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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomposition. -- part. mit nom.
stattfinden. Ahd. heim-prunc (reditus) wirceb. 978a 979b.
Ags. ham-färeld (iter ad domum). Altn. heim-bod (invi-
tatio ad epulas); heim-för (reditus) heim-faus (domum
eundi cupidus) heim-fysi (nostalgia); heim-koma (reditus);
heim-sokn (visitatio); heim-syki (nostalgia). Nhd. heim-
gang; heim-fahrt; heim-kehr; heim-weh.

altn. hia (apud, juxta), schwed. dän. hos, eine trenn-
bare, den andern deutschen mundarten völlig fehlende *)
partikel. Sie ersetzt das goth. bi, ahd. pi, in der siunli-
chen bedeutung, nicht in der abstracten, hat also weit
kleinern umfang. Ihr ursprung liegt noch verhüllt. Sollte
sie uneinfach und zus. gesetzt sein aus hi-a (vgl. eftir-a,
postea)? hi der ablaut von hei (goth. heiv, mansio, domus,
propinquitas)? **) vgl. hion (familia, conjuges), auf jeden
fall gehört sie zu dieser wurzel, wenn auch das a nicht
aus der praep., sondern aus einer flexion erklärt werden
müste. Das -s im neunord. scheint unorganisch hinzuge-
treten (wie in tills für till) und aus hia, hia, ha, ho ge-
worden. Im altn. tritt die part. vor folgende nomina:
hia-barn (proles illegitima, nebenkind); hia-byli (villula)
verschieden aber verwandt mit dem eigentl. comp. hei-
byli (domicilium); hia-gud (idolum, abgott); hia-hsidrun
(socordia. conniventia); hia-hveila (contubernium, concu-
bitus); hia-katr (absurdus); hia-kona (pellex, bei-weip);
hia-leggr (radius ulnae); hia-leiga (villa); hia-leitr (facie
limus, beisichtig); hia-roena (mentis inops); hia-sol (ne-
bensonne); hia-sögull (falsiloquus) ahd. pei-sprahhal; hia-stod
(auxilium, beistand); hia-trau (superstitio); hia-taungl (pa-
raselene); hia-vera (praesentia); hia-verk (opera succi-
siva); hia-vinna (idem); hia-veik (deflectio a via). Man
sieht, daß die bedeutungen zuweilen unserm bei-, zuwei-
len unserm ab- begegnen. Das neunord. hos componiert
sich nicht mehr mit nominibus, nur mit verbis; vor jene
setzt man das entlehnte bi-.

ahd. hiar, hier (hic); anzuführen weiß ich bloß hier-
wist (vita, das wohnen hier auf erden) Ludw. 19. dem
auch ein altn. her-vist entspricht.

hidre (huc) ags. hider, engl. hither: ags. hider-cyme
(adventus); hider-veard (horsum).

*) in dem volksdialect der sette communi, deutscher ansiede-
lungen im obern Italien, finde ich hoß für bei (Hormayrs tyrol
1, 46.); wenn die aufnahme richtig ist, vielleicht bloßes spiel des
zufalls und entstellung einer andern ahd. partikel, etwa des aß,
welches mit dem neunord. hos nichts zu thun hat.
**) franz. chez bekanntlich aus casa (domus).

III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
ſtattfinden. Ahd. heim-prunc (reditus) wirceb. 978a 979b.
Agſ. hâm-färeld (iter ad domum). Altn. heim-bod (invi-
tatio ad epulas); heim-för (reditus) heim-fûs (domum
eundi cupidus) heim-fŷſi (noſtalgia); heim-koma (reditus);
heim-ſôkn (viſitatio); heim-ſŷki (noſtalgia). Nhd. heim-
gang; heim-fahrt; heim-kehr; heim-weh.

altn. hiâ (apud, juxta), ſchwed. dän. hos, eine trenn-
bare, den andern deutſchen mundarten völlig fehlende *)
partikel. Sie erſetzt das goth. bi, ahd. pi, in der ſiunli-
chen bedeutung, nicht in der abſtracten, hat alſo weit
kleinern umfang. Ihr urſprung liegt noch verhüllt. Sollte
ſie uneinfach und zuſ. geſetzt ſein aus hi-â (vgl. eftir-â,
poſtea)? hi der ablaut von hî (goth. heiv, manſio, domus,
propinquitas)? **) vgl. hiôn (familia, conjuges), auf jeden
fall gehört ſie zu dieſer wurzel, wenn auch das â nicht
aus der praep., ſondern aus einer flexion erklärt werden
müſte. Das -s im neunord. ſcheint unorganiſch hinzuge-
treten (wie in tills für till) und aus hiâ, hiå, hå, ho ge-
worden. Im altn. tritt die part. vor folgende nomina:
hiâ-barn (proles illegitima, nebenkind); hiâ-bŷli (villula)
verſchieden aber verwandt mit dem eigentl. comp. hî-
bŷli (domicilium); hiâ-gud (idolum, abgott); hiâ-hſidrun
(ſocordia. conniventia); hiâ-hvîla (contubernium, concu-
bitus); hiâ-kâtr (abſurdus); hiâ-kona (pellex, bî-wîp);
hiâ-leggr (radius ulnae); hiâ-leiga (villa); hiâ-leitr (facie
limus, beiſichtig); hiâ-rœna (mentis inops); hiâ-ſôl (ne-
benſonne); hiâ-ſögull (falſiloquus) ahd. pî-ſprâhhal; hiâ-ſtôd
(auxilium, beiſtand); hiâ-trû (ſuperſtitio); hiâ-tûngl (pa-
raſelene); hiâ-vëra (praeſentia); hiâ-vërk (opera ſucci-
ſiva); hiâ-vinna (idem); hiâ-vîk (deflectio a via). Man
ſieht, daß die bedeutungen zuweilen unſerm bei-, zuwei-
len unſerm ab- begegnen. Das neunord. hos componiert
ſich nicht mehr mit nominibus, nur mit verbis; vor jene
ſetzt man das entlehnte bi-.

