Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. zahlwörtercomposita. sprüngliche gestalt und construction des lif läßt sich nurhalbdeutlich erkennen. Es scheint ein subst. neutr., weil die goth. neutralform tva dabeisteht. Im litth. bilden alle zus. setzungen mit -lika weibliche subst., die schwerlich aus der tert. pl. praes. lika (supersunt) entspringen, so- wenig als die goth. lif aus leiband oder liband. Wäre aber lif lebendiges neutr., so müste es den nom. pl. liba (wie vaurda, jera, und hernach hunda) bilden, den dat. libam. Allein man findet die verhärtete (dem ahd. nom. pl. analoge?) goth. form tva-lif (duodecim) vgl. thai tvalif. tvalib Luc. 8, 1. 9, 12. thans tvalif Marc. 6, 7. 9, 35. 10, 3. 2. Matth. 10, 1. Luc. 9, 1. tainjons tvalif, hveilos tvalif, jera tvalif Marc. 5, 25. Luc. 19, 1. und den dat. pl. thaim tvalif Matth. 11, 1. (statt tvaim-libam?), daneben männlich de- cliniert: thaim tvalibim Marc. 4, 10. 11, 11. thize tvalibe Marc. 14, 10. 43. Joh. 6, 71, welches tvalibim dem thrim (tribus) im (eis) parallel lauft. Die zahl XI. kommt in worten bei Ulf. nicht vor, ain-lif ist bloß nach dem ahd. ein-lif und litth. wieno-lika gemuthmaßt. Dem ahd. ein-lif (O. I. 3, 72. IV. 12, 114.) steht zur seite zue-lif f. zuei-lif (= goth. tva-lif, wie zuei = tva) zewe-lf N. p. 235a ist eine nach der aussprache verzerrte form; mhd. ein-lef (im Trist. auch ei-lif), zwe-lef, mit allmäh- liger kürzung des e in e, in Tit. reimt gezwelfet: geschelfet, daher nhd. zwölf (wie hölle) neben ei-lf, e-lf, endlich auch e-lf. Die ags. formen fallen beide auf, an sich und verglichen mit einander: tve-lf stünde für tva-lf, tva-lif und bewiese, daß fürs neutr. tva früher tve gegolten hat; aber wie end-leofan, end-lufan (XI.) zu nehmen, wenn es keine entstellung aus an-leof, an-lif wäre? welche bedeutung könnte das d haben, das sich sonst nicht müßig einschiebt (eher auswirft, vgl. die ags. part. on- für goth. and)? was soll die flexionsmäßige endung -an, wofür auch -on geschrieben wird? Vielleicht bieten die ältesten quellen und hss. beßere formen; daß jene endung nicht zum wesen der cardinalzahl gehöre, beweist mir die or- dinalzahl end-leof-ta (nicht end-leofoda, wie seofoda, nigoda, teoda von seofon, nigon, teon, tyn), aber noch im engl. steht elleven ab von twelve, wie im alts. der freckenh. urk. ellevan von tuilif und das altfries. gewährt wieder den eingedrungnen d-laut: and-lova neben twi-lif, ja die heutige schweizersprache (Stald. 1, 340.) eind-lef, end-lef. Das Il ist bloße assimilation aus nl, die auch im altn. el-lifo edd. saem. 108b 257b el-lefu 83b 84a (vgl. die ordinalzahl ellepto f. ellefto 42a) eintritt und ein älteres O o o 2
III. zahlwörtercompoſita. ſprüngliche geſtalt und conſtruction des lif läßt ſich nurhalbdeutlich erkennen. Es ſcheint ein ſubſt. neutr., weil die goth. neutralform tva dabeiſteht. Im litth. bilden alle zuſ. ſetzungen mit -lika weibliche ſubſt., die ſchwerlich aus der tert. pl. praeſ. lika (ſuperſunt) entſpringen, ſo- wenig als die goth. lif aus leiband oder liband. Wäre aber lif lebendiges neutr., ſo müſte es den nom. pl. liba (wie vaúrda, jêra, und hernach hunda) bilden, den dat. libam. Allein man findet die verhärtete (dem ahd. nom. pl. analoge?) goth. form tva-lif (duodecim) vgl. þái tvalif. tvalib Luc. 8, 1. 9, 12. þans tvalif Marc. 6, 7. 9, 35. 10, 3. 2. Matth. 10, 1. Luc. 9, 1. táinjôns tvalif, hveilôs tvalif, jêra tvalif Marc. 5, 25. Luc. 19, 1. und den dat. pl. þaím tvalif Matth. 11, 1. (ſtatt tváim-libam?), daneben männlich de- cliniert: þáim tvalibim Marc. 4, 10. 11, 11. þizê tvalibê Marc. 14, 10. 