. Rückte<lb/>
aber der vorgeſetzte acc. oder das adv. an das verbum,<lb/>ſo ſcheint ſie erſt in der ſpätern zeit zu ſtande gekommen.<lb/>
Ein urtheil hierüber wird ſich aus den unterſuchungen<lb/>
im folgenden buche ergeben, welche conſtruction der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u 2</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[675/0693]
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.
enixa) nŷ-fœddr (recens natus) nŷ-klakinn (idem) nŷ-ko-
minn (novitius) nŷ-qvæntr (nuper nuptus); ſann-kalladr
(vere dictus) ſann-râdinn (revera circumventus); ſæl-bo-
rinn (fauſte natus); ſkamm-taladr (pauciloquus); ſtor-hu-
gadr (magnanimus); ſvinn-hugadr (callidus) u. a. m. — mhd.
alt-ſprochen (ſermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge-
ſprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illuſtris) Parc.; niuwe-
born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-ſliffen Nib.; trût-er-
welt Barl. — nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo-
ren; frei-gelaßen; friſch-gefallen; friſch-gebrochen; hoch-
geprieſen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge-
tüncht; roth-beflammt; ſchwarz-gefärbt u. a. m. Deut-
liches zeichen, daß die compoſition nicht das ganze ver-
bum, bloß das part. angeht, iſt die ſtellung der partikel
ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt-
ſpreche, alt-ſprach, friſch-falle, friſch-fiel, ſo würde das
part. gealtſprochen, gefriſchfallen lauten (ſ. 582.). — Aus
dem ſchwed. führe ich, ihrer ſonderbarkeit wegen, die
zuſ. ſetzung mit -vulen an, welches ein entſtelltes part.
praet. iſt, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel-
mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) ſchwed.
vålla. Man componiert: knarr-vulen (moroſus) vom altn.
knârr (ſtrenuus) ſûr-vulen (auſterus) von ſûr (acidus) ill-
vulen (miſer) und ſo auch mit dem ſubſt. karl: karl-wu-
len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor-
ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar-
vorn (moroſus). Ein altn. knâr-ollinn, ſûr-ollinn, karl-
ollinn habe ich nirgends geleſen.
IV. adject. zuſ. ſetzung mit dem inf.
Daß nhd. compoſita wie frei-ſprechen, hoch-achten,
hoch-ſchätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich-
ſtellen, gleich-ſetzen, gering-achten, gering-ſchätzen, ſelig-
machen, ſelig-ſprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls
die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch-
tet ein. Im praeſens ind. löſt ſich die verbindung auf:
ich ſpreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge-
nicht vornen hin (gefreiſprochen) ſondern in die mitte
(freigeſprochcn). Es iſt nur ſchwer zu ſagen, auf welche
weiſe die compoſition mit dem inf. ſtattgefunden hat.
War ſie eine eigentliche, ſo kann fie ſehr alt ſein. Rückte
aber der vorgeſetzte acc. oder das adv. an das verbum,
ſo ſcheint ſie erſt in der ſpätern zeit zu ſtande gekommen.
Ein urtheil hierüber wird ſich aus den unterſuchungen
im folgenden buche ergeben, welche conſtruction der
U u 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/693>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.