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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. laut u. ablaut. schlußbemerkungen.
das alth. premo (oestrus) übrig; -- grimman (nr. 361.)
aus verlornem griman, gram, gremun, grumans woher
altn. gramr (fremens, iratus) mhd. gram, altn. gremja
(offendere) etc.; -- thinsan (nr. 396.) aus thinan (nr. 571.); --
finkan (nr. 601.) aus verlornem finan, fan, fenun, funans
(lucere, ardere) wovon goth. funa, altn. funi (ignis) viel-
leicht goth. fana, alth. vano (linteum, a splendore?) und
noch andere; -- sollte milkan (nr. 353.) zus. hängen mit
milan (nr. 560.)? vgl. die ähnlichkeit der milch mit dem
mehl und schnee (altn. miöll nix, mialli candor); --
faihtan (nr. 460.) mit faihan (309) und fahan (nr. 18.)? *) --
Andere wird fortgesetztes studium entdecken; begehrt die
theorie für jedes verbum zwölfter conj. einen einfache-
ren starken stamm, so sieht man, da sich nur wenige
nachweisen laßen, welche menge untergegangen ist.

g) die dritte, wiederum zahlreiche classe bezieht sich
auf die reduplicierenden conjugationen, von welchen nach-
folgende anmerkung handelt.

6) bisher ist, bei der ganzen anwendung des systems
starker conjugation auf die wortbildung, der reduplicieren-
den
gar noch nicht erwähnt worden. Denkbar wäre
nun, so gut der ablaut des praet. auf andere wörter ein-
fließt, daß auch die verdoppelung des praet. auf sie ein-
flöße. Durch alle deutschen sprachen gilt aber die aus-
nahmlose regel: reduplication, auf das praet. ind. und
conj. beschränkt, nicht einmahl in das participium über-
tretend, erstreckt sich nie in die übrige wortbildung.
Die bloß reduplicierenden verba stehen darin den schwa-
chen verbis gleich, daß der vocallaut des praesens in
allen davon gebildeten wörtern bleiben muß. Beispiele:
alth. val, -lles (casus) valla (decipula); goth. salt (sal);
valdufni (potestas); goth. gastalds (possessor) alth. haku-
stalt (coelebs); alth. spalt (rima); mhd. schalte (contus);
goth. -falths (-plex); alth. hals (collum); mhd. ban (in-
terdictum); spanne (sibula); goth. gafahs (captura) alth.
vanc; goth. faurahah (velum) alth. vorahanc; kanc (itio,
ambulacrum); heiß (jussio); untarsceit (discrimen); goth.
fraistubni (tentatio); alth. pigiht (confessio); leih, altn.

*) doch faihsan (630.) scheint ein verlornes fiuhan, fauh
fauhun vorauszusetzen, aus dessen pl. praet. noch fauho (vulpes f.)
übrig ist, so daß sich aus dem pl. praet. neunter ein pl. praet.
zwölster und daraus das ganze thema gebildet hätte? bestätigung
gewährt nr. 621. 631. das auf stiuran nr. 521. und liuhan nr. 538. weiset.

III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
das alth. prëmo (oeſtrus) übrig; — grimman (nr. 361.)
aus verlornem griman, gram, grêmun, grumans woher
altn. gramr (fremens, iratus) mhd. gram, altn. gremja
(offendere) etc.; — þinſan (nr. 396.) aus þinan (nr. 571.); —
finkan (nr. 601.) aus verlornem finan, fan, fênun, funans
(lucere, ardere) wovon goth. funa, altn. funi (ignis) viel-
leicht goth. fana, alth. vano (linteum, a ſplendore?) und
noch andere; — ſollte milkan (nr. 353.) zuſ. hängen mit
milan (nr. 560.)? vgl. die ähnlichkeit der milch mit dem
mehl und ſchnee (altn. miöll nix, mialli candor); —
faíhtan (nr. 460.) mit faíhan (309) und fahan (nr. 18.)? *)
Andere wird fortgeſetztes ſtudium entdecken; begehrt die
theorie für jedes verbum zwölfter conj. einen einfache-
ren ſtarken ſtamm, ſo ſieht man, da ſich nur wenige
nachweiſen laßen, welche menge untergegangen iſt.

γ) die dritte, wiederum zahlreiche claſſe bezieht ſich
auf die reduplicierenden conjugationen, von welchen nach-
folgende anmerkung handelt.

