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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomp. -- trennb. part. mit verb.
ligen MS. 1, 101a auf gestricken Parc. 37c auf gespranc Nib.
1857. auf gezucte Nib. 8155. umbe geflouc Wig. 229.
umbe gesah Mar. 50. under gelige Geo. 6b auß geviel
Mar. 2. auß gevarn MS. 1, 112a. Hier darf das ge- noch
nicht überall für fest mit dem verbo verwachsen gehalten
werden, wie es die unzertrennlichen er-, ver-, sind, son-
dern es hat eine gewisse beweglichkeit.

4) zuweilen treten andere und mehrere wörter zwi-
schen part. und verbum: ir sorge ist under gar geslagen
Parc. 192a da sih nider hete gesat Mar. 207. die da auß
waren gevarn Mar. 159. nider do geließ a. w. 3, 53. daß
man in auß solde tragen Wig. 300. diu riuwe ir abe daß
herze sneit Wig. 305. die wolden Oranse nider mit sturme
dicke brechen Wh. 2, 49b ir bote wider kam gedrabt
Parc. 46a etc.

5) die praepos. ze vor dem dat. inf. hat gleichfalls
ihre stelle erst hinter der partikel, z. b. dan ze varne
Parc. 194c etc. --

Resultat: da die absonderung der partikeln in den con-
structionen 1, a. 2, b. 3. 4. 5. den annäherungen unter
1, b. 2, a. wenigstens gleichgewicht hält; so können letz-
tere nicht für wirkliche composition gelten und im mhd.
noch weniger als im nhd., wo 2, b, a; 3, a, b; 3, b; 4;
beinahe nicht vorkommen. Bloß in dem fall des part.
praet. (wo jedoch immer ein trennendes ge- dazwischen
tritt), des substantivisch gebrauchten inf. (bei ligens Parc.
48b) und des adjectivischen part. praes. (bei ligender Parc.
46b) mag sich das band fester ziehen.

Die aufzählung dieser halben zusammensetzungen ge-
hört darum nicht hierher, so passend es wäre, und des
ahd. wegen selbst nützlich, sie zu übersehen. Auch gibt
es ihrer eine große menge. In den glossaren zu den
Nib. und Barl. finden sie sich als wirkliche composita al-
phabetisch eingetragen; in denen zu Wig. und Trist. ste-
hen nur jene sechs partikeln, die sich vollständig zus.
setzen, welches zwar auch meiner ansicht nach richtiger
ist, aber jene übersicht entzieht.

III. für das ahd. schicke ich wiederum dieselben sechs
partikeln durah, hintar, umpi, untar, upar, widar, die
im part. praet. kein ki- annehmen und kein zi zwischen
sich und den dat. inf. laßen, folglich wirkliche composi-
tion eingehen, voraus. Nach ihrer abhandlung wird sich
das verhältnis der übrigen leichter entwickeln.

(durah): durh-chiesen (perspicere) N. Bth. 255; dhu-
rah-chundan (declarare) J. 368; duruh-chuetan (perdic-

III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb.
ligen MS. 1, 101a ûf geſtricken Parc. 37c ûf geſpranc Nib.
1857. ûf gezucte Nib. 8155. umbe geflouc Wig. 229.
umbe geſah Mar. 50. under gelige Geo. 6b ûƷ geviel
Mar. 2. ûƷ gevarn MS. 1, 112a. Hier darf das ge- noch
nicht überall für feſt mit dem verbo verwachſen gehalten
werden, wie es die unzertrennlichen er-, ver-, ſind, ſon-
dern es hat eine gewiſſe beweglichkeit.

4) zuweilen treten andere und mehrere wörter zwi-
ſchen part. und verbum: ir ſorge iſt under gar geſlagen
Parc. 192a dâ ſih nider hëte geſat Mar. 207. die dâ ûƷ
wâren gevarn Mar. 159. nider dô gelieƷ a. w. 3, 53. daƷ
man in ûƷ ſolde tragen Wig. 300. diu riuwe ir abe daƷ
hërze ſneit Wig. 305. die wolden Oranſe nider mit ſturme
dicke brëchen Wh. 2, 49b ir bote wider kam gedrabt
Parc. 46a etc.

5) die praepoſ. ze vor dem dat. inf. hat gleichfalls
ihre ſtelle erſt hinter der partikel, z. b. dan ze varne
Parc. 194c etc. —

Reſultat: da die abſonderung der partikeln in den con-
ſtructionen 1, α. 2, β. 3. 4. 5. den annäherungen unter
1, β. 2, α. wenigſtens gleichgewicht hält; ſo können letz-
tere nicht für wirkliche compoſition gelten und im mhd.
noch weniger als im nhd., wo 2, β, a; 3, α, b; 3, β; 4;
beinahe nicht vorkommen. Bloß in dem fall des part.
praet. (wo jedoch immer ein trennendes ge- dazwiſchen
tritt), des ſubſtantiviſch gebrauchten inf. (bî ligens Parc.
48b) und des adjectiviſchen part. praeſ. (bî ligender Parc.
46b) mag ſich das band feſter ziehen.

