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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomp. -- trennb. part. mit verb.
ge- erscheint au seiner stelle und hat die part. vor sich:
nieder geblickt, ab gelaßen, an gefangen. 3) dagegen nä-
hern sich die partikeln dem verbo a) im inf.: an-fangen,
ab-laßen, nieder-blicken. b) in conj. z. b. daß er an-
fange, ab-laße, nieder-blicke. g) wenn der ind. nach
einer conjunction oder einem relativpronomen steht, z. b.
ob er an-fängt, ab-läßt, nieder-blickt; ihn, der an-
fängt etc. d) im part. praes.: an-fangend, ab-laßend,
nieder-blickend. Hiernach sind (außer den fünf genann-
ten betonten durch, über, um, unter, wider) namentlich
folgende nhd. partikeln zu beurtheilen: ab, an, auf, aus,
bei, dar, ein, fort, heim, her, hin, mit, nach, nieder,
ob, vor (kein für mehr), wohl, zu, so wie die zusam-
mengesetzten: entgegen, entzwei, zurück, zusammen, hin-
weg
und weg (frei und los sind adj. die fast den schein solcher
partikeln angenommen haben, vgl. oben s. 675.). Offen-
bar ist in allen diesen fällen keine echte composition vor-
handen, sondern eine bloß syntactische bestimmung der
wortfolge, wovon das nächste buch die gründe zu erör-
tern hat. Völlig analog sind daher die oben besproche-
nen constructionen des subst. und adj. mit verbis: acht-
geben, wahr-nehmen, frei-sprechen, selig-sprechen; direct:
ich gebe acht, nehme wahr, spreche frei, selig; part.
praet. acht gegeben, wahrgenommen, frei gesprochen.
Ja diese veränderliche wortstellung gilt ganz allgemein in
andern redensarten, z. b. einem hofnung machen, einen
für ehrlich halten und direct: ich mache ihm hofnung,
halte ihn für ehrlich, wo sicher niemand eine verbindung
der wörter hofnung-machen, für-ehrlich-halten behaupten
wird. Bei jenen subst. und adj. trat noch zweifel ein,
ob nicht die composition mitunter eine eigentliche sein
könne (s. 596. 675.), was hier bei den partikeln, die der
eigentl. comp. überhaupt unfähig sind, wegfällt. Die
näherung der partikeln an das verbum scheint also we-
niger in der sache, als nur in der neuern orthographie
begründet, der man vielleicht wieder entsagen könnte.
So gut das nieder, ab, an in directer rede ungebunden
steht, dürfte es auch in bedingter und unbestimmter un-
gebunden stehen. Allein man pflegt sogar (in 2, b. d.)
die vorstehende partikel an das zu und ge zu hängen
(nieder-zu-blicken, nieder-ge-blickt), während jene prae-
position von einfachen verbis getrennt gehalten wird.
Die richtige schreibung: zu spielen, zu brechen sollte da-
her auch die gleichrichtige: aus zu spielen, ab zu
brechen (und nicht: auszuspielen, abzubrechen) nach sich

III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb.
ge- erſcheint au ſeiner ſtelle und hat die part. vor ſich:
nieder geblickt, ab gelaßen, an gefangen. 3) dagegen nä-
hern ſich die partikeln dem verbo α) im inf.: an-fangen,
ab-laßen, nieder-blicken. β) in conj. z. b. daß er an-
fange, ab-laße, nieder-blicke. γ) wenn der ind. nach
einer conjunction oder einem relativpronomen ſteht, z. b.
ob er an-fängt, ab-läßt, nieder-blickt; ihn, der an-
fängt etc. δ) im part. praeſ.: an-fangend, ab-laßend,
nieder-blickend. Hiernach ſind (außer den fünf genann-
ten betonten durch, über, um, unter, wider) namentlich
folgende nhd. partikeln zu beurtheilen: ab, an, auf, aus,
bei, dar, ein, fort, heim, her, hin, mit, nach, nieder,
ob, vor (kein für mehr), wohl, zu, ſo wie die zuſam-
mengeſetzten: entgegen, entzwei, zurück, zuſammen, hin-
weg
und weg (frei und los ſind adj. die faſt den ſchein ſolcher
partikeln angenommen haben, vgl. oben ſ. 675.). Offen-
bar iſt in allen dieſen fällen keine echte compoſition vor-
handen, ſondern eine bloß ſyntactiſche beſtimmung der
wortfolge, wovon das nächſte buch die gründe zu erör-
tern hat. Völlig analog ſind daher die oben beſproche-
nen conſtructionen des ſubſt. und adj. mit verbis: acht-
geben, wahr-nehmen, frei-ſprechen, ſelig-ſprechen; direct:
ich gebe acht, nehme wahr, ſpreche frei, ſelig; part.
praet. acht gegeben, wahrgenommen, frei geſprochen.
