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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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feige." Der Frau war Angst vor dem Zorn
des Teufels, aber der arme Holzhacker mußte
noch etwas wissen, das wußte der Teufel al-
lein. Da zupfte sie ihn an der Nase und zog
ihn in die Höh. Der Teufel sprang wie un-
sinnig auf, und gab ihr eine Ohrfeige, daß es
schallte. Die Frau fing an zu weinen und sag-
te; "willst du, daß ich ins Wasser falle? Ein
Fischer hatte mich über den Strom gefahren,
und als der Nachen aus Ufer kam, stieß er an,
da fürchtete ich mich zu fallen und wollte mich
an den Stamm halten, woran die Kette fest-
gemacht wird, da hab ich mich an deine Nase
gehalten." -- "Warum hast du nicht Acht ge-
geben? das thut der Nachen jedesmal." --
Der Fischer klagte mir, daß niemand komme,
ihn abzulösen und er seiner Arbeit kein Ende
sehe." -- "Er muß den ersten, der kommt an-
halten, so lange zu fahren, bis ein dritter
kommt, der ihn wieder ablöst, so ist ihm ge-
holfen; aber du träumst curios, das ist wahr
mit dem Schiffer und alles andere auch: jetzt
weck mich nicht wieder, der Morgen muß bald
anbrechen, ich will noch schlafen, sonst spring
ich übel mit dir um."

Wie nun der Holzhacker alles gehört hat-
te, und der Teufel wieder schnarchte, bedankte
er sich bei der Frau Teufelin und zog fort.
Als er zu dem Fischer kam, wollte der Aus-

feige.“ Der Frau war Angſt vor dem Zorn
des Teufels, aber der arme Holzhacker mußte
noch etwas wiſſen, das wußte der Teufel al-
lein. Da zupfte ſie ihn an der Naſe und zog
ihn in die Hoͤh. Der Teufel ſprang wie un-
ſinnig auf, und gab ihr eine Ohrfeige, daß es
ſchallte. Die Frau fing an zu weinen und ſag-
te; „willſt du, daß ich ins Waſſer falle? Ein
Fiſcher hatte mich uͤber den Strom gefahren,
und als der Nachen aus Ufer kam, ſtieß er an,
da fuͤrchtete ich mich zu fallen und wollte mich
an den Stamm halten, woran die Kette feſt-
gemacht wird, da hab ich mich an deine Naſe
gehalten.“ — „Warum haſt du nicht Acht ge-
geben? das thut der Nachen jedesmal.“ —
Der Fiſcher klagte mir, daß niemand komme,
ihn abzuloͤſen und er ſeiner Arbeit kein Ende
ſehe.“ — „Er muß den erſten, der kommt an-
halten, ſo lange zu fahren, bis ein dritter
kommt, der ihn wieder abloͤſt, ſo iſt ihm ge-
holfen; aber du traͤumſt curios, das iſt wahr
mit dem Schiffer und alles andere auch: jetzt
weck mich nicht wieder, der Morgen muß bald
anbrechen, ich will noch ſchlafen, ſonſt ſpring
ich uͤbel mit dir um.“

Wie nun der Holzhacker alles gehoͤrt hat-
te, und der Teufel wieder ſchnarchte, bedankte
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[127/0161] feige.“ Der Frau war Angſt vor dem Zorn des Teufels, aber der arme Holzhacker mußte noch etwas wiſſen, das wußte der Teufel al- lein. Da zupfte ſie ihn an der Naſe und zog ihn in die Hoͤh. Der Teufel ſprang wie un- ſinnig auf, und gab ihr eine Ohrfeige, daß es ſchallte. Die Frau fing an zu weinen und ſag- te; „willſt du, daß ich ins Waſſer falle? Ein Fiſcher hatte mich uͤber den Strom gefahren, und als der Nachen aus Ufer kam, ſtieß er an, da fuͤrchtete ich mich zu fallen und wollte mich an den Stamm halten, woran die Kette feſt- gemacht wird, da hab ich mich an deine Naſe gehalten.“ — „Warum haſt du nicht Acht ge- geben? das thut der Nachen jedesmal.“ — Der Fiſcher klagte mir, daß niemand komme, ihn abzuloͤſen und er ſeiner Arbeit kein Ende ſehe.“ — „Er muß den erſten, der kommt an- halten, ſo lange zu fahren, bis ein dritter kommt, der ihn wieder abloͤſt, ſo iſt ihm ge- holfen; aber du traͤumſt curios, das iſt wahr mit dem Schiffer und alles andere auch: jetzt weck mich nicht wieder, der Morgen muß bald anbrechen, ich will noch ſchlafen, ſonſt ſpring ich uͤbel mit dir um.“ Wie nun der Holzhacker alles gehoͤrt hat- te, und der Teufel wieder ſchnarchte, bedankte er ſich bei der Frau Teufelin und zog fort. Als er zu dem Fiſcher kam, wollte der Aus-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/161>, abgerufen am 21.11.2024.