Die aufzählung dieſer halben zuſammenſetzungen ge-
hört darum nicht hierher, ſo paſſend es wäre, und des
ahd. wegen ſelbſt nützlich, ſie zu überſehen. Auch gibt
es ihrer eine große menge. In den gloſſaren zu den
Nib. und Barl. finden ſie ſich als wirkliche compoſita al-
phabetiſch eingetragen; in denen zu Wig. und Triſt. ſte-
hen nur jene ſechs partikeln, die ſich vollſtändig zuſ.
ſetzen, welches zwar auch meiner anſicht nach richtiger
iſt, aber jene überſicht entzieht.

III. für das ahd. ſchicke ich wiederum dieſelben ſechs
partikeln durah, hintar, umpi, untar, upar, widar, die
im part. praet. kein ki- annehmen und kein zi zwiſchen
ſich und den dat. inf. laßen, folglich wirkliche compoſi-
tion eingehen, voraus. Nach ihrer abhandlung wird ſich
das verhältnis der übrigen leichter entwickeln.

(durah): durh-chieſen (perſpicere) N. Bth. 255; dhu-
rah-chundan (declarare) J. 368; duruh-chuëtan (perdic-

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[882/0900] III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb. ligen MS. 1, 101a ûf geſtricken Parc. 37c ûf geſpranc Nib. 1857. ûf gezucte Nib. 8155. umbe geflouc Wig. 229. umbe geſah Mar. 50. under gelige Geo. 6b ûƷ geviel Mar. 2. ûƷ gevarn MS. 1, 112a. Hier darf das ge- noch nicht überall für feſt mit dem verbo verwachſen gehalten werden, wie es die unzertrennlichen er-, ver-, ſind, ſon- dern es hat eine gewiſſe beweglichkeit. 4) zuweilen treten andere und mehrere wörter zwi- ſchen part. und verbum: ir ſorge iſt under gar geſlagen Parc. 192a dâ ſih nider hëte geſat Mar. 207. die dâ ûƷ wâren gevarn Mar. 159. nider dô gelieƷ a. w. 3, 53. daƷ man in ûƷ ſolde tragen Wig. 300. diu riuwe ir abe daƷ hërze ſneit Wig. 305. die wolden Oranſe nider mit ſturme dicke brëchen Wh. 2, 49b ir bote wider kam gedrabt Parc. 46a etc. 5) die praepoſ. ze vor dem dat. inf. hat gleichfalls ihre ſtelle erſt hinter der partikel, z. b. dan ze varne Parc. 194c etc. — Reſultat: da die abſonderung der partikeln in den con- ſtructionen 1, α. 2, β. 3. 4. 5. den annäherungen unter 1, β. 2, α. wenigſtens gleichgewicht hält; ſo können letz- tere nicht für wirkliche compoſition gelten und im mhd. noch weniger als im nhd., wo 2, β, a; 3, α, b; 3, β; 4; beinahe nicht vorkommen. Bloß in dem fall des part. praet. (wo jedoch immer ein trennendes ge- dazwiſchen tritt), des ſubſtantiviſch gebrauchten inf. (bî ligens Parc. 48b) und des adjectiviſchen part. praeſ. (bî ligender Parc. 46b) mag ſich das band feſter ziehen. Die aufzählung dieſer halben zuſammenſetzungen ge- hört darum nicht hierher, ſo paſſend es wäre, und des ahd. wegen ſelbſt nützlich, ſie zu überſehen. Auch gibt es ihrer eine große menge. In den gloſſaren zu den Nib. und Barl. finden ſie ſich als wirkliche compoſita al- phabetiſch eingetragen; in denen zu Wig. und Triſt. ſte- hen nur jene ſechs partikeln, die ſich vollſtändig zuſ. ſetzen, welches zwar auch meiner anſicht nach richtiger iſt, aber jene überſicht entzieht. III. für das ahd. ſchicke ich wiederum dieſelben ſechs partikeln durah, hintar, umpi, untar, upar, widar, die im part. praet. kein ki- annehmen und kein zi zwiſchen ſich und den dat. inf. laßen, folglich wirkliche compoſi- tion eingehen, voraus. Nach ihrer abhandlung wird ſich das verhältnis der übrigen leichter entwickeln. (durah): durh-chieſen (perſpicere) N. Bth. 255; dhu- rah-chundan (declarare) J. 368; duruh-chuëtan (perdic-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/900>, abgerufen am 22.11.2024.