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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. decomposita.
wirts gemeint werden, und dann bekommt wirts den ac-
cent von werks.

b) nomina, das erste uneigentlich componiert, das
zweite eigentlich,

a) simplex und compositum; nhd. esels-kinn-backen,
reichs-hof-rath, reichs-feld-herr, landes-herr-schaft, lan-
des-haupt-mann, himmels-schlüßel-meister, teufels-fuß-
tritt, kriegs-schau-platz, stimmen-mehr-heit u. a. m. Frü-
her steht der gen. ungebunden z. b. sweines rücke-har Parc.
75c, doch könnte er gebunden sein in dem nom. pr.
katzen-elnbogen MS. 1, 127a vgl. eln-bogen, ellen-bogen
MS. 1, 102a. Los im ahd. sunnaun sedal-ganc (solis occa-
sus) oder im mhd.: des alters tage-menege (Rud. weltchr.).

b) compositum und simplex; nhd. gänfe-leber-pa-
stete, namens-vetter-schaft, todten-hof-mauer, todten-
sarg-träger, wirts-haus-garten u. dgl.; ältere beispiele fehlen.

Anmerkung: der accent des zweiten worts wie bei 1.
und bei 2, a.

c) uneigentliche partikelcomposition neben eigentlicher
nominalcomposition; zwei fälle,

a) die partikel in der mitte, d. h. das eigentlich
componiert werdende nomen an der spitze. Solcher de-
composita gewährt schon die alte sprache; das mit der
part. zusammengesetzte nomen wird wie ein einfaches
behandelt und eigentlich componiert. Hauptsächlich
kommt hier die part. ga- in betracht: goth. aglspit-ga-
stalds; ahd. haus-ki-noß, horn-gi-bruader, heri-ki-rit (equi-
tatus) jun. 203. liut-ke-semini jun. 199; alts. muod-gi-
thaht, briost-gi-thaht, helm-gi-trosteo; ags. vuldor-ge-
steald, leif-ge-sceaft, botl-ge-streon, folc-ge-mot, beod-
ge-neat, hond-ge-maene; mhd. her-ge-noß, swert-ge-noß,
haus-ge-noß, houbet-ge-want, bein-ge-want, hant-ge-
tat, schilt-ge-spenge, pfert-ge-reite, hove-ge-sinde, kiel-
ge-sinde, tot-ge-var; nhd. zell-ge-webe, tisch-ge-noß,
schlaf-ge-sell, hand-ge-mein, angst-ge-schrei und viele
ähnliche. Das ge- kann hier in der regel vor dem letz-
ten nomen gar nicht entbehrt werden und bloß die nord.
mundart, der es gebricht, hat keine solche decomposita.
Seltner nimmt bi- die mitte ein; ahd. lant-bi-kengeo
hrab. 967a accar-bi-gengiro T. 161, 1; ags. eord-be-genga,
land-be-genga; nhd. grund-be-griff, haupt-be-weis, that-
be-stand und dgl. Andere partikeln an dieser stelle zeigt
wohl nur die heutige sprache und meist sind die compo-
sita von verbis abgeleitet, z. b. erb-ver-brüderung,
pflicht-ver-letzung, pflicht-über-treter, kreuz-ab-nahme,

III. decompoſita.
wirts gemeint werden, und dann bekommt wirts den ac-
cent von werks.

b) nomina, das erſte uneigentlich componiert, das
zweite eigentlich,

α) ſimplex und compoſitum; nhd. eſels-kinn-backen,
reichs-hof-rath, reichs-feld-herr, landes-herr-ſchaft, lan-
des-haupt-mann, himmels-ſchlüßel-meiſter, teufels-fuß-
tritt, kriegs-ſchau-platz, ſtimmen-mehr-heit u. a. m. Frü-
her ſteht der gen. ungebunden z. b. ſwînes rücke-hâr Parc.
75c, doch könnte er gebunden ſein in dem nom. pr.
katzen-elnbogen MS. 1, 127a vgl. eln-bogen, ellen-bogen
MS. 1, 102a. Los im ahd. ſunnûn ſëdal-ganc (ſolis occa-
ſus) oder im mhd.: des alters tage-menege (Rud. weltchr.).

β) compoſitum und ſimplex; nhd. gänfe-leber-pa-
ſtete, namens-vetter-ſchaft, todten-hof-mauer, todten-
ſarg-träger, wirts-haus-garten u. dgl.; ältere beiſpiele fehlen.

