die bedeutung von heimlichem schleppen und schlei- fen; -- aban, of (nr. 474.) aus af von iban (nr. 540.)? avar (iterum) könnte vermitteln; -- standan (nr. 72.) ver- hält sich zu studan (nr. 545.) fast wie das slav. staniti zu stati; -- gewagter scheint stalan, stol (nr. 464.) aus stal von stilan (nr. 313.) zu leiten? den gang der begriffe könnte niman erläutern, das wie stilan auferre heißt, wie nama (nomen, ordo, status) sich mit stal (locus, sta- tus) vergleicht; -- bestätigung der form swuoli (tepidus) st. swuli würde zu einem svalan, svol aus sval, svilan (nr. 317.) nöthigen; -- sind fairan, far (573.) und faran, for (nr. 73.) verwandt? -- fatan, fot (nr. 479.) erklärt nicht auslänglich alle wortformen, namentlich fordern das altn. fiötur, alth. veßar (compedes) das altn. fit (ruga, plica) fitja (plicare) ein verlorenes fitan, fat; -- vahsjan (nr. 108.) scheint aus vaihan, vah entsproßen, woraus sich das alth. wahi (venustus) und vielleicht vaihts, wiht sammt andern, die ich zu nr. 201. ge- schlagen habe, verständigen? -- hiermit fällt endlich auch erwünschtes licht auf ginuht nr. 489. vergl. mit naihvan nr. 559.
b) die zweite classe ist zahlreicher und begreift sämmt- liche verba der zwölften conj., die wegen ihrer doppel- ten consonanz niemahls reine wurzel zu enthalten schei- nen, der zweite hinzugetretene cons. nämlich ist unorg. gemination oder ableitungsbuchstabe. Sie entstehen aber entw. aus dem plur. praet. der achten, oder aus dem praes. der zehnten und eilften. Die, welche ich zur zeit auf diesem wege nachweisen kann, sind folgende: billan (nr. 333.) setzt ein verlorenes beilan, bail, bilun voraus (nr. 493.) dunkeler bedeutung, aus welchem aber das mhd. beil (latratus, Ulr. Trist. 3207., momentum, quo canes feram captam allatrant?) niederhess. noch heute beil, ferner das altn. bil (momentum) alth. piladi (imago) u. a. m. gedeutet werden müßen; -- glimmen (nr. 364.) aus gleiman (nr. 495.); -- sincan (nr. 398.) aus seigan (nr. 189.) -- sveindan (nr. 386.) aus sveinan (nr. 115.), im alth. und mhd. bestehen beide starke verba gleichzeitig; -- ganz analog fließt aus geinan (nr. 117.) ein mhd. ginden (hiscere) zu dem ich aber das praet. gant noch nicht gefun- den habe; -- das dunkle thaihsan, dehsen (nr. 462.) gehört wohl zu theihan (nr. 197.)? -- gilpan (nr. 345.) führe ich auf gilan (nr. 564.) das folglich zwei starke verba zeugt, galan und gilpan; -- brimman (nr. 359.) stammt aus ver- lornem briman, bram, bremun, brumans, wovon noch
III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
die bedeutung von heimlichem ſchleppen und ſchlei- fen; — aban, ôf (nr. 474.) aus af von ïban (nr. 540.)? avar (iterum) könnte vermitteln; — ſtandan (nr. 72.) ver- hält ſich zu ſtudan (nr. 545.) faſt wie das ſlav. ſtaniti zu ſtati; — gewagter ſcheint ſtalan, ſtôl (nr. 464.) aus ſtal von ſtilan (nr. 313.) zu leiten? den gang der begriffe könnte niman erläutern, das wie ſtilan auferre heißt, wie nama (nomen, ordo, ſtatus) ſich mit ſtal (locus, ſta- tus) vergleicht; — beſtätigung der form ſwuoli (tepidus) ſt. ſwuli würde zu einem ſvalan, ſvôl aus ſval, ſvilan (nr. 317.) nöthigen; — ſind faíran, far (573.) und faran, fôr (nr. 73.) verwandt? — fatan, fôt (nr. 479.) erklärt nicht auslänglich alle wortformen, namentlich fordern das altn. fiötur, alth. vëƷar (compedes) das altn. fit (ruga, plica) fitja (plicare) ein verlorenes fitan, fat; — vahſjan (nr. 108.) ſcheint aus vaíhan, vah entſproßen, woraus ſich das alth. wâhi (venuſtus) und vielleicht vaíhts, wiht ſammt andern, die ich zu nr. 201. ge- ſchlagen habe, verſtändigen? — hiermit fällt endlich auch erwünſchtes licht auf ginuht nr. 489. vergl. mit naíhvan nr. 559.
