nige Augenblicke, ich fahre hinunter, ein Wall- fisch hat den Ring unter der Floßfeder, da will ich ihn holen;" kam auch bald wieder und warf ihn ans Land. Fix und Fertig bracht ihn zum König, dieser aber antwortete: "nun noch eins, in jenem Walde ist ein Einhorn, das hat schon vielen Schaden gethan, wenn du das tödten kannst, dann ist nichts mehr übrig. Fix und Fertig bekümmerte sich auch hier nicht groß, son- dern ging geradezu in den Wald. Da waren die Raben, die er einmal gefuttert und sprachen: "noch eine kleine Weile Geduld, jetzt liegt das Einhorn und schläft, aber nicht auf der scheelen Seite, wenn es sich herumdreht, dann wollen wir ihm das eine gute Auge, das es hat, aus- picken, dann ist es blind und wird in seiner Wuth gegen die Bäume rennen und mit seinem Horn sich festspießen; dann kannst du es leicht tödten." Bald wälzte sich das Thier ein paar Mal im Schlaf herum und legte sich auf die andere Seite, da flogen die Raben herunter und hackten ihm sein gesundes Auge aus. Wie es die Schmerzen empfand, sprang es auf und rennte unsinnig im Wald herum, bald auch hatte es sich in eine dicke Eiche festgerennt. Da sprang Fix und Fertig herbei, hieb ihm den Kopf ab, und brachte ihn dem König. Dieser konnte nun seine Tochter nicht länger versagen, sie ward dem Fix und Fertig übergeben, der sich gleich in vol-
nige Augenblicke, ich fahre hinunter, ein Wall- fiſch hat den Ring unter der Floßfeder, da will ich ihn holen;“ kam auch bald wieder und warf ihn ans Land. Fix und Fertig bracht ihn zum Koͤnig, dieſer aber antwortete: „nun noch eins, in jenem Walde iſt ein Einhorn, das hat ſchon vielen Schaden gethan, wenn du das toͤdten kannſt, dann iſt nichts mehr uͤbrig. Fix und Fertig bekuͤmmerte ſich auch hier nicht groß, ſon- dern ging geradezu in den Wald. Da waren die Raben, die er einmal gefuttert und ſprachen: „noch eine kleine Weile Geduld, jetzt liegt das Einhorn und ſchlaͤft, aber nicht auf der ſcheelen Seite, wenn es ſich herumdreht, dann wollen wir ihm das eine gute Auge, das es hat, aus- picken, dann iſt es blind und wird in ſeiner Wuth gegen die Baͤume rennen und mit ſeinem Horn ſich feſtſpießen; dann kannſt du es leicht toͤdten.“ Bald waͤlzte ſich das Thier ein paar Mal im Schlaf herum und legte ſich auf die andere Seite, da flogen die Raben herunter und hackten ihm ſein geſundes Auge aus. Wie es die Schmerzen empfand, ſprang es auf und rennte unſinnig im Wald herum, bald auch hatte es ſich in eine dicke Eiche feſtgerennt. Da ſprang Fix und Fertig herbei, hieb ihm den Kopf ab, und brachte ihn dem Koͤnig. Dieſer konnte nun ſeine Tochter nicht laͤnger verſagen, ſie ward dem Fix und Fertig uͤbergeben, der ſich gleich in vol-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0096"n="62"/>
nige Augenblicke, ich fahre hinunter, ein Wall-<lb/>
fiſch hat den Ring unter der Floßfeder, da will<lb/>
ich ihn holen;“ kam auch bald wieder und warf<lb/>
ihn ans Land. Fix und Fertig bracht ihn zum<lb/>
Koͤnig, dieſer aber antwortete: „nun noch eins,<lb/>
in jenem Walde iſt ein Einhorn, das hat ſchon<lb/>
vielen Schaden gethan, wenn du das toͤdten<lb/>
kannſt, dann iſt nichts mehr uͤbrig. Fix und<lb/>
Fertig bekuͤmmerte ſich auch hier nicht groß, ſon-<lb/>
dern ging geradezu in den Wald. Da waren die<lb/>
Raben, die er einmal gefuttert und ſprachen:<lb/>„noch eine kleine Weile Geduld, jetzt liegt das<lb/>
Einhorn und ſchlaͤft, aber nicht auf der ſcheelen<lb/>
Seite, wenn es ſich herumdreht, dann wollen<lb/>
wir ihm das eine gute Auge, das es hat, aus-<lb/>
picken, dann iſt es blind und wird in ſeiner<lb/>
Wuth gegen die Baͤume rennen und mit ſeinem<lb/>
Horn ſich feſtſpießen; dann kannſt du es leicht<lb/>
toͤdten.“ Bald waͤlzte ſich das Thier ein paar<lb/>
Mal im Schlaf herum und legte ſich auf die<lb/>
andere Seite, da flogen die Raben herunter<lb/>
und hackten ihm ſein geſundes Auge aus. Wie<lb/>
es die Schmerzen empfand, ſprang es auf und<lb/>
rennte unſinnig im Wald herum, bald auch hatte<lb/>
es ſich in eine dicke Eiche feſtgerennt. Da ſprang<lb/>
Fix und Fertig herbei, hieb ihm den Kopf ab,<lb/>
und brachte ihn dem Koͤnig. Dieſer konnte nun<lb/>ſeine Tochter nicht laͤnger verſagen, ſie ward dem<lb/>
Fix und Fertig uͤbergeben, der ſich gleich in vol-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0096]
nige Augenblicke, ich fahre hinunter, ein Wall-
fiſch hat den Ring unter der Floßfeder, da will
ich ihn holen;“ kam auch bald wieder und warf
ihn ans Land. Fix und Fertig bracht ihn zum
Koͤnig, dieſer aber antwortete: „nun noch eins,
in jenem Walde iſt ein Einhorn, das hat ſchon
vielen Schaden gethan, wenn du das toͤdten
kannſt, dann iſt nichts mehr uͤbrig. Fix und
Fertig bekuͤmmerte ſich auch hier nicht groß, ſon-
dern ging geradezu in den Wald. Da waren die
Raben, die er einmal gefuttert und ſprachen:
„noch eine kleine Weile Geduld, jetzt liegt das
Einhorn und ſchlaͤft, aber nicht auf der ſcheelen
Seite, wenn es ſich herumdreht, dann wollen
wir ihm das eine gute Auge, das es hat, aus-
picken, dann iſt es blind und wird in ſeiner
Wuth gegen die Baͤume rennen und mit ſeinem
Horn ſich feſtſpießen; dann kannſt du es leicht
toͤdten.“ Bald waͤlzte ſich das Thier ein paar
Mal im Schlaf herum und legte ſich auf die
andere Seite, da flogen die Raben herunter
und hackten ihm ſein geſundes Auge aus. Wie
es die Schmerzen empfand, ſprang es auf und
rennte unſinnig im Wald herum, bald auch hatte
es ſich in eine dicke Eiche feſtgerennt. Da ſprang
Fix und Fertig herbei, hieb ihm den Kopf ab,
und brachte ihn dem Koͤnig. Dieſer konnte nun
ſeine Tochter nicht laͤnger verſagen, ſie ward dem
Fix und Fertig uͤbergeben, der ſich gleich in vol-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/96>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.