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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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er drückte ihr einmal lose die Hand, sie drückte sie ihm wieder und sah ihm selig in die Augen, aber dachte sie an ihn dabei? -- sie sah die Lichter flimmern und hörte die Musik.

Der Cotillon kam heran. Sie war zu diesem Tanze mit einem jungen Manne engagirt, der ihr bei der ersten Vorstellung kurz seine Bitte vorgetragen hatte und dann zurückgetreten war. Er kam nun und bot ihr den Arm, um sie zu ihrem Sitze zu führen. Sie nahm ihn lächelnd, sie sahen sich in die Augen, ganz unschuldig Eines dem Andern, es war nicht anders als stände Jedes einsam an einem stillen See im Walde und fände im Spiegel seine eigenen Blicke wieder. Er schien höchstens vier oder fünf Jahre älter als sie. Die Musik erneute sich, die Paare eilten an ihnen vorüber, das Kind sah ihnen nach und dachte an nichts.

Gnädigstes Fräulein! sagte ihr Tänzer und stand vor ihr; die Reihe war an ihnen. -- Ach! rief sie und sprang auf, und als sie dahintanzten, blickte alle Welt ihnen nach, bis die Tour vollendet war und sie wieder auf ihrem Platze saßen.

Sie finden Vergnügen am Tanzen? sagte der junge Mann. -- Ich tanze für mein Leben gern, antwortete sie. Wissen Sie, setzte sie nach einem Weilchen hinzu, wir kommen so selten an die Reihe, wir sollten uns einmal heimlich einstehlen; wäre das nicht erlaubt? Und dabei warf sie den Kopf übermüthig ein

er drückte ihr einmal lose die Hand, sie drückte sie ihm wieder und sah ihm selig in die Augen, aber dachte sie an ihn dabei? — sie sah die Lichter flimmern und hörte die Musik.

Der Cotillon kam heran. Sie war zu diesem Tanze mit einem jungen Manne engagirt, der ihr bei der ersten Vorstellung kurz seine Bitte vorgetragen hatte und dann zurückgetreten war. Er kam nun und bot ihr den Arm, um sie zu ihrem Sitze zu führen. Sie nahm ihn lächelnd, sie sahen sich in die Augen, ganz unschuldig Eines dem Andern, es war nicht anders als stände Jedes einsam an einem stillen See im Walde und fände im Spiegel seine eigenen Blicke wieder. Er schien höchstens vier oder fünf Jahre älter als sie. Die Musik erneute sich, die Paare eilten an ihnen vorüber, das Kind sah ihnen nach und dachte an nichts.

Gnädigstes Fräulein! sagte ihr Tänzer und stand vor ihr; die Reihe war an ihnen. — Ach! rief sie und sprang auf, und als sie dahintanzten, blickte alle Welt ihnen nach, bis die Tour vollendet war und sie wieder auf ihrem Platze saßen.

Sie finden Vergnügen am Tanzen? sagte der junge Mann. — Ich tanze für mein Leben gern, antwortete sie. Wissen Sie, setzte sie nach einem Weilchen hinzu, wir kommen so selten an die Reihe, wir sollten uns einmal heimlich einstehlen; wäre das nicht erlaubt? Und dabei warf sie den Kopf übermüthig ein

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[0022] er drückte ihr einmal lose die Hand, sie drückte sie ihm wieder und sah ihm selig in die Augen, aber dachte sie an ihn dabei? — sie sah die Lichter flimmern und hörte die Musik. Der Cotillon kam heran. Sie war zu diesem Tanze mit einem jungen Manne engagirt, der ihr bei der ersten Vorstellung kurz seine Bitte vorgetragen hatte und dann zurückgetreten war. Er kam nun und bot ihr den Arm, um sie zu ihrem Sitze zu führen. Sie nahm ihn lächelnd, sie sahen sich in die Augen, ganz unschuldig Eines dem Andern, es war nicht anders als stände Jedes einsam an einem stillen See im Walde und fände im Spiegel seine eigenen Blicke wieder. Er schien höchstens vier oder fünf Jahre älter als sie. Die Musik erneute sich, die Paare eilten an ihnen vorüber, das Kind sah ihnen nach und dachte an nichts. Gnädigstes Fräulein! sagte ihr Tänzer und stand vor ihr; die Reihe war an ihnen. — Ach! rief sie und sprang auf, und als sie dahintanzten, blickte alle Welt ihnen nach, bis die Tour vollendet war und sie wieder auf ihrem Platze saßen. Sie finden Vergnügen am Tanzen? sagte der junge Mann. — Ich tanze für mein Leben gern, antwortete sie. Wissen Sie, setzte sie nach einem Weilchen hinzu, wir kommen so selten an die Reihe, wir sollten uns einmal heimlich einstehlen; wäre das nicht erlaubt? Und dabei warf sie den Kopf übermüthig ein

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/22>, abgerufen am 21.11.2024.