Bäumen sich bogen. Der Schneider sich nicht lange besann, was ihm zu thun wäre, schnell sein Busen voll Stein lase, auf den Baum, darunter sie lagen, stiege, anfing den einen mit dem Stein auf seine Brust zu werfen, davon er alsbald erwachte, über den andern zürnen ward, und sagte, warum er ihn schlüg? der an- dere aber entschuldigte sich so best' er mogte; in- dem sie wieder schlafen wollten, der Schneider wieder einen Stein faßte und den andern warf, darvon er über sein Mitgesellen zürnen ward und sagte, warum er ihn werfe? Als sie aber von solchem Zanken ließen und ihnen die Au- gen zugangen waren, der Schneider gar heftig auf den ersten warf, daß der Riese nicht mehr vertragen mogte, seinen Gesellen heftig schluge (dann er vermeinte, er wäre von ihm geschla- gen), welches der andere auch nicht leiden wollt', aufstunden, Bäum ausrissen und einander selb zu todt schlugen, doch zu allem Glück den Baum, darauf der Schneider saß, stehen ließen. Als solches der Schneider sahe, baß zu Muth ward, dann er nie gewesen war, fröhlichen ab dem Baum stiege, jeglichem mit seinem Schwert ein Wunden oder etlich schlug und wieder aus dem Wald zu den Reutern ging. Die Reuter ihn fragten, ob er die Riesen nirgends gesehen hät- te? "ja, sagte der Schneider, ich hab sie zu todt geschlagen und unter dem Baum liegen
lassen."
Baͤumen ſich bogen. Der Schneider ſich nicht lange beſann, was ihm zu thun waͤre, ſchnell ſein Buſen voll Stein laſe, auf den Baum, darunter ſie lagen, ſtiege, anfing den einen mit dem Stein auf ſeine Bruſt zu werfen, davon er alsbald erwachte, uͤber den andern zuͤrnen ward, und ſagte, warum er ihn ſchluͤg? der an- dere aber entſchuldigte ſich ſo beſt' er mogte; in- dem ſie wieder ſchlafen wollten, der Schneider wieder einen Stein faßte und den andern warf, darvon er uͤber ſein Mitgeſellen zuͤrnen ward und ſagte, warum er ihn werfe? Als ſie aber von ſolchem Zanken ließen und ihnen die Au- gen zugangen waren, der Schneider gar heftig auf den erſten warf, daß der Rieſe nicht mehr vertragen mogte, ſeinen Geſellen heftig ſchluge (dann er vermeinte, er waͤre von ihm geſchla- gen), welches der andere auch nicht leiden wollt', aufſtunden, Baͤum ausriſſen und einander ſelb zu todt ſchlugen, doch zu allem Gluͤck den Baum, darauf der Schneider ſaß, ſtehen ließen. Als ſolches der Schneider ſahe, baß zu Muth ward, dann er nie geweſen war, froͤhlichen ab dem Baum ſtiege, jeglichem mit ſeinem Schwert ein Wunden oder etlich ſchlug und wieder aus dem Wald zu den Reutern ging. Die Reuter ihn fragten, ob er die Rieſen nirgends geſehen haͤt- te? „ja, ſagte der Schneider, ich hab ſie zu todt geſchlagen und unter dem Baum liegen
laſſen.“
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Baͤumen ſich bogen. Der Schneider ſich nicht
lange beſann, was ihm zu thun waͤre, ſchnell
ſein Buſen voll Stein laſe, auf den Baum,
darunter ſie lagen, ſtiege, anfing den einen mit
dem Stein auf ſeine Bruſt zu werfen, davon
er alsbald erwachte, uͤber den andern zuͤrnen
ward, und ſagte, warum er ihn ſchluͤg? der an-
dere aber entſchuldigte ſich ſo beſt' er mogte; in-
dem ſie wieder ſchlafen wollten, der Schneider
wieder einen Stein faßte und den andern warf,
darvon er uͤber ſein Mitgeſellen zuͤrnen ward
und ſagte, warum er ihn werfe? Als ſie aber
von ſolchem Zanken ließen und ihnen die Au-
gen zugangen waren, der Schneider gar heftig
auf den erſten warf, daß der Rieſe nicht mehr
vertragen mogte, ſeinen Geſellen heftig ſchluge
(dann er vermeinte, er waͤre von ihm geſchla-
gen), welches der andere auch nicht leiden wollt',
aufſtunden, Baͤum ausriſſen und einander ſelb
zu todt ſchlugen, doch zu allem Gluͤck den Baum,
darauf der Schneider ſaß, ſtehen ließen. Als
ſolches der Schneider ſahe, baß zu Muth ward,
dann er nie geweſen war, froͤhlichen ab dem
Baum ſtiege, jeglichem mit ſeinem Schwert ein
Wunden oder etlich ſchlug und wieder aus dem
Wald zu den Reutern ging. Die Reuter ihn
fragten, ob er die Rieſen nirgends geſehen haͤt-
te? „ja, ſagte der Schneider, ich hab ſie zu
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laſſen.“
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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