men, wo die form der partikel ganz die nämliche ist. Verwandte partikeln sind: miti- dem pei- (ahd. miti-slaf, nhd. bei-schlaf); ka- dem pi- (ahd. ka-heiß wie pi-heiß), ana- dem pi- (ahd. ana-gin, mhd. be-gin), doch mangelt beiden dem ka- und an- die in be- liegende idee des um (peri), an- bezeichnet einseitige, be- mehrseitige wirkung auf den gegenstand. Einigemahl scheinen auch pei- und pi- (vergleichbar dem ab-, aftar-, nah-, hintar-) das ge- ringe, verächtliche und böse auszudrücken, so in bei-weip, pi-sprahha, pi-wan (argwohn).
du- (ad-), der lautverschiebung entgangen, für tu stehend, d. h. dem ahd. za, zi entsprechend nach dem vocalwechsel, welcher auch zwischen goth. us und ahd. ar, ir, ur stattfindet. Diese, überall trennbare partikel erleidet eine dem eben abgehandelten bi- analoge verän- derung dadurch, daß sie theils den vocal verlängert, theils schwächt. So entspringt im sächs. to für to = tu, ahd. zo, zuo, zua, wenn der begriff stärker und sinnlicher; sächs. te = ti, ahd. ze = zi, za, wenn er schwächer ist. Der nordischen mundart mangelt sie wiederum, gleich dem bi, durchaus, denn daß sie dem an ihrer statt ge- brauchten til formell verwandt sei, leidet zweifel. Bei Ulf. stehet du in keiner einzigen stelle vor dem nomen außer Matth. 9, 16, wenn man du-plata (epiblema) für ein compos. nehmen darf, welches wegen verderbtheit der beiden folgenden wörter und der parallelstelle Marc. 2, 21, wo das nämliche gr. wort mit dem einfachen plat übersetzt ist, verdacht erregt. Im ahd. alts. und ags. ge- hen nomen und verbum composition mit dem langen zuo-, to- (wie mit pei-, bei-), niemahls aber mit zi- za- *), ze-, te- ein (unähnlich der compos. mit pi-, be-). Hier- von könnte die ursache darin liegen, daß zi- und te-, wie wir unter dem folgenden artikel sehen werden, das goth. dis- vertreten müßen. Reichliche beispiele goth. zusammensetzungen des nomens mit du- (für ahd. zuo- und zi-) würden dies zur gewisheit bringen. Für die
*) die s. 318. versuchte deutung des ahd. zaturra ist fahren zu laßen wegen zatre (meretrix) ker. 180. 181. zatare 259. und des noch heute provinziell gebräuchlichen zatter, zotter, zotte. Ablei- tung ist folglich -urra, wurzel zat-, vielleicht zat- zu schreiben. Noch weniger darf etwas gegen den obigen satz aus den unbe- hülflichen übersetzungen ze manungau (ad monitionem f. admoni- tionem) K. 16b ze wunske (ad optionem f. adoptionis) K. 20a und za teile (ad divisionem f. distributio) K. 35b gefolgert werden. Er hätte schreiben sollen: zuamanunga, zuawunsces, zuateilunga.
III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
men, wo die form der partikel ganz die nämliche iſt. Verwandte partikeln ſind: miti- dem pî- (ahd. miti-ſlâf, nhd. bei-ſchlaf); ka- dem pi- (ahd. ka-heiƷ wie pi-heiƷ), ana- dem pi- (ahd. ana-gin, mhd. be-gin), doch mangelt beiden dem ka- und an- die in be- liegende idee des um (περί), an- bezeichnet einſeitige, be- mehrſeitige wirkung auf den gegenſtand. Einigemahl ſcheinen auch pî- und pi- (vergleichbar dem ab-, aftar-, nâh-, hintar-) das ge- ringe, verächtliche und böſe auszudrücken, ſo in bî-wîp, pi-ſprâhha, pi-wân (argwohn).
