ana-brechon V. 20, 193. von einem mir unbekannten no- men (vielleicht zu schreiben ana-brechon?); ana-vallon N. Bth. 35; ana-varton (impetum facere) N. Bth. 21; ana-friston N. 71, 4; ka-cagan-werton (repraesentare) hrab. 973b; upar-meginon (superare) von upar-megin; untar-sceiton von untar-sceit, ge-under-skeitota N. Bth. 36; fora-bodon, chi-fora-bodot J. 347. 348. 403; furi- hullon von furi-hulli, ge-fure-hullot (obtectus vultu) N. Cap. 103; furi-fangot (anticipat) hrab. 953a; furi-vango- tun doc. 240b ge-vure-vangost N. Cap. 116; wider-me- ßon von wider-meß, ge-wider-meßot N. Cap. 94. u. a. m. Einzelne können inzwischen, falls sich einfache schwache verba nachweisen laßen, und kein ge- vortritt, die par- tikel mit den verbis selbst mehr oder minder vollständig verbunden haben.
6) die unstätigkeit der meisten partikeln in der ver- bindung mit verbis ist eine auffallende aber werthvolle eigenheit deutscher zunge. Phrasen wie: der tag bricht an, das licht geht aus, der tisch fällt um, I am out, 'tis over und eine menge ähnlicher sind andern sprachen ganz unbekannt, oder seltne figuren. Die lat. und slav. partikeln, die als praepositionen getrennt neben ihrem casus stehen, haften als adverbia untrennbar vorne an den verbis, zu welchen sie gehören und bilden lauter (uneigentliche) composita. Einzelne dichterische ausnah- men wie super unus eram, nihil erat super, circum dea fudit (Aen. 1, 412.) statt supereram unus, nihil supererat, circumfudit beweisen nur die möglichkeit und ursprüng- lichkeit der trennung. Begreiflich ist auch in diesen sprachen die zahl der völlig untrennbaren, d. h. als praepositionen erloschenen, partikeln größer als bei uns; und in den romanischen mundarten, z. b. im französ. haben beinahe alle partikeln, mit denen verba zus. ge- setzt werden, ihre selbständigkeit, meistentheils ihre wahre gestalt eingebüßt. In der älteren griechischen sprache, voraus der homerischen, haben dagegen die partikeln eine in der prosa nachher wieder aufgegebene, der deut- schen construction vergleichbare, freiere stellung, wie es Buttmann (kl. gramm. §. 134. anm. 8.) vortrefflich ent- wickelt *). Eine andere wichtige übereinkunft mit der
*) die gebundenheit der partikeln in Ulfilas prosa (wobei auch die sirengere befolgung eines griech. oder lat. textes anzuschlagen ist) würde vielleicht in goth. liedern, wie in altu. und ahd., ver- schwinden.
III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb.
ana-brëchôn V. 20, 193. von einem mir unbekannten no- men (vielleicht zu ſchreiben ana-brechôn?); ana-vallôn N. Bth. 35; ana-vartôn (impetum facere) N. Bth. 21; ana-friſtôn N. 71, 4; ka-cagan-wërton (repraeſentare) hrab. 973b; upar-meginôn (ſuperare) von upar-megin; untar-ſceitôn von untar-ſceit, ge-under-ſkeitôta N. Bth. 36; fora-bodôn, chi-fora-bodôt J. 347. 348. 403; furi- hullôn von furi-hulli, ge-fure-hullôt (obtectus vultu) N. Cap. 103; furi-fangôt (anticipat) hrab. 953a; furi-vangô- tun doc. 240b ge-vure-vangôſt N. Cap. 116; wider-më- Ʒôn von wider-mëƷ, ge-wider-mëƷôt N. Cap. 94. u. a. m. Einzelne können inzwiſchen, falls ſich einfache ſchwache verba nachweiſen laßen, und kein ge- vortritt, die par- tikel mit den verbis ſelbſt mehr oder minder vollſtändig verbunden haben.
