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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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wenns die Aeuglein hätte können aufthun, wä-
ren sie so schwarz gewesen wie Ebenholz, denn
es lag da, als wenn es schlief. Einmal kam
ein junger Prinz zu dem Zwergenhaus und
wollte darin übernachten, und wie er in die
Stube kam und Sneewittchen in dem Glas-
sarg liegen sah, auf das die sieben Lichtlein so
recht ihren Schein warfen, konnt er sich nicht
satt an seiner Schönheit sehen, und las die
goldene Inschrift und sah, daß es eine Königs-
tochter war. Da bat er die Zwerglein, sie soll-
ten ihm den Sarg mit dem todten Sneewitt-
chen verkaufen, die wollten aber um alles Gold
nicht; da bat er sie, sie mögten es ihm schen-
ken, er könne nicht leben ohne es zu sehen, und
er wolle es so hoch halten und ehren, wie sein
Liebstes auf der Welt. Da waren die Zwerg-
lein mitleidig und gaben ihm den Sarg, der
Prinz aber ließ ihn in sein Schloß tragen, und
ließ ihn in seine Stube setzen, er selber saß den
ganzen Tag dabei, und konnte die Augen nicht
abwenden; und wenn er aus mußte gehen und
konnte Sneewittchen nicht sehen, ward er
traurig, und er konnte auch keinen Bissen essen,
wenn der Sarg nicht neben ihm stand. Die
Diener aber, die beständig den Sarg herum-
tragen mußten, waren bös darüber, und einer
machte einmal den Sarg auf, hob Sneewitt-
chen in die Höh und sagte: um so eines tod-

wenns die Aeuglein haͤtte koͤnnen aufthun, waͤ-
ren ſie ſo ſchwarz geweſen wie Ebenholz, denn
es lag da, als wenn es ſchlief. Einmal kam
ein junger Prinz zu dem Zwergenhaus und
wollte darin uͤbernachten, und wie er in die
Stube kam und Sneewittchen in dem Glas-
ſarg liegen ſah, auf das die ſieben Lichtlein ſo
recht ihren Schein warfen, konnt er ſich nicht
ſatt an ſeiner Schoͤnheit ſehen, und las die
goldene Inſchrift und ſah, daß es eine Koͤnigs-
tochter war. Da bat er die Zwerglein, ſie ſoll-
ten ihm den Sarg mit dem todten Sneewitt-
chen verkaufen, die wollten aber um alles Gold
nicht; da bat er ſie, ſie moͤgten es ihm ſchen-
ken, er koͤnne nicht leben ohne es zu ſehen, und
er wolle es ſo hoch halten und ehren, wie ſein
Liebſtes auf der Welt. Da waren die Zwerg-
lein mitleidig und gaben ihm den Sarg, der
Prinz aber ließ ihn in ſein Schloß tragen, und
ließ ihn in ſeine Stube ſetzen, er ſelber ſaß den
ganzen Tag dabei, und konnte die Augen nicht
abwenden; und wenn er aus mußte gehen und
konnte Sneewittchen nicht ſehen, ward er
traurig, und er konnte auch keinen Biſſen eſſen,
wenn der Sarg nicht neben ihm ſtand. Die
Diener aber, die beſtaͤndig den Sarg herum-
tragen mußten, waren boͤs daruͤber, und einer
machte einmal den Sarg auf, hob Sneewitt-
chen in die Hoͤh und ſagte: um ſo eines tod-

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[248/0282] wenns die Aeuglein haͤtte koͤnnen aufthun, waͤ- ren ſie ſo ſchwarz geweſen wie Ebenholz, denn es lag da, als wenn es ſchlief. Einmal kam ein junger Prinz zu dem Zwergenhaus und wollte darin uͤbernachten, und wie er in die Stube kam und Sneewittchen in dem Glas- ſarg liegen ſah, auf das die ſieben Lichtlein ſo recht ihren Schein warfen, konnt er ſich nicht ſatt an ſeiner Schoͤnheit ſehen, und las die goldene Inſchrift und ſah, daß es eine Koͤnigs- tochter war. Da bat er die Zwerglein, ſie ſoll- ten ihm den Sarg mit dem todten Sneewitt- chen verkaufen, die wollten aber um alles Gold nicht; da bat er ſie, ſie moͤgten es ihm ſchen- ken, er koͤnne nicht leben ohne es zu ſehen, und er wolle es ſo hoch halten und ehren, wie ſein Liebſtes auf der Welt. Da waren die Zwerg- lein mitleidig und gaben ihm den Sarg, der Prinz aber ließ ihn in ſein Schloß tragen, und ließ ihn in ſeine Stube ſetzen, er ſelber ſaß den ganzen Tag dabei, und konnte die Augen nicht abwenden; und wenn er aus mußte gehen und konnte Sneewittchen nicht ſehen, ward er traurig, und er konnte auch keinen Biſſen eſſen, wenn der Sarg nicht neben ihm ſtand. Die Diener aber, die beſtaͤndig den Sarg herum- tragen mußten, waren boͤs daruͤber, und einer machte einmal den Sarg auf, hob Sneewitt- chen in die Hoͤh und ſagte: um ſo eines tod-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/282>, abgerufen am 25.11.2024.