bild, nämlich wir sagen auch im nom. etc. mutter-gottes, der nachgesetzte genitiv hat sich hier ausnahmsweise mit dem ohnehin im sg. unveränderlichen mutter componiert.
b) nomen und partikel, z. b. nhd. lebens-be-schrei- bung, sonnen-unter-gang, frühlings-an-fang, reichs-ab- schied, landes-ver-ordnung, kriegs-er-klärung, bluts-ver- wandt, rechts-wohl-that und eine menge ähnlicher; eben- so mit vorstehender partikel: ab-schieds-tag, ge-richts- herr, vor-raths-kammer etc.; mhd. und ahd. geht der gen. ungebunden voraus, sei nun die partikel ihm oder dem regierenden nomen anhaftend.
c) zwei partikeln hintereinander; dieser schon in der alten sprache häufige fall fordert genauere abhandlung.
a) vor nominibus treffe ich sie gleichwohl im goth. noch gar nicht an; wenn man auch dis in du-us auflösen darf, so ist dis-taheins (dispersio) Joh. 7, 35. nichts als bloße ableitung von dis-tahjan (vgl. s. 724.) und uf-ga- kunths hat sonst bedenken (s. 771.). Im ahd. tritt vor composita mit gi- zuweilen eine weitere partikel, vgl. ana-ga-trip (impulsus) emm. 405. upar-ca-huct (superstitio) upar-ca-noac (s. 772.) nah-ki-paur (finitimus), nicht aber vermag gi-, oder gar a-, pi-, fir-, vor eine andere par- tikel zu treten, neuer grund zur verwerfung von a-p- anst (s. 705.) g-a-screcchi (s. 706.) g-ana-erbo (s. 753.) und zur annahme von ap-anst (s. 708.) ga-screcchi, gan- erbo. Decomposita mit den übrigen partikeln fehlen, abgesehen von un-, das (wie in allen dialecten) vor com- ponierte, wie vor einfache nomina tritt: un-ana-sihtig N. Cap. 162. (mehr beispiele s. 779.). Ags. vor ge-: and- ge-loma (s. 715.) ofer-ge-dyre (superliminare) ofer-ge- veorc (opus supernnm) ofer-ge-nyhtsum (superabundans). Mhd. vor ge- und ver-: an-ge-siht, in-ge-sinde, auß-ge- sinde, über-ge-noß, zuo-ver-siht. Nhd. vor unbetonten ge-, be-, ver-, ent-: ab-ge-sang, ab-g-unst, aber-g-laube, an-ge-binde, an-ge-nehm, an-ge-sicht, aus-ge-burt, bei- ge-schmack, nach-ge-schmack, nach-ge-burt, vor-ge- birg, vor-ge-fühl, über-ge-nug, zu-ge-müs, wieder-ge- burt; an-be-ginn, an-be-tracht, vor-be-richt, vor-be-halt, in-be-griff; zu-ver-sicht, nach-ver-lust; auf-ent-halt u. a. m. Selten, wenn die zweite partikel lebendiger und betont ist: mit-vor-mund.
b) vor verbis; hier ist zweierlei zu unterscheiden 1) die vier untrennbaren be-, er-, ge-, ver- (nicht aber ent-, zer-) können die vorderstelle einnehmen, wenn verba aus componierten nominibus gebildet werden.
III. decompoſita.
bild, nämlich wir ſagen auch im nom. etc. mutter-gottes, der nachgeſetzte genitiv hat ſich hier ausnahmsweiſe mit dem ohnehin im ſg. unveränderlichen mutter componiert.
b) nomen und partikel, z. b. nhd. lebens-be-ſchrei- bung, ſonnen-unter-gang, frühlings-an-fang, reichs-ab- ſchied, landes-ver-ordnung, kriegs-er-klärung, bluts-ver- wandt, rechts-wohl-that und eine menge ähnlicher; eben- ſo mit vorſtehender partikel: ab-ſchieds-tag, ge-richts- herr, vor-raths-kammer etc.; mhd. und ahd. geht der gen. ungebunden voraus, ſei nun die partikel ihm oder dem regierenden nomen anhaftend.
c) zwei partikeln hintereinander; dieſer ſchon in der alten ſprache häufige fall fordert genauere abhandlung.
