men); litth. imti (capere) ohne daß sich ein entsprechen- des subst. fände; lett. jemt, neben n-jemt (capere); alt- preuß. imt (capere) emnes (nomen) welches alles die wurzelhaftigkeit des n verdächtig macht, nur aber ver- liert es sich in ein fast unerreichbares alterthum, wie schon das lat. n-omen (vgl. omen, zeichen) darthut und ist das gr. onoma mit nemo verwandt oder on-oma für en-oma? Wie viele wurzeln mit anlautendem n, g, b, fl, fr, sl, sm, sn wären hier durch eine unvorsichtig aufgestellte regel an- zufechten! Dazu kommt daß sich im ahd. und mhd. umgekehrt unorganischer vocal zwischen wurzelhafte con- sonanzverbindungen einzudrängen scheint, vgl. terawid (minitatur) ker. 196. f. trawid (wie daselbst 215); gerin- dela N. 106, 15. f. grindela; chereftic N. 88, 1. für chref- tic; chenebil flor. 984b f. chnebil; chinito (pinso) doc. 205b f. chnito, chenete N. 81, 1. f. chnete; und nicht sel- ten ziwei, zeweivel etc. f. zwei, zweivel.
7) keiner partikelzusammensetzung gebührt der com- positionsvocal. Scheinbar tragen ihn an sich a) composita mit partikeln, denen -a als bildungsvocal zusteht, wovon cap. V. näher handelt, z. b. goth. ana, vaila, ahd. apa, opa, hina. Da dieses -a ebenwohl außer der composition vorhanden ist, kann es nicht zu ihr gehören. b) aus- nahmsweise einzelne untrennbare, namentlich goth. anda- für und neben and-; ahd. una- statt des gewöhnlichen un-, falls der lesart zu trauen ist; belege hernach in der abhandlung. Eher sind diese formen überreste der älte- ren, trennbaren gestalt, als compositionsvocalisch. g) bei dem untrennbaren ahd. ita- (re-) und vielleicht einzelnen ähnlichen könnte indessen wahrer compositionsvocal wal- ten, d. h. wirkliches subst. oder adj. unterliegen, mithin gar keine partikelcomposition vorhanden sein. Denn auch andere nominalzusammensetzungen, besonders die, welche vielheit und mangel, fülle und leere, gleichheit und haft ausdrücken, begegnen sich dem sinne nach mit partikel- compositis. So entspricht ata- (s. 417.) dem lat. jugiter; bora- (s. 550.) dem nimis; missa- (s. 470.) dem dis-; sina- (s. 554.) dem con-, gr. sun-; ala-, fola-, sama-, epan-, wana- (s. 672.) andern partikeln. Und, wie eins dersel- ben, sama, trennbare partikel wird, wären vielleicht meh- rere auf -a aus ursprünglichem compositionsvocal zu deu- ten? Diese frage verliert sich wieder in das dunkel un- seres sprachalterthums; ihre theilweise bejahung würde an der hier aufgestellten grundregel nichts ändern, sondern bloß einzelne partikelcomposita in nominale verwandeln.
III. partikelcompoſition. — einleitung.
men); litth. imti (capere) ohne daß ſich ein entſprechen- des ſubſt. fände; lett. jemt, neben n-jemt (capere); alt- preuß. imt (capere) emnes (nomen) welches alles die wurzelhaftigkeit des n verdächtig macht, nur aber ver- liert es ſich in ein faſt unerreichbares alterthum, wie ſchon das lat. n-omen (vgl. omen, zeichen) darthut und iſt das gr. ὄνομα mit νέμω verwandt oder ὄν-ομα für ἐν-ομα? Wie viele wurzeln mit anlautendem n, g, b, fl, fr, ſl, ſm, ſn wären hier durch eine unvorſichtig aufgeſtellte regel an- zufechten! Dazu kommt daß ſich im ahd. und mhd. umgekehrt unorganiſcher vocal zwiſchen wurzelhafte con- ſonanzverbindungen einzudrängen ſcheint, vgl. terawid (minitatur) ker. 196. f. trawid (wie daſelbſt 215); gerin- dela N. 106, 15. f. grindela; chereftic N. 88, 1. für chref- tic; chenebil flor. 984b f. chnebil; chinito (pinſo) doc. 205b f. chnito, chenëte N. 81, 1. f. chnëte; und nicht ſel- ten ziwei, zewîvel etc. f. zwei, zwîvel.