β) die zweite claſſe iſt zahlreicher und begreift ſämmt- liche verba der zwölften conj., die wegen ihrer doppel- ten conſonanz niemahls reine wurzel zu enthalten ſchei- nen, der zweite hinzugetretene conſ. nämlich iſt unorg. gemination oder ableitungsbuchſtabe. Sie entſtehen aber entw. aus dem plur. praet. der achten, oder aus dem praeſ. der zehnten und eilften. Die, welche ich zur zeit auf dieſem wege nachweiſen kann, ſind folgende: billan (nr. 333.) ſetzt ein verlorenes beilan, báil, bilun voraus (nr. 493.) dunkeler bedeutung, aus welchem aber das mhd. bîl (latratus, Ulr. Triſt. 3207., momentum, quo canes feram captam allatrant?) niederheſſ. noch heute beil, ferner das altn. bil (momentum) alth. piladi (imago) u. a. m. gedeutet werden müßen; — glimmen (nr. 364.) aus glîman (nr. 495.); — ſincan (nr. 398.) aus ſîgan (nr. 189.) — ſvîndan (nr. 386.) aus ſveinan (nr. 115.), im alth. und mhd. beſtehen beide ſtarke verba gleichzeitìg; — ganz analog fließt aus geinan (nr. 117.) ein mhd. ginden (hiſcere) zu dem ich aber das praet. gant noch nicht gefun- den habe; — das dunkle þaíhſan, dëhſen (nr. 462.) gehört wohl zu þeihan (nr. 197.)? — gilpan (nr. 345.) führe ich auf gilan (nr. 564.) das folglich zwei ſtarke verba zeugt, galan und gilpan; — brimman (nr. 359.) ſtammt aus ver- lornem briman, bram, brêmun, brumans, wovon noch
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III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
die bedeutung von heimlichem ſchleppen und ſchlei-
fen; — aban, ôf (nr. 474.) aus af von ïban (nr. 540.)?
avar (iterum) könnte vermitteln; — ſtandan (nr. 72.) ver-
hält ſich zu ſtudan (nr. 545.) faſt wie das ſlav. ſtaniti zu
ſtati; — gewagter ſcheint ſtalan, ſtôl (nr. 464.) aus
ſtal von ſtilan (nr. 313.) zu leiten? den gang der begriffe
könnte niman erläutern, das wie ſtilan auferre heißt,
wie nama (nomen, ordo, ſtatus) ſich mit ſtal (locus, ſta-
tus) vergleicht; — beſtätigung der form ſwuoli (tepidus)
ſt. ſwuli würde zu einem ſvalan, ſvôl aus ſval, ſvilan
(nr. 317.) nöthigen; — ſind faíran, far (573.) und faran,
fôr (nr. 73.) verwandt? — fatan, fôt (nr. 479.) erklärt
nicht auslänglich alle wortformen, namentlich fordern
das altn. fiötur, alth. vëƷar (compedes) das altn. fit
(ruga, plica) fitja (plicare) ein verlorenes fitan, fat; —
vahſjan (nr. 108.) ſcheint aus vaíhan, vah entſproßen,
woraus ſich das alth. wâhi (venuſtus) und vielleicht
vaíhts, wiht ſammt andern, die ich zu nr. 201. ge-
ſchlagen habe, verſtändigen? — hiermit fällt endlich
auch erwünſchtes licht auf ginuht nr. 489. vergl. mit
naíhvan nr. 559.
β) die zweite claſſe iſt zahlreicher und begreift ſämmt-
liche verba der zwölften conj., die wegen ihrer doppel-
ten conſonanz niemahls reine wurzel zu enthalten ſchei-
nen, der zweite hinzugetretene conſ. nämlich iſt unorg.
gemination oder ableitungsbuchſtabe. Sie entſtehen aber
entw. aus dem plur. praet. der achten, oder aus dem
praeſ. der zehnten und eilften. Die, welche ich zur
zeit auf dieſem wege nachweiſen kann, ſind folgende:
billan (nr. 333.) ſetzt ein verlorenes beilan, báil, bilun
voraus (nr. 493.) dunkeler bedeutung, aus welchem aber
das mhd. bîl (latratus, Ulr. Triſt. 3207., momentum, quo
canes feram captam allatrant?) niederheſſ. noch heute
beil, ferner das altn. bil (momentum) alth. piladi (imago)
u. a. m. gedeutet werden müßen; — glimmen (nr. 364.)
aus glîman (nr. 495.); — ſincan (nr. 398.) aus ſîgan
(nr. 189.) — ſvîndan (nr. 386.) aus ſveinan (nr. 115.), im
alth. und mhd. beſtehen beide ſtarke verba gleichzeitìg; —
ganz analog fließt aus geinan (nr. 117.) ein mhd. ginden
(hiſcere) zu dem ich aber das praet. gant noch nicht gefun-
den habe; — das dunkle þaíhſan, dëhſen (nr. 462.) gehört
wohl zu þeihan (nr. 197.)? — gilpan (nr. 345.) führe ich
auf gilan (nr. 564.) das folglich zwei ſtarke verba zeugt,
galan und gilpan; — brimman (nr. 359.) ſtammt aus ver-
lornem briman, bram, brêmun, brumans, wovon noch
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/89>, abgerufen am 21.11.2024.
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