43. Joh. 6, 71, welches tvalibim dem þrim (tribus) ïm (eis) parallel lauft. Die zahl XI. kommt in worten bei Ulf. nicht vor, áin-lif iſt bloß nach dem ahd. ein-lif und litth. wieno-lika gemuthmaßt. Dem ahd. ein-lif (O. I. 3, 72. IV. 12, 114.) ſteht zur ſeite zuê-lif f. zuei-lif (= goth. tva-lif, wie zuei = tva) zewe-lf N. p. 235a iſt eine nach der ausſprache verzerrte form; mhd. ein-lef (im Triſt. auch ei-lif), zwê-lef, mit allmäh- liger kürzung des ê in e, in Tit. reimt gezwelfet: geſchelfet, daher nhd. zwölf (wie hölle) neben ei-lf, ê-lf, endlich auch e-lf. Die agſ. formen fallen beide auf, an ſich und verglichen mit einander: tvê-lf ſtünde für tvâ-lf, tvâ-lif und bewieſe, daß fürs neutr. tvâ früher tvê gegolten hat; aber wie end-lëofan, end-lufan (XI.) zu nehmen, wenn es keine entſtellung aus ân-lëof, ân-lif wäre? welche bedeutung könnte das d haben, das ſich ſonſt nicht müßig einſchiebt (eher auswirft, vgl. die agſ. part. on- für goth. and)? was ſoll die flexionsmäßige endung -an, wofür auch -on geſchrieben wird? Vielleicht bieten die älteſten quellen und hſſ. beßere formen; daß jene endung nicht zum weſen der cardinalzahl gehöre, beweiſt mir die or- dinalzahl end-lëof-ta (nicht end-lëofoða, wie ſëofoða, nigoða, tëóða von ſëofon, nigon, tëón, tŷn), aber noch im engl. ſteht elleven ab von twelve, wie im altſ. der freckenh. urk. ellevan von tuilif und das altfrieſ. gewährt wieder den eingedrungnen d-laut: and-lova neben twi-lif, ja die heutige ſchweizerſprache (Stald. 1, 340.) eind-lef, end-lef. Das Il iſt bloße aſſimilation aus nl, die auch im altn. el-lifo edd. ſæm. 108b 257b el-lëfu 83b 84a (vgl. die ordinalzahl ellëpto f. ellëfto 42a) eintritt und ein älteres O o o 2
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III. zahlwörtercompoſita.
ſprüngliche geſtalt und conſtruction des lif läßt ſich nur
halbdeutlich erkennen. Es ſcheint ein ſubſt. neutr., weil
die goth. neutralform tva dabeiſteht. Im litth. bilden alle
zuſ. ſetzungen mit -lika weibliche ſubſt., die ſchwerlich
aus der tert. pl. praeſ. lika (ſuperſunt) entſpringen, ſo-
wenig als die goth. lif aus leiband oder liband. Wäre
aber lif lebendiges neutr., ſo müſte es den nom. pl. liba
(wie vaúrda, jêra, und hernach hunda) bilden, den dat.
libam. Allein man findet die verhärtete (dem ahd. nom.
pl. analoge?) goth. form tva-lif (duodecim) vgl. þái tvalif.
tvalib Luc. 8, 1. 9, 12. þans tvalif Marc. 6, 7. 9, 35. 10, 3.
2. Matth. 10, 1. Luc. 9, 1. táinjôns tvalif, hveilôs tvalif, jêra
tvalif Marc. 5, 25. Luc. 19, 1. und den dat. pl. þaím tvalif
Matth. 11, 1. (ſtatt tváim-libam?), daneben männlich de-
cliniert: þáim tvalibim Marc. 4, 10. 11, 11. þizê tvalibê
Marc. 14, 10. 43. Joh. 6, 71, welches tvalibim dem þrim
(tribus) ïm (eis) parallel lauft. Die zahl XI. kommt in
worten bei Ulf. nicht vor, áin-lif iſt bloß nach dem ahd.
ein-lif und litth. wieno-lika gemuthmaßt. Dem ahd.
ein-lif (O. I. 3, 72. IV. 12, 114.) ſteht zur ſeite zuê-lif f.
zuei-lif (= goth. tva-lif, wie zuei = tva) zewe-lf N.
p. 235a iſt eine nach der ausſprache verzerrte form;
mhd. ein-lef (im Triſt. auch ei-lif), zwê-lef, mit allmäh-
liger kürzung des ê in e, in Tit. reimt gezwelfet: geſchelfet,
daher nhd. zwölf (wie hölle) neben ei-lf, ê-lf, endlich
auch e-lf. Die agſ. formen fallen beide auf, an ſich und
verglichen mit einander: tvê-lf ſtünde für tvâ-lf, tvâ-lif
und bewieſe, daß fürs neutr. tvâ früher tvê gegolten
hat; aber wie end-lëofan, end-lufan (XI.) zu nehmen,
wenn es keine entſtellung aus ân-lëof, ân-lif wäre? welche
bedeutung könnte das d haben, das ſich ſonſt nicht müßig
einſchiebt (eher auswirft, vgl. die agſ. part. on- für goth.
and)? was ſoll die flexionsmäßige endung -an, wofür
auch -on geſchrieben wird? Vielleicht bieten die älteſten
quellen und hſſ. beßere formen; daß jene endung nicht
zum weſen der cardinalzahl gehöre, beweiſt mir die or-
dinalzahl end-lëof-ta (nicht end-lëofoða, wie ſëofoða,
nigoða, tëóða von ſëofon, nigon, tëón, tŷn), aber noch
im engl. ſteht elleven ab von twelve, wie im altſ. der
freckenh. urk. ellevan von tuilif und das altfrieſ. gewährt
wieder den eingedrungnen d-laut: and-lova neben twi-lif,
ja die heutige ſchweizerſprache (Stald. 1, 340.) eind-lef,
end-lef. Das Il iſt bloße aſſimilation aus nl, die auch im
altn. el-lifo edd. ſæm. 108b 257b el-lëfu 83b 84a (vgl. die
ordinalzahl ellëpto f. ellëfto 42a) eintritt und ein älteres
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