7) keiner partikelzuſammenſetzung gebührt der com- poſitionsvocal. Scheinbar tragen ihn an ſich α) compoſita mit partikeln, denen -a als bildungsvocal zuſteht, wovon cap. V. näher handelt, z. b. goth. ana, váila, ahd. apa, opa, hina. Da dieſes -a ebenwohl außer der compoſition vorhanden iſt, kann es nicht zu ihr gehören. β) aus- nahmsweiſe einzelne untrennbare, namentlich goth. anda- für und neben and-; ahd. una- ſtatt des gewöhnlichen un-, falls der lesart zu trauen iſt; belege hernach in der abhandlung. Eher ſind dieſe formen überreſte der älte- ren, trennbaren geſtalt, als compoſitionsvocaliſch. γ) bei dem untrennbaren ahd. ita- (re-) und vielleicht einzelnen ähnlichen könnte indeſſen wahrer compoſitionsvocal wal- ten, d. h. wirkliches ſubſt. oder adj. unterliegen, mithin gar keine partikelcompoſition vorhanden ſein. Denn auch andere nominalzuſammenſetzungen, beſonders die, welche vielheit und mangel, fülle und leere, gleichheit und haft ausdrücken, begegnen ſich dem ſinne nach mit partikel- compoſitis. So entſpricht ata- (ſ. 417.) dem lat. jugiter; bora- (ſ. 550.) dem nimis; miſſa- (ſ. 470.) dem dis-; ſina- (ſ. 554.) dem con-, gr. σύν-; ala-, fola-, ſama-, ëpan-, wana- (ſ. 672.) andern partikeln. Und, wie eins derſel- ben, ſama, trennbare partikel wird, wären vielleicht meh- rere auf -a aus urſprünglichem compoſitionsvocal zu deu- ten? Dieſe frage verliert ſich wieder in das dunkel un- ſeres ſprachalterthums; ihre theilweiſe bejahung würde an der hier aufgeſtellten grundregel nichts ändern, ſondern bloß einzelne partikelcompoſita in nominale verwandeln.
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III. partikelcompoſition. — einleitung.
men); litth. imti (capere) ohne daß ſich ein entſprechen-
des ſubſt. fände; lett. jemt, neben n-jemt (capere); alt-
preuß. imt (capere) emnes (nomen) welches alles die
wurzelhaftigkeit des n verdächtig macht, nur aber ver-
liert es ſich in ein faſt unerreichbares alterthum, wie ſchon
das lat. n-omen (vgl. omen, zeichen) darthut und iſt das gr.
ὄνομα mit νέμω verwandt oder ὄν-ομα für ἐν-ομα? Wie
viele wurzeln mit anlautendem n, g, b, fl, fr, ſl, ſm, ſn
wären hier durch eine unvorſichtig aufgeſtellte regel an-
zufechten! Dazu kommt daß ſich im ahd. und mhd.
umgekehrt unorganiſcher vocal zwiſchen wurzelhafte con-
ſonanzverbindungen einzudrängen ſcheint, vgl. terawid
(minitatur) ker. 196. f. trawid (wie daſelbſt 215); gerin-
dela N. 106, 15. f. grindela; chereftic N. 88, 1. für chref-
tic; chenebil flor. 984b f. chnebil; chinito (pinſo) doc.
205b f. chnito, chenëte N. 81, 1. f. chnëte; und nicht ſel-
ten ziwei, zewîvel etc. f. zwei, zwîvel.
7) keiner partikelzuſammenſetzung gebührt der com-
poſitionsvocal. Scheinbar tragen ihn an ſich α) compoſita
mit partikeln, denen -a als bildungsvocal zuſteht, wovon
cap. V. näher handelt, z. b. goth. ana, váila, ahd. apa,
opa, hina. Da dieſes -a ebenwohl außer der compoſition
vorhanden iſt, kann es nicht zu ihr gehören. β) aus-
nahmsweiſe einzelne untrennbare, namentlich goth. anda-
für und neben and-; ahd. una- ſtatt des gewöhnlichen
un-, falls der lesart zu trauen iſt; belege hernach in der
abhandlung. Eher ſind dieſe formen überreſte der älte-
ren, trennbaren geſtalt, als compoſitionsvocaliſch. γ) bei
dem untrennbaren ahd. ita- (re-) und vielleicht einzelnen
ähnlichen könnte indeſſen wahrer compoſitionsvocal wal-
ten, d. h. wirkliches ſubſt. oder adj. unterliegen, mithin
gar keine partikelcompoſition vorhanden ſein. Denn auch
andere nominalzuſammenſetzungen, beſonders die, welche
vielheit und mangel, fülle und leere, gleichheit und haft
ausdrücken, begegnen ſich dem ſinne nach mit partikel-
compoſitis. So entſpricht ata- (ſ. 417.) dem lat. jugiter;
bora- (ſ. 550.) dem nimis; miſſa- (ſ. 470.) dem dis-; ſina-
(ſ. 554.) dem con-, gr. σύν-; ala-, fola-, ſama-, ëpan-,
wana- (ſ. 672.) andern partikeln. Und, wie eins derſel-
ben, ſama, trennbare partikel wird, wären vielleicht meh-
rere auf -a aus urſprünglichem compoſitionsvocal zu deu-
ten? Dieſe frage verliert ſich wieder in das dunkel un-
ſeres ſprachalterthums; ihre theilweiſe bejahung würde
an der hier aufgeſtellten grundregel nichts ändern, ſondern
bloß einzelne partikelcompoſita in nominale verwandeln.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/720>, abgerufen am 22.11.2024.
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