α) vor nominibus treffe ich ſie gleichwohl im goth. noch gar nicht an; wenn man auch dis in du-us auflöſen darf, ſo iſt dis-taheins (diſperſio) Joh. 7, 35. nichts als bloße ableitung von dis-tahjan (vgl. ſ. 724.) und uf-ga- kunþs hat ſonſt bedenken (ſ. 771.). Im ahd. tritt vor compoſita mit gi- zuweilen eine weitere partikel, vgl. ana-ga-trip (impulſus) emm. 405. upar-ca-huct (ſuperſtitio) upar-ca-noac (ſ. 772.) nâh-ki-pûr (finitimus), nicht aber vermag gi-, oder gar â-, pi-, fir-, vor eine andere par- tikel zu treten, neuer grund zur verwerfung von â-p- anſt (ſ. 705.) g-â-ſcrecchi (ſ. 706.) g-ana-erbo (ſ. 753.) und zur annahme von ap-anſt (ſ. 708.) gâ-ſcrecchi, gan- erbo. Decompoſita mit den übrigen partikeln fehlen, abgeſehen von un-, das (wie in allen dialecten) vor com- ponierte, wie vor einfache nomina tritt: un-ana-ſihtig N. Cap. 162. (mehr beiſpiele ſ. 779.). Agſ. vor ge-: and- ge-lôma (ſ. 715.) ofer-ge-dyre (ſuperliminare) ofer-ge- vëorc (opus ſupernnm) ofer-ge-nyhtſum (ſuperabundans). Mhd. vor ge- und ver-: an-ge-ſiht, in-ge-ſinde, ûƷ-ge- ſinde, über-ge-nôƷ, zuo-ver-ſiht. Nhd. vor unbetonten ge-, be-, ver-, ent-: ab-ge-ſang, ab-g-unſt, aber-g-laube, an-ge-binde, an-ge-nehm, an-ge-ſicht, aus-ge-burt, bei- ge-ſchmack, nach-ge-ſchmack, nach-ge-burt, vor-ge- birg, vor-ge-fühl, über-ge-nug, zu-ge-müs, wieder-ge- burt; an-be-ginn, an-be-tracht, vor-be-richt, vor-be-halt, in-be-griff; zu-ver-ſicht, nach-ver-luſt; auf-ent-halt u. a. m. Selten, wenn die zweite partikel lebendiger und betont iſt: mit-vor-mund.
β) vor verbis; hier iſt zweierlei zu unterſcheiden 1) die vier untrennbaren be-, er-, ge-, ver- (nicht aber ent-, zer-) können die vorderſtelle einnehmen, wenn verba aus componierten nominibus gebildet werden.
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III. decompoſita.
bild, nämlich wir ſagen auch im nom. etc. mutter-gottes,
der nachgeſetzte genitiv hat ſich hier ausnahmsweiſe mit
dem ohnehin im ſg. unveränderlichen mutter componiert.
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ſo mit vorſtehender partikel: ab-ſchieds-tag, ge-richts-
herr, vor-raths-kammer etc.; mhd. und ahd. geht der
gen. ungebunden voraus, ſei nun die partikel ihm oder
dem regierenden nomen anhaftend.
c) zwei partikeln hintereinander; dieſer ſchon in der
alten ſprache häufige fall fordert genauere abhandlung.
α) vor nominibus treffe ich ſie gleichwohl im goth.
noch gar nicht an; wenn man auch dis in du-us auflöſen
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bloße ableitung von dis-tahjan (vgl. ſ. 724.) und uf-ga-
kunþs hat ſonſt bedenken (ſ. 771.). Im ahd. tritt vor
compoſita mit gi- zuweilen eine weitere partikel, vgl.
ana-ga-trip (impulſus) emm. 405. upar-ca-huct (ſuperſtitio)
upar-ca-noac (ſ. 772.) nâh-ki-pûr (finitimus), nicht aber
vermag gi-, oder gar â-, pi-, fir-, vor eine andere par-
tikel zu treten, neuer grund zur verwerfung von â-p-
anſt (ſ. 705.) g-â-ſcrecchi (ſ. 706.) g-ana-erbo (ſ. 753.)
und zur annahme von ap-anſt (ſ. 708.) gâ-ſcrecchi, gan-
erbo. Decompoſita mit den übrigen partikeln fehlen,
abgeſehen von un-, das (wie in allen dialecten) vor com-
ponierte, wie vor einfache nomina tritt: un-ana-ſihtig
N. Cap. 162. (mehr beiſpiele ſ. 779.). Agſ. vor ge-: and-
ge-lôma (ſ. 715.) ofer-ge-dyre (ſuperliminare) ofer-ge-
vëorc (opus ſupernnm) ofer-ge-nyhtſum (ſuperabundans).
Mhd. vor ge- und ver-: an-ge-ſiht, in-ge-ſinde, ûƷ-ge-
ſinde, über-ge-nôƷ, zuo-ver-ſiht. Nhd. vor unbetonten
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an-ge-binde, an-ge-nehm, an-ge-ſicht, aus-ge-burt, bei-
ge-ſchmack, nach-ge-ſchmack, nach-ge-burt, vor-ge-
birg, vor-ge-fühl, über-ge-nug, zu-ge-müs, wieder-ge-
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in-be-griff; zu-ver-ſicht, nach-ver-luſt; auf-ent-halt u.
a. m. Selten, wenn die zweite partikel lebendiger und
betont iſt: mit-vor-mund.
β) vor verbis; hier iſt zweierlei zu unterſcheiden 1)
die vier untrennbaren be-, er-, ge-, ver- (nicht aber
ent-, zer-) können die vorderſtelle einnehmen, wenn
verba aus componierten nominibus gebildet werden.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/946>, abgerufen am 22.11.2024.
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