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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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die Schwestern standen in der Ecke und waren
blaß vor Neid, und hätten sie gewußt, daß das
Aschenputtel war, das zu Haus in der Asche
lag, sie wären gestorben vor Neid.

Der Prinz aber wollte wissen, wer die
fremde Prinzessin sey, woher sie gekommen und
wohin sie fahre, und hatte Leute auf die Stra-
ße gestellt, die sollten Acht darauf haben, und
damit sie nicht so schnell fortlaufen könne, hat-
te er die Treppe ganz mit Pech bestreichen las-
sen. Aschenputtel tanzte und tanzte mit dem
Prinzen, war in Freuden und gedachte nicht
an Mitternacht. Auf einmal, wie es mitten
im Tanzen war, hörte es den Glockenschlag,
da fiel ihm ein, wie die Tauben es gewarnt,
erschrack und eilte zur Thüre hinaus und flog
recht die Treppe hinunter. Weil die aber mit
Pech bestrichen war, blieb einer von den golde-
nen Pantoffeln festhängen, und in der Angst
dacht es nicht daran, ihn mitzunehmen. Und
wie es den letzten Schritt von der Treppe that,
da hatt' es zwölf ausgeschlagen, da war Wa-
gen und Pferde verschwunden und Aschenput-
tel stand in seinen Aschenkleidern auf der dun-
keln Straße. Der Prinz war ihm nachgeeilt,
auf der Treppe fand er den goldenen Pantof-
fel, riß ihn los und hob ihn auf, wie er aber
unten hinkam, war alles verschwunden; die
Leute auch, die zur Wache ausgestellt wa-

Kindermärchen. G

die Schweſtern ſtanden in der Ecke und waren
blaß vor Neid, und haͤtten ſie gewußt, daß das
Aſchenputtel war, das zu Haus in der Aſche
lag, ſie waͤren geſtorben vor Neid.

Der Prinz aber wollte wiſſen, wer die
fremde Prinzeſſin ſey, woher ſie gekommen und
wohin ſie fahre, und hatte Leute auf die Stra-
ße geſtellt, die ſollten Acht darauf haben, und
damit ſie nicht ſo ſchnell fortlaufen koͤnne, hat-
te er die Treppe ganz mit Pech beſtreichen laſ-
ſen. Aſchenputtel tanzte und tanzte mit dem
Prinzen, war in Freuden und gedachte nicht
an Mitternacht. Auf einmal, wie es mitten
im Tanzen war, hoͤrte es den Glockenſchlag,
da fiel ihm ein, wie die Tauben es gewarnt,
erſchrack und eilte zur Thuͤre hinaus und flog
recht die Treppe hinunter. Weil die aber mit
Pech beſtrichen war, blieb einer von den golde-
nen Pantoffeln feſthaͤngen, und in der Angſt
dacht es nicht daran, ihn mitzunehmen. Und
wie es den letzten Schritt von der Treppe that,
da hatt' es zwoͤlf ausgeſchlagen, da war Wa-
gen und Pferde verſchwunden und Aſchenput-
tel ſtand in ſeinen Aſchenkleidern auf der dun-
keln Straße. Der Prinz war ihm nachgeeilt,
auf der Treppe fand er den goldenen Pantof-
fel, riß ihn los und hob ihn auf, wie er aber
unten hinkam, war alles verſchwunden; die
Leute auch, die zur Wache ausgeſtellt wa-

Kindermärchen. G
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[97/0131] die Schweſtern ſtanden in der Ecke und waren blaß vor Neid, und haͤtten ſie gewußt, daß das Aſchenputtel war, das zu Haus in der Aſche lag, ſie waͤren geſtorben vor Neid. Der Prinz aber wollte wiſſen, wer die fremde Prinzeſſin ſey, woher ſie gekommen und wohin ſie fahre, und hatte Leute auf die Stra- ße geſtellt, die ſollten Acht darauf haben, und damit ſie nicht ſo ſchnell fortlaufen koͤnne, hat- te er die Treppe ganz mit Pech beſtreichen laſ- ſen. Aſchenputtel tanzte und tanzte mit dem Prinzen, war in Freuden und gedachte nicht an Mitternacht. Auf einmal, wie es mitten im Tanzen war, hoͤrte es den Glockenſchlag, da fiel ihm ein, wie die Tauben es gewarnt, erſchrack und eilte zur Thuͤre hinaus und flog recht die Treppe hinunter. Weil die aber mit Pech beſtrichen war, blieb einer von den golde- nen Pantoffeln feſthaͤngen, und in der Angſt dacht es nicht daran, ihn mitzunehmen. Und wie es den letzten Schritt von der Treppe that, da hatt' es zwoͤlf ausgeſchlagen, da war Wa- gen und Pferde verſchwunden und Aſchenput- tel ſtand in ſeinen Aſchenkleidern auf der dun- keln Straße. Der Prinz war ihm nachgeeilt, auf der Treppe fand er den goldenen Pantof- fel, riß ihn los und hob ihn auf, wie er aber unten hinkam, war alles verſchwunden; die Leute auch, die zur Wache ausgeſtellt wa- Kindermärchen. G

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/131>, abgerufen am 21.11.2024.