Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.war. Als die Königstochter in den Garten kam und das sah, verwunderte sie sich und sprach: "ob er gleich auch dieses vollbracht hat und jung und schön ist, so will ich ihn doch nicht eher heirathen, als bis er mir einen Apfel vom Baum des Lebens bringt." Aber die aus dem Nest geworfenen Raben, die er gefüttert, waren groß geworden und hatten gehört, was die Königstochter verlangte. Da flogen sie fort und bald kam einer, trug den Apfel im Schnabel und ließ ihn dem Jüngling in die Hand fallen. Als er ihn der Königstochter brachte, nahm sie ihn mit Freuden und wurde seine Gemahlin und als der alte König starb, erhielt er die Krone. 18.
Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reise. Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Bohne thaten sich zusammen, und wollten gemeinschaftlich eine große Reise machen. Sie waren schon glücklich durch viele Länder gezogen, da kamen sie an einen Bach ohne Brücke und konnten nicht hinüber. Endlich wußte Strohhalm guten Rath: er legte sich quer über und die andern sollten über ihn hingehen, erst Kohle, dann Bohne. Kohle ging breit und langsam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel zischend ins Wasser und starb, Strohhalm floß in zwei Theile zerstückt fort, Bohne, die noch etwas zurück war, rutschte auch nach, und fiel hinunter, und half sich ein bischen mit Schwimmen. Sie mußte aber doch war. Als die Koͤnigstochter in den Garten kam und das sah, verwunderte sie sich und sprach: „ob er gleich auch dieses vollbracht hat und jung und schoͤn ist, so will ich ihn doch nicht eher heirathen, als bis er mir einen Apfel vom Baum des Lebens bringt.“ Aber die aus dem Nest geworfenen Raben, die er gefuͤttert, waren groß geworden und hatten gehoͤrt, was die Koͤnigstochter verlangte. Da flogen sie fort und bald kam einer, trug den Apfel im Schnabel und ließ ihn dem Juͤngling in die Hand fallen. Als er ihn der Koͤnigstochter brachte, nahm sie ihn mit Freuden und wurde seine Gemahlin und als der alte Koͤnig starb, erhielt er die Krone. 18.
Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reise. Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Bohne thaten sich zusammen, und wollten gemeinschaftlich eine große Reise machen. Sie waren schon gluͤcklich durch viele Laͤnder gezogen, da kamen sie an einen Bach ohne Bruͤcke und konnten nicht hinuͤber. Endlich wußte Strohhalm guten Rath: er legte sich quer uͤber und die andern sollten uͤber ihn hingehen, erst Kohle, dann Bohne. Kohle ging breit und langsam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel zischend ins Wasser und starb, Strohhalm floß in zwei Theile zerstuͤckt fort, Bohne, die noch etwas zuruͤck war, rutschte auch nach, und fiel hinunter, und half sich ein bischen mit Schwimmen. Sie mußte aber doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="96"/> war. Als die Koͤnigstochter in den Garten kam und das sah, verwunderte sie sich und sprach: „ob er gleich auch dieses vollbracht hat und jung und schoͤn ist, so will ich ihn doch nicht eher heirathen, als bis er mir einen Apfel vom Baum des Lebens bringt.“ Aber die aus dem Nest geworfenen Raben, die er gefuͤttert, waren groß geworden und hatten gehoͤrt, was die Koͤnigstochter verlangte. Da flogen sie fort und bald kam einer, trug den Apfel im Schnabel und ließ ihn dem Juͤngling in die Hand fallen. Als er ihn der Koͤnigstochter brachte, nahm sie ihn mit Freuden und wurde seine Gemahlin und als der alte Koͤnig starb, erhielt er die Krone.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">18.<lb/> Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reise.</hi> </head><lb/> <p>Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Bohne thaten sich zusammen, und wollten gemeinschaftlich eine große Reise machen. Sie waren schon gluͤcklich durch viele Laͤnder gezogen, da kamen sie an einen Bach ohne Bruͤcke und konnten nicht hinuͤber. Endlich wußte Strohhalm guten Rath: er legte sich quer uͤber und die andern sollten uͤber ihn hingehen, erst Kohle, dann Bohne. Kohle ging breit und langsam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel zischend ins Wasser und starb, Strohhalm floß in zwei Theile zerstuͤckt fort, Bohne, die noch etwas zuruͤck war, rutschte auch nach, und fiel hinunter, und half sich ein bischen mit Schwimmen. Sie mußte aber doch </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0160]
war. Als die Koͤnigstochter in den Garten kam und das sah, verwunderte sie sich und sprach: „ob er gleich auch dieses vollbracht hat und jung und schoͤn ist, so will ich ihn doch nicht eher heirathen, als bis er mir einen Apfel vom Baum des Lebens bringt.“ Aber die aus dem Nest geworfenen Raben, die er gefuͤttert, waren groß geworden und hatten gehoͤrt, was die Koͤnigstochter verlangte. Da flogen sie fort und bald kam einer, trug den Apfel im Schnabel und ließ ihn dem Juͤngling in die Hand fallen. Als er ihn der Koͤnigstochter brachte, nahm sie ihn mit Freuden und wurde seine Gemahlin und als der alte Koͤnig starb, erhielt er die Krone.
18.
Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reise.
Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Bohne thaten sich zusammen, und wollten gemeinschaftlich eine große Reise machen. Sie waren schon gluͤcklich durch viele Laͤnder gezogen, da kamen sie an einen Bach ohne Bruͤcke und konnten nicht hinuͤber. Endlich wußte Strohhalm guten Rath: er legte sich quer uͤber und die andern sollten uͤber ihn hingehen, erst Kohle, dann Bohne. Kohle ging breit und langsam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel zischend ins Wasser und starb, Strohhalm floß in zwei Theile zerstuͤckt fort, Bohne, die noch etwas zuruͤck war, rutschte auch nach, und fiel hinunter, und half sich ein bischen mit Schwimmen. Sie mußte aber doch
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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