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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomp. -- trennb. part. mit verb.
lan (circumdare); -thringan; -veaxan; -vendan; -vindan
u. a. m.

VI) über die alts. partikelstellung läßt sich aus dem
geringen umfang des mir zu gebot stehenden textes nicht
hinreichend urtheilen. Daß in, up, aut dem verbo nach-
folgen dürfen, leidet keinen zweifel, z. b. ahliopun est
up; tho hreop upp te gode; giwet imu tho aut thanen;
hingegen: that siu gamen upp ahob; upp ahled thie
groto sten; up giwet; gramon in gewitun (genii insesti
ingressi sunt). Ebenso stehen bald vor, bald nach ford,
aftar, nither und to: tho geng imo ford; that sie it ni
sagdin ford; huo thiu werold ford ferid; thia weros af-
tar gengun; judeon astar sigun; suarf sie mid is fanon
astar (detersit); gang thi fan them cruce nither!; sprac
imu mid is wordun to; behiu ledis thu mi these liudi
to? Die construction scheint hier wie im ahd. und die
verbindung der partikel mit den verbis unvollkommen.
Ein nachgesetztes af, an, at, fora habe ich aber nicht
aufzuweisen, sondern diese stehen auch in directer rede
vor: af-hebbjen; so af-gaf (reliquit) ina tho thiu godes
crast; that siu gamen af-huobi; an-budun (mandastis);
an-suobun (intellexerunt); an-dredin (timerent) etc., so
daß sie, wie im ags. entschieden gebunden erscheinen.
Die mundart hält also auch hier die mitte zwischen ahd.
und ags.

VII) in der altn. sprache werden die partikeln freier
als im goth. und ags. gesetzt, fast so frei, wie im hochd.
Hauptsächlich gehören hierher: a, af, aptr, at, fra,
fram, gagn, heim, hia, inn, med, nidr, saman, sundr,
til, undr, aur, upp, aut, vid, ysir, der selbst componier-
ten wie: uppa, amoti, eigegnom etc. zu geschweigen.

1) das gleich dem goth. du, ahd. zi, ags. to, vor in-
sinitive tretende at scheint in der älteren sprache (alle
folgenden anführungen ohne weiteren beisatz sind aus
edd. saem.) noch die partikel vor sich zu laßen: ar of at
telja (ad computationem anni) 2a (so lese ich statt ar-of
bei Rask und die variante: ar um at telja bestärkt mich
darin); nam hon um at maelaz 217a; yfir at reida 228b
(wiewohl hier yfir zu thar gezogen werden könnte); mal
mun vera upp at standa Snorraed. p. 53. etc. Später
sagte man wahrscheinlich: at upp-standa. Biörn führt im
wörterbuch alle solche composita mit vorgesetztem at auf.

2) in directer, offner rede bekommt

a) die partikel häufig ihre stelle hinten: sneid af
137b; ok drack af (ebibit) 67a, vgl. drecka af, Yngl. saga

III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb.
lan (circumdare); -þringan; -vëaxan; -vendan; -vindan
u. a. m.

VI) über die altſ. partikelſtellung läßt ſich aus dem
geringen umfang des mir zu gebot ſtehenden textes nicht
hinreichend urtheilen. Daß in, up, ût dem verbo nach-
folgen dürfen, leidet keinen zweifel, z. b. âhliopun eſt
up; thô hrëop upp te gode; giwêt imu thô ût thanen;
hingegen: that ſiu gamen upp âhôb; upp âhlêd thie
grôto ſtên; up giwêt; gramon in gewitun (genii inſeſti
ingreſſi ſunt). Ebenſo ſtehen bald vor, bald nach ford,
aftar, nither und tô: thô gêng imo ford; that ſie it ni
ſagdin ford; huô thiu wërold ford ferid; thia wëros af-
tar gêngun; judeon aſtar ſigun; ſuarf ſie mid is fanon
aſtar (deterſit); gang thi fan them cruce nither!; ſprac
imu mid is wordun tô; behiu lêdis thu mi theſe liudi
tô? Die conſtruction ſcheint hier wie im ahd. und die
verbindung der partikel mit den verbis unvollkommen.
Ein nachgeſetztes af, an, at, fora habe ich aber nicht
aufzuweiſen, ſondern dieſe ſtehen auch in directer rede
vor: af-hebbjen; ſô af-gaf (reliquit) ina thô thiu godes
craſt; that ſiu gamen af-huobi; an-budun (mandaſtis);
an-ſuobun (intellexerunt); an-drêdin (timerent) etc., ſo
daß ſie, wie im agſ. entſchieden gebunden erſcheinen.
Die mundart hält alſo auch hier die mitte zwiſchen ahd.
und agſ.

