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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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sie auf den Händen empor, wie ein anderer
Loffelbitz heim. Die Mutter war gar übel zu-
frieden, sprach, er sollt sie an ein Pferd gebun-
den haben und heim geschleift. Letztlich sahe
die Jungfrau, daß Chrisam und Tauf an ihm
verloren war, denn es war weder Vernunft
noch Weisheit in ihm, wußt nit, wie sie des
Narren ledig werden sollt, gab ihm daher ein
groß Stück Specks, und stieß es ihm in den
Busen: er wars wohl zufrieden. Er wollt
heim und fürcht, er würds im Busen verlieren,
und bands einem Roß an den Schwanz, saß
drauf und ritt heim, da liefen die Hunde hin-
ten nach und rissen den Speck dem Pferd vom
Schwanz und fraßen ihn. Er kommt heim,
der Speck war auch hinweg. Hintennach sahe
die Mutter ihres Sohns Weisheit, fürcht, die
Heirath würd' nit vor sich gehen, fuhr zu der
Jungfrau Eltern, begehrt den Tag der Bere-
dung zu wissen mit ihrem Sohn, und wie sie
hinweg will, befiehlt sie ihm ernstlich, daß er
wohl Haushalt und kein groß Wesen mach,
denn sie hab eine Gans über Eiern sitzen. Als
nun die Mutter aus dem Haus war, so zeucht
der Sohn fein in den Keller, sauft sich voller
Weins und verliert den Zapfen zum Faß, wie
er den sucht, so lauft der Wein alle in den
Keller. Der gut Vetter nimmt einen Sack mit
Mehl, und schütt' es in den Wein, daß es die

Kindermärchen. K

ſie auf den Haͤnden empor, wie ein anderer
Loffelbitz heim. Die Mutter war gar uͤbel zu-
frieden, ſprach, er ſollt ſie an ein Pferd gebun-
den haben und heim geſchleift. Letztlich ſahe
die Jungfrau, daß Chriſam und Tauf an ihm
verloren war, denn es war weder Vernunft
noch Weisheit in ihm, wußt nit, wie ſie des
Narren ledig werden ſollt, gab ihm daher ein
groß Stuͤck Specks, und ſtieß es ihm in den
Buſen: er wars wohl zufrieden. Er wollt
heim und fuͤrcht, er wuͤrds im Buſen verlieren,
und bands einem Roß an den Schwanz, ſaß
drauf und ritt heim, da liefen die Hunde hin-
ten nach und riſſen den Speck dem Pferd vom
Schwanz und fraßen ihn. Er kommt heim,
der Speck war auch hinweg. Hintennach ſahe
die Mutter ihres Sohns Weisheit, fuͤrcht, die
Heirath wuͤrd' nit vor ſich gehen, fuhr zu der
Jungfrau Eltern, begehrt den Tag der Bere-
dung zu wiſſen mit ihrem Sohn, und wie ſie
hinweg will, befiehlt ſie ihm ernſtlich, daß er
wohl Haushalt und kein groß Weſen mach,
denn ſie hab eine Gans uͤber Eiern ſitzen. Als
nun die Mutter aus dem Haus war, ſo zeucht
der Sohn fein in den Keller, ſauft ſich voller
Weins und verliert den Zapfen zum Faß, wie
er den ſucht, ſo lauft der Wein alle in den
Keller. Der gut Vetter nimmt einen Sack mit
Mehl, und ſchuͤtt' es in den Wein, daß es die

Kindermärchen. K
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[145/0179] ſie auf den Haͤnden empor, wie ein anderer Loffelbitz heim. Die Mutter war gar uͤbel zu- frieden, ſprach, er ſollt ſie an ein Pferd gebun- den haben und heim geſchleift. Letztlich ſahe die Jungfrau, daß Chriſam und Tauf an ihm verloren war, denn es war weder Vernunft noch Weisheit in ihm, wußt nit, wie ſie des Narren ledig werden ſollt, gab ihm daher ein groß Stuͤck Specks, und ſtieß es ihm in den Buſen: er wars wohl zufrieden. Er wollt heim und fuͤrcht, er wuͤrds im Buſen verlieren, und bands einem Roß an den Schwanz, ſaß drauf und ritt heim, da liefen die Hunde hin- ten nach und riſſen den Speck dem Pferd vom Schwanz und fraßen ihn. Er kommt heim, der Speck war auch hinweg. Hintennach ſahe die Mutter ihres Sohns Weisheit, fuͤrcht, die Heirath wuͤrd' nit vor ſich gehen, fuhr zu der Jungfrau Eltern, begehrt den Tag der Bere- dung zu wiſſen mit ihrem Sohn, und wie ſie hinweg will, befiehlt ſie ihm ernſtlich, daß er wohl Haushalt und kein groß Weſen mach, denn ſie hab eine Gans uͤber Eiern ſitzen. Als nun die Mutter aus dem Haus war, ſo zeucht der Sohn fein in den Keller, ſauft ſich voller Weins und verliert den Zapfen zum Faß, wie er den ſucht, ſo lauft der Wein alle in den Keller. Der gut Vetter nimmt einen Sack mit Mehl, und ſchuͤtt' es in den Wein, daß es die Kindermärchen. K

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/179>, abgerufen am 21.11.2024.