er hätt den Kriegsmann nie gesehen, durft ihm doch nicht Urlaub geben, dann er forchte, er sammt allem seinen Volk zu todt geschlagen und hernach sein Reich von dem Krieger besessen werde. Such- te Rath und nach langem Hin- und Hergedenken letztlich einen Sinn erfande, vermeinte dadurch des Kriegsmannes (den niemand für einen Schnei- der schätzte), abzukommen, nach ihm schickte, ihm vorhielt, wie er wohl vernommen, daß er ein gewaltiger starker Kriegsmann wäre, nun hätt er zwei Riesen im Wald, die ihm außer- maßen groß Schaden thäten mit rauben, mor- den, brennen, einem und dem andern, und man könnte ihnen weder mit Waffen noch andern Din- gen zukommen, denn sie erschlügen alles; und so er sich unterstehn wollt, die Riesen umzubrin- gen und brächte sie um, so wollt' er ihm seine Tochter zu einem Weib und sein halb König- reich zu einer Ehsteuer geben, wollt ihm auch hundert Reuter zu Hilf wider die Riesen geben. Der Schneider war wohl zu Muth, daß er sollt eines Königs Tochtermann werden, sprach, er wollt gern die Riesen umbringen, und wohl ohne Hilf der Reuter sie zu tödten wisse. Demnächst zu Wald sich verfügte, die Reuter vor dem Wald warten hieß, hineintrat, von weitem lugte, ob er die Riesen irgend sehen mögte, doch nach lan- gem Suchen sie unter einem Baum schlafend fand und schnarchelten, daß die Aest an den
er haͤtt den Kriegsmann nie geſehen, durft ihm doch nicht Urlaub geben, dann er forchte, er ſammt allem ſeinen Volk zu todt geſchlagen und hernach ſein Reich von dem Krieger beſeſſen werde. Such- te Rath und nach langem Hin- und Hergedenken letztlich einen Sinn erfande, vermeinte dadurch des Kriegsmannes (den niemand fuͤr einen Schnei- der ſchaͤtzte), abzukommen, nach ihm ſchickte, ihm vorhielt, wie er wohl vernommen, daß er ein gewaltiger ſtarker Kriegsmann waͤre, nun haͤtt er zwei Rieſen im Wald, die ihm außer- maßen groß Schaden thaͤten mit rauben, mor- den, brennen, einem und dem andern, und man koͤnnte ihnen weder mit Waffen noch andern Din- gen zukommen, denn ſie erſchluͤgen alles; und ſo er ſich unterſtehn wollt, die Rieſen umzubrin- gen und braͤchte ſie um, ſo wollt' er ihm ſeine Tochter zu einem Weib und ſein halb Koͤnig- reich zu einer Ehſteuer geben, wollt ihm auch hundert Reuter zu Hilf wider die Rieſen geben. Der Schneider war wohl zu Muth, daß er ſollt eines Koͤnigs Tochtermann werden, ſprach, er wollt gern die Rieſen umbringen, und wohl ohne Hilf der Reuter ſie zu toͤdten wiſſe. Demnaͤchſt zu Wald ſich verfuͤgte, die Reuter vor dem Wald warten hieß, hineintrat, von weitem lugte, ob er die Rieſen irgend ſehen moͤgte, doch nach lan- gem Suchen ſie unter einem Baum ſchlafend fand und ſchnarchelten, daß die Aeſt an den
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er haͤtt den Kriegsmann nie geſehen, durft ihm
doch nicht Urlaub geben, dann er forchte, er ſammt
allem ſeinen Volk zu todt geſchlagen und hernach
ſein Reich von dem Krieger beſeſſen werde. Such-
te Rath und nach langem Hin- und Hergedenken
letztlich einen Sinn erfande, vermeinte dadurch des
Kriegsmannes (den niemand fuͤr einen Schnei-
der ſchaͤtzte), abzukommen, nach ihm ſchickte,
ihm vorhielt, wie er wohl vernommen, daß er
ein gewaltiger ſtarker Kriegsmann waͤre, nun
haͤtt er zwei Rieſen im Wald, die ihm außer-
maßen groß Schaden thaͤten mit rauben, mor-
den, brennen, einem und dem andern, und man
koͤnnte ihnen weder mit Waffen noch andern Din-
gen zukommen, denn ſie erſchluͤgen alles; und ſo
er ſich unterſtehn wollt, die Rieſen umzubrin-
gen und braͤchte ſie um, ſo wollt' er ihm ſeine
Tochter zu einem Weib und ſein halb Koͤnig-
reich zu einer Ehſteuer geben, wollt ihm auch
hundert Reuter zu Hilf wider die Rieſen geben.
Der Schneider war wohl zu Muth, daß er ſollt
eines Koͤnigs Tochtermann werden, ſprach, er
wollt gern die Rieſen umbringen, und wohl ohne
Hilf der Reuter ſie zu toͤdten wiſſe. Demnaͤchſt
zu Wald ſich verfuͤgte, die Reuter vor dem Wald
warten hieß, hineintrat, von weitem lugte, ob
er die Rieſen irgend ſehen moͤgte, doch nach lan-
gem Suchen ſie unter einem Baum ſchlafend
fand und ſchnarchelten, daß die Aeſt an den
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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