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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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im Wald fliegen und Holz beibringen müßte. Die Maus sollte Wasser tragen, Feuer anmachen und Tisch decken, die Bratwurst aber sollte kochen.

Wem zu wohl ist, den gelüstert immer nach neuen Dingen! Also eines Tages stieß dem Vöglein unterweges ein anderer Vogel auf, dem es seine treffliche Gelegenheit erzählet und gerühmet. Derselbe andere Vogel schalt es aber einen armen Tropfen, der große Arbeit, die beiden zu Haus aber gute Tage hätten. Denn, wenn die Maus ihr Feuer angemacht und Wasser getragen hatte, so begab sie sich in ihr Kämmerlein zur Ruhe, bis man sie heiße den Tisch decken. Das Würstlein blieb beim Hafen, sahe zu, daß die Speise wohl kochte, und wann es bald Essenszeit war, schlingte es sich ein mal viere durch den Brei oder das Gemüs, so war es geschmalzen, gesalzen und bereitet: kam dann das Vöglein heim und legte seine Bürde ab, so saßen sie zu Tisch und nach gehabtem Mahl schliefen sie sich die Haut voll bis den andern Morgen, und das war ein herrlich Leben.

Das Vöglein anderes Tages wollte aus Anstiftung nicht mehr ins Holz, sprechend: es wäre lang genug Knecht gewest, und hätte gleichsam ihr Narr seyn müssen, sie sollten einmal umwechseln und es auf eine andere Weise auch versuchen. Und wie wohl die Maus heftig dafür bate, auch die Bratwurst, so war der Vogel doch Meister, es mußte gewagt seyn, spieleten derowegen und kam das Loos auf die Bratwurst, die mußte Holz tragen, die Maus ward Koch, und der Vogel sollte Wasser holen.

Was geschicht? das Bratwürstchen zog fort gen Holz, das

im Wald fliegen und Holz beibringen muͤßte. Die Maus sollte Wasser tragen, Feuer anmachen und Tisch decken, die Bratwurst aber sollte kochen.

Wem zu wohl ist, den geluͤstert immer nach neuen Dingen! Also eines Tages stieß dem Voͤglein unterweges ein anderer Vogel auf, dem es seine treffliche Gelegenheit erzaͤhlet und geruͤhmet. Derselbe andere Vogel schalt es aber einen armen Tropfen, der große Arbeit, die beiden zu Haus aber gute Tage haͤtten. Denn, wenn die Maus ihr Feuer angemacht und Wasser getragen hatte, so begab sie sich in ihr Kaͤmmerlein zur Ruhe, bis man sie heiße den Tisch decken. Das Wuͤrstlein blieb beim Hafen, sahe zu, daß die Speise wohl kochte, und wann es bald Essenszeit war, schlingte es sich ein mal viere durch den Brei oder das Gemuͤs, so war es geschmalzen, gesalzen und bereitet: kam dann das Voͤglein heim und legte seine Buͤrde ab, so saßen sie zu Tisch und nach gehabtem Mahl schliefen sie sich die Haut voll bis den andern Morgen, und das war ein herrlich Leben.

Das Voͤglein anderes Tages wollte aus Anstiftung nicht mehr ins Holz, sprechend: es waͤre lang genug Knecht gewest, und haͤtte gleichsam ihr Narr seyn muͤssen, sie sollten einmal umwechseln und es auf eine andere Weise auch versuchen. Und wie wohl die Maus heftig dafuͤr bate, auch die Bratwurst, so war der Vogel doch Meister, es mußte gewagt seyn, spieleten derowegen und kam das Loos auf die Bratwurst, die mußte Holz tragen, die Maus ward Koch, und der Vogel sollte Wasser holen.

Was geschicht? das Bratwuͤrstchen zog fort gen Holz, das

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[127/0191] im Wald fliegen und Holz beibringen muͤßte. Die Maus sollte Wasser tragen, Feuer anmachen und Tisch decken, die Bratwurst aber sollte kochen. Wem zu wohl ist, den geluͤstert immer nach neuen Dingen! Also eines Tages stieß dem Voͤglein unterweges ein anderer Vogel auf, dem es seine treffliche Gelegenheit erzaͤhlet und geruͤhmet. Derselbe andere Vogel schalt es aber einen armen Tropfen, der große Arbeit, die beiden zu Haus aber gute Tage haͤtten. Denn, wenn die Maus ihr Feuer angemacht und Wasser getragen hatte, so begab sie sich in ihr Kaͤmmerlein zur Ruhe, bis man sie heiße den Tisch decken. Das Wuͤrstlein blieb beim Hafen, sahe zu, daß die Speise wohl kochte, und wann es bald Essenszeit war, schlingte es sich ein mal viere durch den Brei oder das Gemuͤs, so war es geschmalzen, gesalzen und bereitet: kam dann das Voͤglein heim und legte seine Buͤrde ab, so saßen sie zu Tisch und nach gehabtem Mahl schliefen sie sich die Haut voll bis den andern Morgen, und das war ein herrlich Leben. Das Voͤglein anderes Tages wollte aus Anstiftung nicht mehr ins Holz, sprechend: es waͤre lang genug Knecht gewest, und haͤtte gleichsam ihr Narr seyn muͤssen, sie sollten einmal umwechseln und es auf eine andere Weise auch versuchen. Und wie wohl die Maus heftig dafuͤr bate, auch die Bratwurst, so war der Vogel doch Meister, es mußte gewagt seyn, spieleten derowegen und kam das Loos auf die Bratwurst, die mußte Holz tragen, die Maus ward Koch, und der Vogel sollte Wasser holen. Was geschicht? das Bratwuͤrstchen zog fort gen Holz, das

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/191>, abgerufen am 24.11.2024.