Anmerkung: der accent des zweiten worts wie bei 1.
und bei 2, a.

c) uneigentliche partikelcompoſition neben eigentlicher
nominalcompoſition; zwei fälle,

α) die partikel in der mitte, d. h. das eigentlich
componiert werdende nomen an der ſpitze. Solcher de-
compoſita gewährt ſchon die alte ſprache; das mit der
part. zuſammengeſetzte nomen wird wie ein einfaches
behandelt und eigentlich componiert. Hauptſächlich
kommt hier die part. ga- in betracht: goth. aglϡit-ga-
ſtalds; ahd. hûs-ki-nôƷ, horn-gi-bruader, heri-ki-rit (equi-
tatus) jun. 203. liut-ke-ſemini jun. 199; altſ. muod-gi-
thâht, brioſt-gi-thâht, hëlm-gi-troſtëo; agſ. vuldor-ge-
ſtëald, lîf-ge-ſcëaft, botl-ge-ſtrëón, folc-ge-môt, bëód-
ge-neát, hond-ge-mæne; mhd. her-ge-nôƷ, ſwërt-ge-nôƷ,
hûs-ge-nôƷ, houbet-ge-want, bein-ge-want, hant-ge-
tât, ſchilt-ge-ſpenge, pfert-ge-reite, hove-ge-ſinde, kiel-
ge-ſinde, tôt-ge-var; nhd. zell-ge-webe, tiſch-ge-noß,
ſchlaf-ge-ſell, hand-ge-mein, angſt-ge-ſchrei und viele
ähnliche. Das ge- kann hier in der regel vor dem letz-
ten nomen gar nicht entbehrt werden und bloß die nord.
mundart, der es gebricht, hat keine ſolche decompoſita.
Seltner nimmt bi- die mitte ein; ahd. lant-bi-kengëo
hrab. 967a accar-bi-gengiro T. 161, 1; agſ. ëorð-be-genga,
land-be-genga; nhd. grund-be-griff, haupt-be-weis, that-
be-ſtand und dgl. Andere partikeln an dieſer ſtelle zeigt
wohl nur die heutige ſprache und meiſt ſind die compo-
ſita von verbis abgeleitet, z. b. erb-ver-brüderung,
pflicht-ver-letzung, pflicht-über-treter, kreuz-ab-nahme,

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[926/0944] III. decompoſita. wirts gemeint werden, und dann bekommt wirts den ac- cent von werks. b) nomina, das erſte uneigentlich componiert, das zweite eigentlich, α) ſimplex und compoſitum; nhd. eſels-kinn-backen, reichs-hof-rath, reichs-feld-herr, landes-herr-ſchaft, lan- des-haupt-mann, himmels-ſchlüßel-meiſter, teufels-fuß- tritt, kriegs-ſchau-platz, ſtimmen-mehr-heit u. a. m. Frü- her ſteht der gen. ungebunden z. b. ſwînes rücke-hâr Parc. 75c, doch könnte er gebunden ſein in dem nom. pr. katzen-elnbogen MS. 1, 127a vgl. eln-bogen, ellen-bogen MS. 1, 102a. Los im ahd. ſunnûn ſëdal-ganc (ſolis occa- ſus) oder im mhd.: des alters tage-menege (Rud. weltchr.). β) compoſitum und ſimplex; nhd. gänfe-leber-pa- ſtete, namens-vetter-ſchaft, todten-hof-mauer, todten- ſarg-träger, wirts-haus-garten u. dgl.; ältere beiſpiele fehlen. Anmerkung: der accent des zweiten worts wie bei 1. und bei 2, a. c) uneigentliche partikelcompoſition neben eigentlicher nominalcompoſition; zwei fälle, α) die partikel in der mitte, d. h. das eigentlich componiert werdende nomen an der ſpitze. Solcher de- compoſita gewährt ſchon die alte ſprache; das mit der part. zuſammengeſetzte nomen wird wie ein einfaches behandelt und eigentlich componiert. Hauptſächlich kommt hier die part. ga- in betracht: goth. aglϡit-ga- ſtalds; ahd. hûs-ki-nôƷ, horn-gi-bruader, heri-ki-rit (equi- tatus) jun. 203. liut-ke-ſemini jun. 199; altſ. muod-gi- thâht, brioſt-gi-thâht, hëlm-gi-troſtëo; agſ. vuldor-ge- ſtëald, lîf-ge-ſcëaft, botl-ge-ſtrëón, folc-ge-môt, bëód- ge-neát, hond-ge-mæne; mhd. her-ge-nôƷ, ſwërt-ge-nôƷ, hûs-ge-nôƷ, houbet-ge-want, bein-ge-want, hant-ge- tât, ſchilt-ge-ſpenge, pfert-ge-reite, hove-ge-ſinde, kiel- ge-ſinde, tôt-ge-var; nhd. zell-ge-webe, tiſch-ge-noß, ſchlaf-ge-ſell, hand-ge-mein, angſt-ge-ſchrei und viele ähnliche. Das ge- kann hier in der regel vor dem letz- ten nomen gar nicht entbehrt werden und bloß die nord. mundart, der es gebricht, hat keine ſolche decompoſita. Seltner nimmt bi- die mitte ein; ahd. lant-bi-kengëo hrab. 967a accar-bi-gengiro T. 161, 1; agſ. ëorð-be-genga, land-be-genga; nhd. grund-be-griff, haupt-be-weis, that- be-ſtand und dgl. Andere partikeln an dieſer ſtelle zeigt wohl nur die heutige ſprache und meiſt ſind die compo- ſita von verbis abgeleitet, z. b. erb-ver-brüderung, pflicht-ver-letzung, pflicht-über-treter, kreuz-ab-nahme,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/944>, abgerufen am 22.11.2024.