VII) in der altn. ſprache werden die partikeln freier
als im goth. und agſ. geſetzt, faſt ſo frei, wie im hochd.
Hauptſächlich gehören hierher: â, af, aptr, at, frâ,
fram, gagn, heim, hiâ, inn, mëð, niðr, ſaman, ſundr,
til, undr, ûr, upp, ût, við, yſir, der ſelbſt componier-
ten wie: uppâ, âmôti, îgegnom etc. zu geſchweigen.

1) das gleich dem goth. du, ahd. zi, agſ. tô, vor in-
ſinitive tretende at ſcheint in der älteren ſprache (alle
folgenden anführungen ohne weiteren beiſatz ſind aus
edd. ſæm.) noch die partikel vor ſich zu laßen: âr of at
telja (ad computationem anni) 2a (ſo leſe ich ſtatt âr-ôf
bei Raſk und die variante: âr um at telja beſtärkt mich
darin); nam hon um at mælaz 217a; yfir at rîda 228b
(wiewohl hier yfir zu þar gezogen werden könnte); mâl
mun vëra upp at ſtanda Snorraed. p. 53. etc. Später
ſagte man wahrſcheinlich: at upp-ſtanda. Biörn führt im
wörterbuch alle ſolche compoſita mit vorgeſetztem at auf.

2) in directer, offner rede bekommt

α) die partikel häufig ihre ſtelle hinten: ſneið af
137b; ok drack af (ebibit) 67a, vgl. drëcka af, Yngl. ſaga

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[909/0927] III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb. lan (circumdare); -þringan; -vëaxan; -vendan; -vindan u. a. m. VI) über die altſ. partikelſtellung läßt ſich aus dem geringen umfang des mir zu gebot ſtehenden textes nicht hinreichend urtheilen. Daß in, up, ût dem verbo nach- folgen dürfen, leidet keinen zweifel, z. b. âhliopun eſt up; thô hrëop upp te gode; giwêt imu thô ût thanen; hingegen: that ſiu gamen upp âhôb; upp âhlêd thie grôto ſtên; up giwêt; gramon in gewitun (genii inſeſti ingreſſi ſunt). Ebenſo ſtehen bald vor, bald nach ford, aftar, nither und tô: thô gêng imo ford; that ſie it ni ſagdin ford; huô thiu wërold ford ferid; thia wëros af- tar gêngun; judeon aſtar ſigun; ſuarf ſie mid is fanon aſtar (deterſit); gang thi fan them cruce nither!; ſprac imu mid is wordun tô; behiu lêdis thu mi theſe liudi tô? Die conſtruction ſcheint hier wie im ahd. und die verbindung der partikel mit den verbis unvollkommen. Ein nachgeſetztes af, an, at, fora habe ich aber nicht aufzuweiſen, ſondern dieſe ſtehen auch in directer rede vor: af-hebbjen; ſô af-gaf (reliquit) ina thô thiu godes craſt; that ſiu gamen af-huobi; an-budun (mandaſtis); an-ſuobun (intellexerunt); an-drêdin (timerent) etc., ſo daß ſie, wie im agſ. entſchieden gebunden erſcheinen. Die mundart hält alſo auch hier die mitte zwiſchen ahd. und agſ. VII) in der altn. ſprache werden die partikeln freier als im goth. und agſ. geſetzt, faſt ſo frei, wie im hochd. Hauptſächlich gehören hierher: â, af, aptr, at, frâ, fram, gagn, heim, hiâ, inn, mëð, niðr, ſaman, ſundr, til, undr, ûr, upp, ût, við, yſir, der ſelbſt componier- ten wie: uppâ, âmôti, îgegnom etc. zu geſchweigen. 1) das gleich dem goth. du, ahd. zi, agſ. tô, vor in- ſinitive tretende at ſcheint in der älteren ſprache (alle folgenden anführungen ohne weiteren beiſatz ſind aus edd. ſæm.) noch die partikel vor ſich zu laßen: âr of at telja (ad computationem anni) 2a (ſo leſe ich ſtatt âr-ôf bei Raſk und die variante: âr um at telja beſtärkt mich darin); nam hon um at mælaz 217a; yfir at rîda 228b (wiewohl hier yfir zu þar gezogen werden könnte); mâl mun vëra upp at ſtanda Snorraed. p. 53. etc. Später ſagte man wahrſcheinlich: at upp-ſtanda. Biörn führt im wörterbuch alle ſolche compoſita mit vorgeſetztem at auf. 2) in directer, offner rede bekommt α) die partikel häufig ihre ſtelle hinten: ſneið af 137b; ok drack af (ebibit) 67a, vgl. drëcka af, Yngl. ſaga

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/927>, abgerufen am 22.11.2024.