stichs todt, daß die Raben gespeist werden, die sollen meinetwegen keinen Hunger leiden." Nachdem die Raben gesättigt waren, ging die Reise weiter und sie kamen an ein Wasser, dar- in war ein Fisch, der klagte erbärmlich: "um Gotteswillen! ich habe keine Nahrung in die- sem schlechten Sumpf, setzt mich in ein fließen- des Wasser, dafür will ich euch einmal gegen- dienen." Eh er noch ausgeredet, hatte Fix und Fertig halt! halt! gerufen; "Koch nimm ihn in die Schürze, Kutscher fahr zu nach einem fließen- den Wasser." Fix und Fertig stieg selber aus und setzte ihn hinein, daß der Fisch vor Freude mit dem Schwanz schlug. Herr Fix und Fer- tig sprach: "laßt nun die Pferde rasch laufen, daß wir zu Abend noch an Ort und Stelle sind." Als er in der königlichen Residenz anlangte fuhr er gerade nach dem besten Gasthof, der Wirth und alle seine Leute kamen heraus, empfingen ihn aufs beste und meinten, ein fremder König sey angekommen, und es war doch nur ein Herr Bedienter. Fix und Fertig aber ließ sich gleich bei dem königlichen Hof anmelden, suchte sich be- liebt zu machen und hielt um die Prinzessin an. "Mein Sohn, sagte der König, dergleichen Freier sind schon viele abgewiesen worden, weil keiner hat ausrichten können, was ich ihnen auferlegt hatte, um meine Tochter zu gewinnen." "Wohl- an, sprach Fix und Fertig, geben Ew. Majestät
ſtichs todt, daß die Raben geſpeiſt werden, die ſollen meinetwegen keinen Hunger leiden.“ Nachdem die Raben geſaͤttigt waren, ging die Reiſe weiter und ſie kamen an ein Waſſer, dar- in war ein Fiſch, der klagte erbaͤrmlich: „um Gotteswillen! ich habe keine Nahrung in die- ſem ſchlechten Sumpf, ſetzt mich in ein fließen- des Waſſer, dafuͤr will ich euch einmal gegen- dienen.“ Eh er noch ausgeredet, hatte Fix und Fertig halt! halt! gerufen; „Koch nimm ihn in die Schuͤrze, Kutſcher fahr zu nach einem fließen- den Waſſer.“ Fix und Fertig ſtieg ſelber aus und ſetzte ihn hinein, daß der Fiſch vor Freude mit dem Schwanz ſchlug. Herr Fix und Fer- tig ſprach: „laßt nun die Pferde raſch laufen, daß wir zu Abend noch an Ort und Stelle ſind.“ Als er in der koͤniglichen Reſidenz anlangte fuhr er gerade nach dem beſten Gaſthof, der Wirth und alle ſeine Leute kamen heraus, empfingen ihn aufs beſte und meinten, ein fremder Koͤnig ſey angekommen, und es war doch nur ein Herr Bedienter. Fix und Fertig aber ließ ſich gleich bei dem koͤniglichen Hof anmelden, ſuchte ſich be- liebt zu machen und hielt um die Prinzeſſin an. „Mein Sohn, ſagte der Koͤnig, dergleichen Freier ſind ſchon viele abgewieſen worden, weil keiner hat ausrichten koͤnnen, was ich ihnen auferlegt hatte, um meine Tochter zu gewinnen.“ „Wohl- an, ſprach Fix und Fertig, geben Ew. Majeſtaͤt
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ſtichs todt, daß die Raben geſpeiſt werden, die
ſollen meinetwegen keinen Hunger leiden.“
Nachdem die Raben geſaͤttigt waren, ging die
Reiſe weiter und ſie kamen an ein Waſſer, dar-
in war ein Fiſch, der klagte erbaͤrmlich: „um
Gotteswillen! ich habe keine Nahrung in die-
ſem ſchlechten Sumpf, ſetzt mich in ein fließen-
des Waſſer, dafuͤr will ich euch einmal gegen-
dienen.“ Eh er noch ausgeredet, hatte Fix und
Fertig halt! halt! gerufen; „Koch nimm ihn in
die Schuͤrze, Kutſcher fahr zu nach einem fließen-
den Waſſer.“ Fix und Fertig ſtieg ſelber aus
und ſetzte ihn hinein, daß der Fiſch vor Freude
mit dem Schwanz ſchlug. Herr Fix und Fer-
tig ſprach: „laßt nun die Pferde raſch laufen,
daß wir zu Abend noch an Ort und Stelle ſind.“
Als er in der koͤniglichen Reſidenz anlangte fuhr
er gerade nach dem beſten Gaſthof, der Wirth
und alle ſeine Leute kamen heraus, empfingen
ihn aufs beſte und meinten, ein fremder Koͤnig
ſey angekommen, und es war doch nur ein Herr
Bedienter. Fix und Fertig aber ließ ſich gleich
bei dem koͤniglichen Hof anmelden, ſuchte ſich be-
liebt zu machen und hielt um die Prinzeſſin an.
„Mein Sohn, ſagte der Koͤnig, dergleichen Freier
ſind ſchon viele abgewieſen worden, weil keiner
hat ausrichten koͤnnen, was ich ihnen auferlegt
hatte, um meine Tochter zu gewinnen.“ „Wohl-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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