du- (ad-), der lautverſchiebung entgangen, für tu ſtehend, d. h. dem ahd. za, zi entſprechend nach dem vocalwechſel, welcher auch zwiſchen goth. us und ahd. ar, ir, ur ſtattfindet. Dieſe, überall trennbare partikel erleidet eine dem eben abgehandelten bi- analoge verän- derung dadurch, daß ſie theils den vocal verlängert, theils ſchwächt. So entſpringt im ſächſ. tô für to = tu, ahd. zô, zuo, zua, wenn der begriff ſtärker und ſinnlicher; ſächſ. të = ti, ahd. zë = zi, za, wenn er ſchwächer iſt. Der nordiſchen mundart mangelt ſie wiederum, gleich dem bi, durchaus, denn daß ſie dem an ihrer ſtatt ge- brauchten til formell verwandt ſei, leidet zweifel. Bei Ulf. ſtehet du in keiner einzigen ſtelle vor dem nomen außer Matth. 9, 16, wenn man du-plata (ἐπίβλημα) für ein compoſ. nehmen darf, welches wegen verderbtheit der beiden folgenden wörter und der parallelſtelle Marc. 2, 21, wo das nämliche gr. wort mit dem einfachen plat überſetzt iſt, verdacht erregt. Im ahd. altſ. und agſ. ge- hen nomen und verbum compoſition mit dem langen zuo-, tô- (wie mit pî-, bî-), niemahls aber mit zi- za- *), zë-, të- ein (unähnlich der compoſ. mit pi-, bë-). Hier- von könnte die urſache darin liegen, daß zi- und të-, wie wir unter dem folgenden artikel ſehen werden, das goth. dis- vertreten müßen. Reichliche beiſpiele goth. zuſammenſetzungen des nomens mit du- (für ahd. zuo- und zi-) würden dies zur gewisheit bringen. Für die
*) die ſ. 318. verſuchte deutung des ahd. zaturra iſt fahren zu laßen wegen zatre (meretrix) ker. 180. 181. zatare 259. und des noch heute provinziell gebräuchlichen zatter, zotter, zotte. Ablei- tung iſt folglich -urra, wurzel zat-, vielleicht zât- zu ſchreiben. Noch weniger darf etwas gegen den obigen ſatz aus den unbe- hülflichen überſetzungen ze manungû (ad monitionem f. admoni- tionem) K. 16b ze wunſke (ad optionem f. adoptionis) K. 20a und za teile (ad diviſionem f. diſtributio) K. 35b gefolgert werden. Er hätte ſchreiben ſollen: zuamanunga, zuawunſces, zuateilunga.
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III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
men, wo die form der partikel ganz die nämliche iſt.
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nhd. bei-ſchlaf); ka- dem pi- (ahd. ka-heiƷ wie pi-heiƷ),
ana- dem pi- (ahd. ana-gin, mhd. be-gin), doch mangelt
beiden dem ka- und an- die in be- liegende idee des um
(περί), an- bezeichnet einſeitige, be- mehrſeitige wirkung
auf den gegenſtand. Einigemahl ſcheinen auch pî- und
pi- (vergleichbar dem ab-, aftar-, nâh-, hintar-) das ge-
ringe, verächtliche und böſe auszudrücken, ſo in bî-wîp,
pi-ſprâhha, pi-wân (argwohn).
du- (ad-), der lautverſchiebung entgangen, für tu
ſtehend, d. h. dem ahd. za, zi entſprechend nach dem
vocalwechſel, welcher auch zwiſchen goth. us und ahd.
ar, ir, ur ſtattfindet. Dieſe, überall trennbare partikel
erleidet eine dem eben abgehandelten bi- analoge verän-
derung dadurch, daß ſie theils den vocal verlängert, theils
ſchwächt. So entſpringt im ſächſ. tô für to = tu, ahd.
zô, zuo, zua, wenn der begriff ſtärker und ſinnlicher;
ſächſ. të = ti, ahd. zë = zi, za, wenn er ſchwächer iſt.
Der nordiſchen mundart mangelt ſie wiederum, gleich
dem bi, durchaus, denn daß ſie dem an ihrer ſtatt ge-
brauchten til formell verwandt ſei, leidet zweifel. Bei
Ulf. ſtehet du in keiner einzigen ſtelle vor dem nomen
außer Matth. 9, 16, wenn man du-plata (ἐπίβλημα) für
ein compoſ. nehmen darf, welches wegen verderbtheit
der beiden folgenden wörter und der parallelſtelle Marc.
2, 21, wo das nämliche gr. wort mit dem einfachen plat
überſetzt iſt, verdacht erregt. Im ahd. altſ. und agſ. ge-
hen nomen und verbum compoſition mit dem langen
zuo-, tô- (wie mit pî-, bî-), niemahls aber mit zi- za- *),
zë-, të- ein (unähnlich der compoſ. mit pi-, bë-). Hier-
von könnte die urſache darin liegen, daß zi- und të-,
wie wir unter dem folgenden artikel ſehen werden, das
goth. dis- vertreten müßen. Reichliche beiſpiele goth.
zuſammenſetzungen des nomens mit du- (für ahd. zuo-
und zi-) würden dies zur gewisheit bringen. Für die
*) die ſ. 318. verſuchte deutung des ahd. zaturra iſt fahren zu
laßen wegen zatre (meretrix) ker. 180. 181. zatare 259. und des
noch heute provinziell gebräuchlichen zatter, zotter, zotte. Ablei-
tung iſt folglich -urra, wurzel zat-, vielleicht zât- zu ſchreiben.
Noch weniger darf etwas gegen den obigen ſatz aus den unbe-
hülflichen überſetzungen ze manungû (ad monitionem f. admoni-
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za teile (ad diviſionem f. diſtributio) K. 35b gefolgert werden. Er
hätte ſchreiben ſollen: zuamanunga, zuawunſces, zuateilunga.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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