Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Mund gewesen!" Und wie der siebente auf den Grund kam, fiel ihm das Ringlein entgegen, da sah er ihn an und erkannte, daß er von Vater und Mutter war und sprach: "Gott geb, unser Schwesterlein wär da, so wären wir erlöst!" Wie das das Mädchen hörte, das hinter der Thüre stand und lauschte, so trat es hervor und da bekamen alle die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten und küßten einander und zogen fröhlich heim. 26.
Rothkäppchen. Es war einmal eine kleine süße Dirn, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rothem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rothkäppchen; da sagte einmal seine Mutter zu ihm: "komm, Rothkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, die bring der Großmutter hinaus, weil sie krank und schwach ist, wird sie sich daran laben; sey aber hübsch artig und grüß sie von mir, geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du, und zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Großmutter nichts." Rothkäppchen sagte: "ja ich will alles recht gut ausrichten" und versprachs der Mutter in die Hand. Die Großmutter aber Mund gewesen!“ Und wie der siebente auf den Grund kam, fiel ihm das Ringlein entgegen, da sah er ihn an und erkannte, daß er von Vater und Mutter war und sprach: „Gott geb, unser Schwesterlein waͤr da, so waͤren wir erloͤst!“ Wie das das Maͤdchen hoͤrte, das hinter der Thuͤre stand und lauschte, so trat es hervor und da bekamen alle die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten und kuͤßten einander und zogen froͤhlich heim. 26.
Rothkaͤppchen. Es war einmal eine kleine suͤße Dirn, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Kaͤppchen von rothem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rothkaͤppchen; da sagte einmal seine Mutter zu ihm: „komm, Rothkaͤppchen, da hast du ein Stuͤck Kuchen und eine Flasche Wein, die bring der Großmutter hinaus, weil sie krank und schwach ist, wird sie sich daran laben; sey aber huͤbsch artig und gruͤß sie von mir, geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst faͤllst du, und zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Großmutter nichts.“ Rothkaͤppchen sagte: „ja ich will alles recht gut ausrichten“ und versprachs der Mutter in die Hand. Die Großmutter aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="136"/> Mund gewesen!“ Und wie der siebente auf den Grund kam, fiel ihm das Ringlein entgegen, da sah er ihn an und erkannte, daß er von Vater und Mutter war und sprach: „Gott geb, unser Schwesterlein waͤr da, so waͤren wir erloͤst!“ Wie das das Maͤdchen hoͤrte, das hinter der Thuͤre stand und lauschte, so trat es hervor und da bekamen alle die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten und kuͤßten einander und zogen froͤhlich heim.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">26.<lb/> Rothkaͤppchen.</hi> </head><lb/> <p>Es war einmal eine kleine suͤße Dirn, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Kaͤppchen von rothem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rothkaͤppchen; da sagte einmal seine Mutter zu ihm: „komm, Rothkaͤppchen, da hast du ein Stuͤck Kuchen und eine Flasche Wein, die bring der Großmutter hinaus, weil sie krank und schwach ist, wird sie sich daran laben; sey aber huͤbsch artig und gruͤß sie von mir, geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst faͤllst du, und zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Großmutter nichts.“</p><lb/> <p>Rothkaͤppchen sagte: „ja ich will alles recht gut ausrichten“ und versprachs der Mutter in die Hand. Die Großmutter aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0200]
Mund gewesen!“ Und wie der siebente auf den Grund kam, fiel ihm das Ringlein entgegen, da sah er ihn an und erkannte, daß er von Vater und Mutter war und sprach: „Gott geb, unser Schwesterlein waͤr da, so waͤren wir erloͤst!“ Wie das das Maͤdchen hoͤrte, das hinter der Thuͤre stand und lauschte, so trat es hervor und da bekamen alle die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten und kuͤßten einander und zogen froͤhlich heim.
26.
Rothkaͤppchen.
Es war einmal eine kleine suͤße Dirn, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Kaͤppchen von rothem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rothkaͤppchen; da sagte einmal seine Mutter zu ihm: „komm, Rothkaͤppchen, da hast du ein Stuͤck Kuchen und eine Flasche Wein, die bring der Großmutter hinaus, weil sie krank und schwach ist, wird sie sich daran laben; sey aber huͤbsch artig und gruͤß sie von mir, geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst faͤllst du, und zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Großmutter nichts.“
Rothkaͤppchen sagte: „ja ich will alles recht gut ausrichten“ und versprachs der Mutter in die Hand. Die Großmutter aber
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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