ahd. hiar, hier (hic); anzuführen weiß ich bloß hier-
wiſt (vita, das wohnen hier auf erden) Ludw. 19. dem
auch ein altn. hêr-viſt entſpricht.

hidrê (huc) agſ. hider, engl. hither: agſ. hider-cyme
(adventus); hider-vëard (horſum).

*) in dem volksdialect der ſette communi, deutſcher anſiede-
lungen im obern Italien, finde ich hoſz für bei (Hormayrs tyrol
1, 46.); wenn die aufnahme richtig iſt, vielleicht bloßes ſpiel des
zufalls und entſtellung einer andern ahd. partikel, etwa des aƷ,
welches mit dem neunord. hos nichts zu thun hat.
**) franz. chez bekanntlich aus caſa (domus).
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[756/0774] III. partikelcompoſition. — part. mit nom. ſtattfinden. Ahd. heim-prunc (reditus) wirceb. 978a 979b. Agſ. hâm-färeld (iter ad domum). Altn. heim-bod (invi- tatio ad epulas); heim-för (reditus) heim-fûs (domum eundi cupidus) heim-fŷſi (noſtalgia); heim-koma (reditus); heim-ſôkn (viſitatio); heim-ſŷki (noſtalgia). Nhd. heim- gang; heim-fahrt; heim-kehr; heim-weh. altn. hiâ (apud, juxta), ſchwed. dän. hos, eine trenn- bare, den andern deutſchen mundarten völlig fehlende *) partikel. Sie erſetzt das goth. bi, ahd. pi, in der ſiunli- chen bedeutung, nicht in der abſtracten, hat alſo weit kleinern umfang. Ihr urſprung liegt noch verhüllt. Sollte ſie uneinfach und zuſ. geſetzt ſein aus hi-â (vgl. eftir-â, poſtea)? hi der ablaut von hî (goth. heiv, manſio, domus, propinquitas)? **) vgl. hiôn (familia, conjuges), auf jeden fall gehört ſie zu dieſer wurzel, wenn auch das â nicht aus der praep., ſondern aus einer flexion erklärt werden müſte. Das -s im neunord. ſcheint unorganiſch hinzuge- treten (wie in tills für till) und aus hiâ, hiå, hå, ho ge- worden. Im altn. tritt die part. vor folgende nomina: hiâ-barn (proles illegitima, nebenkind); hiâ-bŷli (villula) verſchieden aber verwandt mit dem eigentl. comp. hî- bŷli (domicilium); hiâ-gud (idolum, abgott); hiâ-hſidrun (ſocordia. conniventia); hiâ-hvîla (contubernium, concu- bitus); hiâ-kâtr (abſurdus); hiâ-kona (pellex, bî-wîp); hiâ-leggr (radius ulnae); hiâ-leiga (villa); hiâ-leitr (facie limus, beiſichtig); hiâ-rœna (mentis inops); hiâ-ſôl (ne- benſonne); hiâ-ſögull (falſiloquus) ahd. pî-ſprâhhal; hiâ-ſtôd (auxilium, beiſtand); hiâ-trû (ſuperſtitio); hiâ-tûngl (pa- raſelene); hiâ-vëra (praeſentia); hiâ-vërk (opera ſucci- ſiva); hiâ-vinna (idem); hiâ-vîk (deflectio a via). Man ſieht, daß die bedeutungen zuweilen unſerm bei-, zuwei- len unſerm ab- begegnen. Das neunord. hos componiert ſich nicht mehr mit nominibus, nur mit verbis; vor jene ſetzt man das entlehnte bi-. ahd. hiar, hier (hic); anzuführen weiß ich bloß hier- wiſt (vita, das wohnen hier auf erden) Ludw. 19. dem auch ein altn. hêr-viſt entſpricht. hidrê (huc) agſ. hider, engl. hither: agſ. hider-cyme (adventus); hider-vëard (horſum). *) in dem volksdialect der ſette communi, deutſcher anſiede- lungen im obern Italien, finde ich hoſz für bei (Hormayrs tyrol 1, 46.); wenn die aufnahme richtig iſt, vielleicht bloßes ſpiel des zufalls und entſtellung einer andern ahd. partikel, etwa des aƷ, welches mit dem neunord. hos nichts zu thun hat. **) franz. chez bekanntlich aus caſa (domus).

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/774>, abgerufen am 22.11.2024.