6) bisher iſt, bei der ganzen anwendung des ſyſtems
ſtarker conjugation auf die wortbildung, der reduplicieren-
den
gar noch nicht erwähnt worden. Denkbar wäre
nun, ſo gut der ablaut des praet. auf andere wörter ein-
fließt, daß auch die verdoppelung des praet. auf ſie ein-
flöße. Durch alle deutſchen ſprachen gilt aber die aus-
nahmloſe regel: reduplication, auf das praet. ind. und
conj. beſchränkt, nicht einmahl in das participium über-
tretend, erſtreckt ſich nie in die übrige wortbildung.
Die bloß reduplicierenden verba ſtehen darin den ſchwa-
chen verbis gleich, daß der vocallaut des praeſens in
allen davon gebildeten wörtern bleiben muß. Beiſpiele:
alth. val, -lles (caſus) valla (decipula); goth. ſalt (ſal);
valdufni (poteſtas); goth. gaſtalds (poſſeſſor) alth. haku-
ſtalt (coelebs); alth. ſpalt (rima); mhd. ſchalte (contus);
goth. -falþs (-plex); alth. hals (collum); mhd. ban (in-
terdictum); ſpanne (ſibula); goth. gafahs (captura) alth.
vanc; goth. faúrahah (velum) alth. vorahanc; kanc (itio,
ambulacrum); heiƷ (juſſio); untarſceit (diſcrimen); goth.
fráiſtubni (tentatio); alth. pigiht (confeſſio); leih, altn.

*) doch faihſan (630.) ſcheint ein verlornes fiuhan, fáuh
faúhun vorauszuſetzen, aus deſſen pl. praet. noch faúhô (vulpes f.)
übrig iſt, ſo daß ſich aus dem pl. praet. neunter ein pl. praet.
zwölſter und daraus das ganze thema gebildet hätte? beſtätigung
gewährt nr. 621. 631. das auf ſtiuran nr. 521. und liuhan nr. 538. weiſet.
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[72/0090] III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. das alth. prëmo (oeſtrus) übrig; — grimman (nr. 361.) aus verlornem griman, gram, grêmun, grumans woher altn. gramr (fremens, iratus) mhd. gram, altn. gremja (offendere) etc.; — þinſan (nr. 396.) aus þinan (nr. 571.); — finkan (nr. 601.) aus verlornem finan, fan, fênun, funans (lucere, ardere) wovon goth. funa, altn. funi (ignis) viel- leicht goth. fana, alth. vano (linteum, a ſplendore?) und noch andere; — ſollte milkan (nr. 353.) zuſ. hängen mit milan (nr. 560.)? vgl. die ähnlichkeit der milch mit dem mehl und ſchnee (altn. miöll nix, mialli candor); — faíhtan (nr. 460.) mit faíhan (309) und fahan (nr. 18.)? *) — Andere wird fortgeſetztes ſtudium entdecken; begehrt die theorie für jedes verbum zwölfter conj. einen einfache- ren ſtarken ſtamm, ſo ſieht man, da ſich nur wenige nachweiſen laßen, welche menge untergegangen iſt. γ) die dritte, wiederum zahlreiche claſſe bezieht ſich auf die reduplicierenden conjugationen, von welchen nach- folgende anmerkung handelt. 6) bisher iſt, bei der ganzen anwendung des ſyſtems ſtarker conjugation auf die wortbildung, der reduplicieren- den gar noch nicht erwähnt worden. Denkbar wäre nun, ſo gut der ablaut des praet. auf andere wörter ein- fließt, daß auch die verdoppelung des praet. auf ſie ein- flöße. Durch alle deutſchen ſprachen gilt aber die aus- nahmloſe regel: reduplication, auf das praet. ind. und conj. beſchränkt, nicht einmahl in das participium über- tretend, erſtreckt ſich nie in die übrige wortbildung. Die bloß reduplicierenden verba ſtehen darin den ſchwa- chen verbis gleich, daß der vocallaut des praeſens in allen davon gebildeten wörtern bleiben muß. Beiſpiele: alth. val, -lles (caſus) valla (decipula); goth. ſalt (ſal); valdufni (poteſtas); goth. gaſtalds (poſſeſſor) alth. haku- ſtalt (coelebs); alth. ſpalt (rima); mhd. ſchalte (contus); goth. -falþs (-plex); alth. hals (collum); mhd. ban (in- terdictum); ſpanne (ſibula); goth. gafahs (captura) alth. vanc; goth. faúrahah (velum) alth. vorahanc; kanc (itio, ambulacrum); heiƷ (juſſio); untarſceit (diſcrimen); goth. fráiſtubni (tentatio); alth. pigiht (confeſſio); leih, altn. *) doch faihſan (630.) ſcheint ein verlornes fiuhan, fáuh faúhun vorauszuſetzen, aus deſſen pl. praet. noch faúhô (vulpes f.) übrig iſt, ſo daß ſich aus dem pl. praet. neunter ein pl. praet. zwölſter und daraus das ganze thema gebildet hätte? beſtätigung gewährt nr. 621. 631. das auf ſtiuran nr. 521. und liuhan nr. 538. weiſet.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/90>, abgerufen am 24.11.2024.