Ja dieſe veränderliche wortſtellung gilt ganz allgemein in
andern redensarten, z. b. einem hofnung machen, einen
für ehrlich halten und direct: ich mache ihm hofnung,
halte ihn für ehrlich, wo ſicher niemand eine verbindung
der wörter hofnung-machen, für-ehrlich-halten behaupten
wird. Bei jenen ſubſt. und adj. trat noch zweifel ein,
ob nicht die compoſition mitunter eine eigentliche ſein
könne (ſ. 596. 675.), was hier bei den partikeln, die der
eigentl. comp. überhaupt unfähig ſind, wegfällt. Die
näherung der partikeln an das verbum ſcheint alſo we-
niger in der ſache, als nur in der neuern orthographie
begründet, der man vielleicht wieder entſagen könnte.
So gut das nieder, ab, an in directer rede ungebunden
ſteht, dürfte es auch in bedingter und unbeſtimmter un-
gebunden ſtehen. Allein man pflegt ſogar (in 2, β. δ.)
die vorſtehende partikel an das zu und ge zu hängen
(nieder-zu-blicken, nieder-ge-blickt), während jene prae-
poſition von einfachen verbis getrennt gehalten wird.
Die richtige ſchreibung: zu ſpielen, zu brechen ſollte da-
her auch die gleichrichtige: aus zu ſpielen, ab zu
brechen (und nicht: auszuſpielen, abzubrechen) nach ſich

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[872/0890] III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb. ge- erſcheint au ſeiner ſtelle und hat die part. vor ſich: nieder geblickt, ab gelaßen, an gefangen. 3) dagegen nä- hern ſich die partikeln dem verbo α) im inf.: an-fangen, ab-laßen, nieder-blicken. β) in conj. z. b. daß er an- fange, ab-laße, nieder-blicke. γ) wenn der ind. nach einer conjunction oder einem relativpronomen ſteht, z. b. ob er an-fängt, ab-läßt, nieder-blickt; ihn, der an- fängt etc. δ) im part. praeſ.: an-fangend, ab-laßend, nieder-blickend. Hiernach ſind (außer den fünf genann- ten betonten durch, über, um, unter, wider) namentlich folgende nhd. partikeln zu beurtheilen: ab, an, auf, aus, bei, dar, ein, fort, heim, her, hin, mit, nach, nieder, ob, vor (kein für mehr), wohl, zu, ſo wie die zuſam- mengeſetzten: entgegen, entzwei, zurück, zuſammen, hin- weg und weg (frei und los ſind adj. die faſt den ſchein ſolcher partikeln angenommen haben, vgl. oben ſ. 675.). Offen- bar iſt in allen dieſen fällen keine echte compoſition vor- handen, ſondern eine bloß ſyntactiſche beſtimmung der wortfolge, wovon das nächſte buch die gründe zu erör- tern hat. Völlig analog ſind daher die oben beſproche- nen conſtructionen des ſubſt. und adj. mit verbis: acht- geben, wahr-nehmen, frei-ſprechen, ſelig-ſprechen; direct: ich gebe acht, nehme wahr, ſpreche frei, ſelig; part. praet. acht gegeben, wahrgenommen, frei geſprochen. Ja dieſe veränderliche wortſtellung gilt ganz allgemein in andern redensarten, z. b. einem hofnung machen, einen für ehrlich halten und direct: ich mache ihm hofnung, halte ihn für ehrlich, wo ſicher niemand eine verbindung der wörter hofnung-machen, für-ehrlich-halten behaupten wird. Bei jenen ſubſt. und adj. trat noch zweifel ein, ob nicht die compoſition mitunter eine eigentliche ſein könne (ſ. 596. 675.), was hier bei den partikeln, die der eigentl. comp. überhaupt unfähig ſind, wegfällt. Die näherung der partikeln an das verbum ſcheint alſo we- niger in der ſache, als nur in der neuern orthographie begründet, der man vielleicht wieder entſagen könnte. So gut das nieder, ab, an in directer rede ungebunden ſteht, dürfte es auch in bedingter und unbeſtimmter un- gebunden ſtehen. Allein man pflegt ſogar (in 2, β. δ.) die vorſtehende partikel an das zu und ge zu hängen (nieder-zu-blicken, nieder-ge-blickt), während jene prae- poſition von einfachen verbis getrennt gehalten wird. Die richtige ſchreibung: zu ſpielen, zu brechen ſollte da- her auch die gleichrichtige: aus zu ſpielen, ab zu brechen (und nicht: auszuſpielen, abzubrechen) nach ſich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/890>, abgerufen am 22.11.2024.