der Nacht aber suchte sie die Geschenke, die sie von ihrem Bräutigam hatte, zusammen, das war ein goldener Ring, ein golden Spinnräd- chen und ein goldenes Häspelchen, die drei Klei- der aber that sie in eine Nuß, dann machte sie sich Gesicht und Hände mit Ruß schwarz, zog den Mantel von allerlei Pelz an, und ging fort. Sie ging die ganze Nacht, bis sie in einen gro- ßen Wald kam, da war sie sicher, und weil sie so müd war, setzte sie sich in einen holen Baum, und schlief ein.
Sie schlief noch am hohen Tag, da jagte gerade der König, ihr Bräutigam, in dem Wald, seine Hunde aber liefen um den Baum, und schnupperten daran. Der König schickte seine Jäger hin, die sollten sehen, was für ein Thier in dem Baum steckte, die kamen wieder und sagten, es liege ein so wunderliches Thier darin, wie sie ihr Lebtag noch keins gesehen, Rauhwerk allerlei Art sey an seiner Haut, es liege aber und schlafe. Da befahl der König sie sollten es fangen und hinten auf den Wa- gen binden. Das thaten die Jäger, und wie sie es hervorzogen, sahen sie, daß es ein Mäd- chen war, da banden sie es hinten auf und fuh- ren mit ihm heim. "Allerlei-Rauh, sag- ten sie, du bist gut für die Küche, du kannst Holz und Wasser tragen, und die Asche zusam- men kehren;" dann gaben sie ihm ein kleines
der Nacht aber ſuchte ſie die Geſchenke, die ſie von ihrem Braͤutigam hatte, zuſammen, das war ein goldener Ring, ein golden Spinnraͤd- chen und ein goldenes Haͤspelchen, die drei Klei- der aber that ſie in eine Nuß, dann machte ſie ſich Geſicht und Haͤnde mit Ruß ſchwarz, zog den Mantel von allerlei Pelz an, und ging fort. Sie ging die ganze Nacht, bis ſie in einen gro- ßen Wald kam, da war ſie ſicher, und weil ſie ſo muͤd war, ſetzte ſie ſich in einen holen Baum, und ſchlief ein.
Sie ſchlief noch am hohen Tag, da jagte gerade der Koͤnig, ihr Braͤutigam, in dem Wald, ſeine Hunde aber liefen um den Baum, und ſchnupperten daran. Der Koͤnig ſchickte ſeine Jaͤger hin, die ſollten ſehen, was fuͤr ein Thier in dem Baum ſteckte, die kamen wieder und ſagten, es liege ein ſo wunderliches Thier darin, wie ſie ihr Lebtag noch keins geſehen, Rauhwerk allerlei Art ſey an ſeiner Haut, es liege aber und ſchlafe. Da befahl der Koͤnig ſie ſollten es fangen und hinten auf den Wa- gen binden. Das thaten die Jaͤger, und wie ſie es hervorzogen, ſahen ſie, daß es ein Maͤd- chen war, da banden ſie es hinten auf und fuh- ren mit ihm heim. „Allerlei-Rauh, ſag- ten ſie, du biſt gut fuͤr die Kuͤche, du kannſt Holz und Waſſer tragen, und die Aſche zuſam- men kehren;“ dann gaben ſie ihm ein kleines
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0344"n="310"/>
der Nacht aber ſuchte ſie die Geſchenke, die ſie<lb/>
von ihrem Braͤutigam hatte, zuſammen, das<lb/>
war ein goldener Ring, ein golden Spinnraͤd-<lb/>
chen und ein goldenes Haͤspelchen, die drei Klei-<lb/>
der aber that ſie in eine Nuß, dann machte ſie<lb/>ſich Geſicht und Haͤnde mit Ruß ſchwarz, zog<lb/>
den Mantel von allerlei Pelz an, und ging fort.<lb/>
Sie ging die ganze Nacht, bis ſie in einen gro-<lb/>
ßen Wald kam, da war ſie ſicher, und weil ſie<lb/>ſo muͤd war, ſetzte ſie ſich in einen holen Baum,<lb/>
und ſchlief ein.</p><lb/><p>Sie ſchlief noch am hohen Tag, da jagte<lb/>
gerade der Koͤnig, ihr Braͤutigam, in dem<lb/>
Wald, ſeine Hunde aber liefen um den Baum,<lb/>
und ſchnupperten daran. Der Koͤnig ſchickte<lb/>ſeine Jaͤger hin, die ſollten ſehen, was fuͤr ein<lb/>
Thier in dem Baum ſteckte, die kamen wieder<lb/>
und ſagten, es liege ein ſo wunderliches Thier<lb/>
darin, wie ſie ihr Lebtag noch keins geſehen,<lb/>
Rauhwerk allerlei Art ſey an ſeiner Haut, es<lb/>
liege aber und ſchlafe. Da befahl der Koͤnig<lb/>ſie ſollten es fangen und hinten auf den Wa-<lb/>
gen binden. Das thaten die Jaͤger, und wie<lb/>ſie es hervorzogen, ſahen ſie, daß es ein Maͤd-<lb/>
chen war, da banden ſie es hinten auf und fuh-<lb/>
ren mit ihm heim. „<hirendition="#g">Allerlei-Rauh</hi>, ſag-<lb/>
ten ſie, du biſt gut fuͤr die Kuͤche, du kannſt<lb/>
Holz und Waſſer tragen, und die Aſche zuſam-<lb/>
men kehren;“ dann gaben ſie ihm ein kleines<lb/></p></div></body></text></TEI>
[310/0344]
der Nacht aber ſuchte ſie die Geſchenke, die ſie
von ihrem Braͤutigam hatte, zuſammen, das
war ein goldener Ring, ein golden Spinnraͤd-
chen und ein goldenes Haͤspelchen, die drei Klei-
der aber that ſie in eine Nuß, dann machte ſie
ſich Geſicht und Haͤnde mit Ruß ſchwarz, zog
den Mantel von allerlei Pelz an, und ging fort.
Sie ging die ganze Nacht, bis ſie in einen gro-
ßen Wald kam, da war ſie ſicher, und weil ſie
ſo muͤd war, ſetzte ſie ſich in einen holen Baum,
und ſchlief ein.
Sie ſchlief noch am hohen Tag, da jagte
gerade der Koͤnig, ihr Braͤutigam, in dem
Wald, ſeine Hunde aber liefen um den Baum,
und ſchnupperten daran. Der Koͤnig ſchickte
ſeine Jaͤger hin, die ſollten ſehen, was fuͤr ein
Thier in dem Baum ſteckte, die kamen wieder
und ſagten, es liege ein ſo wunderliches Thier
darin, wie ſie ihr Lebtag noch keins geſehen,
Rauhwerk allerlei Art ſey an ſeiner Haut, es
liege aber und ſchlafe. Da befahl der Koͤnig
ſie ſollten es fangen und hinten auf den Wa-
gen binden. Das thaten die Jaͤger, und wie
ſie es hervorzogen, ſahen ſie, daß es ein Maͤd-
chen war, da banden ſie es hinten auf und fuh-
ren mit ihm heim. „Allerlei-Rauh, ſag-
ten ſie, du biſt gut fuͤr die Kuͤche, du kannſt
Holz und Waſſer tragen, und die Aſche zuſam-
men kehren;“ dann gaben ſie ihm ein kleines
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/344>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.