6) die unſtätigkeit der meiſten partikeln in der ver- bindung mit verbis iſt eine auffallende aber werthvolle eigenheit deutſcher zunge. Phraſen wie: der tag bricht an, das licht geht aus, der tiſch fällt um, I am out, ’tis over und eine menge ähnlicher ſind andern ſprachen ganz unbekannt, oder ſeltne figuren. Die lat. und ſlav. partikeln, die als praepoſitionen getrennt neben ihrem caſus ſtehen, haften als adverbia untrennbar vorne an den verbis, zu welchen ſie gehören und bilden lauter (uneigentliche) compoſita. Einzelne dichteriſche ausnah- men wie ſuper unus eram, nihil erat ſuper, circum dea fudit (Aen. 1, 412.) ſtatt ſupereram unus, nihil ſupererat, circumfudit beweiſen nur die möglichkeit und urſprüng- lichkeit der trennung. Begreiflich iſt auch in dieſen ſprachen die zahl der völlig untrennbaren, d. h. als praepoſitionen erloſchenen, partikeln größer als bei uns; und in den romaniſchen mundarten, z. b. im franzöſ. haben beinahe alle partikeln, mit denen verba zuſ. ge- ſetzt werden, ihre ſelbſtändigkeit, meiſtentheils ihre wahre geſtalt eingebüßt. In der älteren griechiſchen ſprache, voraus der homeriſchen, haben dagegen die partikeln eine in der proſa nachher wieder aufgegebene, der deut- ſchen conſtruction vergleichbare, freiere ſtellung, wie es Buttmann (kl. gramm. §. 134. anm. 8.) vortrefflich ent- wickelt *). Eine andere wichtige übereinkunft mit der
*) die gebundenheit der partikeln in Ulfilas proſa (wobei auch die ſirengere befolgung eines griech. oder lat. textes anzuſchlagen iſt) würde vielleicht in goth. liedern, wie in altu. und ahd., ver- ſchwinden.
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III. partikelcomp. — trennb. part. mit verb.
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men (vielleicht zu ſchreiben ana-brechôn?); ana-vallôn
N. Bth. 35; ana-vartôn (impetum facere) N. Bth. 21;
ana-friſtôn N. 71, 4; ka-cagan-wërton (repraeſentare)
hrab. 973b; upar-meginôn (ſuperare) von upar-megin;
untar-ſceitôn von untar-ſceit, ge-under-ſkeitôta N. Bth.
36; fora-bodôn, chi-fora-bodôt J. 347. 348. 403; furi-
hullôn von furi-hulli, ge-fure-hullôt (obtectus vultu) N.
Cap. 103; furi-fangôt (anticipat) hrab. 953a; furi-vangô-
tun doc. 240b ge-vure-vangôſt N. Cap. 116; wider-më-
Ʒôn von wider-mëƷ, ge-wider-mëƷôt N. Cap. 94. u. a. m.
Einzelne können inzwiſchen, falls ſich einfache ſchwache
verba nachweiſen laßen, und kein ge- vortritt, die par-
tikel mit den verbis ſelbſt mehr oder minder vollſtändig
verbunden haben.
6) die unſtätigkeit der meiſten partikeln in der ver-
bindung mit verbis iſt eine auffallende aber werthvolle
eigenheit deutſcher zunge. Phraſen wie: der tag bricht
an, das licht geht aus, der tiſch fällt um, I am out, ’tis
over und eine menge ähnlicher ſind andern ſprachen
ganz unbekannt, oder ſeltne figuren. Die lat. und ſlav.
partikeln, die als praepoſitionen getrennt neben ihrem
caſus ſtehen, haften als adverbia untrennbar vorne an
den verbis, zu welchen ſie gehören und bilden lauter
(uneigentliche) compoſita. Einzelne dichteriſche ausnah-
men wie ſuper unus eram, nihil erat ſuper, circum dea
fudit (Aen. 1, 412.) ſtatt ſupereram unus, nihil ſupererat,
circumfudit beweiſen nur die möglichkeit und urſprüng-
lichkeit der trennung. Begreiflich iſt auch in dieſen
ſprachen die zahl der völlig untrennbaren, d. h. als
praepoſitionen erloſchenen, partikeln größer als bei uns;
und in den romaniſchen mundarten, z. b. im franzöſ.
haben beinahe alle partikeln, mit denen verba zuſ. ge-
ſetzt werden, ihre ſelbſtändigkeit, meiſtentheils ihre wahre
geſtalt eingebüßt. In der älteren griechiſchen ſprache,
voraus der homeriſchen, haben dagegen die partikeln
eine in der proſa nachher wieder aufgegebene, der deut-
ſchen conſtruction vergleichbare, freiere ſtellung, wie es
Buttmann (kl. gramm. §. 134. anm. 8.) vortrefflich ent-
wickelt *). Eine andere wichtige übereinkunft mit der
*) die gebundenheit der partikeln in Ulfilas proſa (wobei auch
die ſirengere befolgung eines griech. oder lat. textes anzuſchlagen
iſt) würde vielleicht in goth. liedern, wie in altu. und ahd., ver-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/938>, abgerufen am 22.11.2024.
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