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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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und sie erzählte, wie die Schwiegermutter sie
so boshaft verläumdet, dafür ward diese auf
den Scheiterhaufen gebracht und verbrannt, sie
aber lebte lange mit dem König und ihren sechs
Brüdern in Freuden.

50.
Dornröschen.

Ein König und eine Königin kriegten gar
keine Kinder, und hätten so gern eins gehabt.
Einmal saß die Königin im Bade, da kroch ein
Krebs aus dem Wasser ans Land und sprach:
"dein Wunsch wird bald erfüllt werden und du
wirst eine Tochter zur Welt bringen." Das
traf auch ein, und der König war so erfreut
über die Geburt der Prinzessin, daß er ein
großes Fest anstellen ließ, und dazu lud er auch
die Feen ein, die im Lande waren, weil er nur
zwölf goldene Teller hatte, konnte er eine nicht
einladen: es waren ihrer nemlich dreizehen. Die
Feen kamen zu dem Fest, und beschenkten das
Kind am Ende desselben: die eine mit Tugend,
die zweite mit Schönheit und so die andern
mit allem, was nur auf der Welt herrlich und
zu wünschen war, wie aber eben die elfte ihr
Geschenk gesagt hatte, trat die dreizehnte her-
ein, recht zornig, daß sie nicht war eingeladen
worden und rief: "weil ihr mich nicht gebeten,

Kindermärchen. P

und ſie erzaͤhlte, wie die Schwiegermutter ſie
ſo boshaft verlaͤumdet, dafuͤr ward dieſe auf
den Scheiterhaufen gebracht und verbrannt, ſie
aber lebte lange mit dem Koͤnig und ihren ſechs
Bruͤdern in Freuden.

50.
Dornroͤschen.

Ein Koͤnig und eine Koͤnigin kriegten gar
keine Kinder, und haͤtten ſo gern eins gehabt.
Einmal ſaß die Koͤnigin im Bade, da kroch ein
Krebs aus dem Waſſer ans Land und ſprach:
„dein Wunſch wird bald erfuͤllt werden und du
wirſt eine Tochter zur Welt bringen.“ Das
traf auch ein, und der Koͤnig war ſo erfreut
uͤber die Geburt der Prinzeſſin, daß er ein
großes Feſt anſtellen ließ, und dazu lud er auch
die Feen ein, die im Lande waren, weil er nur
zwoͤlf goldene Teller hatte, konnte er eine nicht
einladen: es waren ihrer nemlich dreizehen. Die
Feen kamen zu dem Feſt, und beſchenkten das
Kind am Ende deſſelben: die eine mit Tugend,
die zweite mit Schoͤnheit und ſo die andern
mit allem, was nur auf der Welt herrlich und
zu wuͤnſchen war, wie aber eben die elfte ihr
Geſchenk geſagt hatte, trat die dreizehnte her-
ein, recht zornig, daß ſie nicht war eingeladen
worden und rief: „weil ihr mich nicht gebeten,

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[225/0259] und ſie erzaͤhlte, wie die Schwiegermutter ſie ſo boshaft verlaͤumdet, dafuͤr ward dieſe auf den Scheiterhaufen gebracht und verbrannt, ſie aber lebte lange mit dem Koͤnig und ihren ſechs Bruͤdern in Freuden. 50. Dornroͤschen. Ein Koͤnig und eine Koͤnigin kriegten gar keine Kinder, und haͤtten ſo gern eins gehabt. Einmal ſaß die Koͤnigin im Bade, da kroch ein Krebs aus dem Waſſer ans Land und ſprach: „dein Wunſch wird bald erfuͤllt werden und du wirſt eine Tochter zur Welt bringen.“ Das traf auch ein, und der Koͤnig war ſo erfreut uͤber die Geburt der Prinzeſſin, daß er ein großes Feſt anſtellen ließ, und dazu lud er auch die Feen ein, die im Lande waren, weil er nur zwoͤlf goldene Teller hatte, konnte er eine nicht einladen: es waren ihrer nemlich dreizehen. Die Feen kamen zu dem Feſt, und beſchenkten das Kind am Ende deſſelben: die eine mit Tugend, die zweite mit Schoͤnheit und ſo die andern mit allem, was nur auf der Welt herrlich und zu wuͤnſchen war, wie aber eben die elfte ihr Geſchenk geſagt hatte, trat die dreizehnte her- ein, recht zornig, daß ſie nicht war eingeladen worden und rief: „weil ihr mich nicht gebeten, Kindermärchen. P

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/259>, abgerufen am 22.11.2024.