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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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war vergebliche Mühe, Daumesdick kroch immer weiter zurück, bald auch war es stichdunkel, so daß sie voll Aerger und mit leerem Beutel wieder heim wandern mußten.

Als Daumesdick merkte, daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. "Es ist hier auf dem Acker in der Dunkelheit so gefährlich gehen, sprach er, wie leicht bricht einer Hals und Bein!" zum Glück stieß er an ein leeres Schneckenhaus: "gottlob! da kann ich die Nacht sicher zubringen!" und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hörte er zwei Männer vorüber gehen, davon sprach der eine: "wie wir's nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?" "Das könnt ich dir sagen," sprach Daumesdick dazwischen. "Was war das! rief der eine Dieb erschrocken, ich hörte jemand sprechen." Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder: "nehmt mich mit, so will ich euch helfen." "Wo bist du denn?" "Sucht nur hier auf der Erde und merkt wo die Stimme herkommt," antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe und hoben ihn in die Höhe. "Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!" sprachen sie. "Seht, antwortete er, ich krieche zwischen den Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers hinein und reich euch heraus, was ihr haben wollt." "Nun, sagten sie, wir wollen sehen, was du kannst." Als sie bei dem Pfarrhaus waren, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskräften: "wollt ihr alles haben, was hier ist?" Die Diebe erschraken und sagten: "so sprich doch leis, damit niemand aufwacht." Aber Daumesdick that, als hätte er

war vergebliche Muͤhe, Daumesdick kroch immer weiter zuruͤck, bald auch war es stichdunkel, so daß sie voll Aerger und mit leerem Beutel wieder heim wandern mußten.

Als Daumesdick merkte, daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. „Es ist hier auf dem Acker in der Dunkelheit so gefaͤhrlich gehen, sprach er, wie leicht bricht einer Hals und Bein!“ zum Gluͤck stieß er an ein leeres Schneckenhaus: „gottlob! da kann ich die Nacht sicher zubringen!“ und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hoͤrte er zwei Maͤnner voruͤber gehen, davon sprach der eine: „wie wir’s nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?“ „Das koͤnnt ich dir sagen,“ sprach Daumesdick dazwischen. „Was war das! rief der eine Dieb erschrocken, ich hoͤrte jemand sprechen.“ Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder: „nehmt mich mit, so will ich euch helfen.“ „Wo bist du denn?“ „Sucht nur hier auf der Erde und merkt wo die Stimme herkommt,“ antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe und hoben ihn in die Hoͤhe. „Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!“ sprachen sie. „Seht, antwortete er, ich krieche zwischen den Eisenstaͤben in die Kammer des Pfarrers hinein und reich euch heraus, was ihr haben wollt.“ „Nun, sagten sie, wir wollen sehen, was du kannst.“ Als sie bei dem Pfarrhaus waren, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskraͤften: „wollt ihr alles haben, was hier ist?“ Die Diebe erschraken und sagten: „so sprich doch leis, damit niemand aufwacht.“ Aber Daumesdick that, als haͤtte er

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[194/0258] war vergebliche Muͤhe, Daumesdick kroch immer weiter zuruͤck, bald auch war es stichdunkel, so daß sie voll Aerger und mit leerem Beutel wieder heim wandern mußten. Als Daumesdick merkte, daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. „Es ist hier auf dem Acker in der Dunkelheit so gefaͤhrlich gehen, sprach er, wie leicht bricht einer Hals und Bein!“ zum Gluͤck stieß er an ein leeres Schneckenhaus: „gottlob! da kann ich die Nacht sicher zubringen!“ und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hoͤrte er zwei Maͤnner voruͤber gehen, davon sprach der eine: „wie wir’s nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?“ „Das koͤnnt ich dir sagen,“ sprach Daumesdick dazwischen. „Was war das! rief der eine Dieb erschrocken, ich hoͤrte jemand sprechen.“ Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder: „nehmt mich mit, so will ich euch helfen.“ „Wo bist du denn?“ „Sucht nur hier auf der Erde und merkt wo die Stimme herkommt,“ antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe und hoben ihn in die Hoͤhe. „Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!“ sprachen sie. „Seht, antwortete er, ich krieche zwischen den Eisenstaͤben in die Kammer des Pfarrers hinein und reich euch heraus, was ihr haben wollt.“ „Nun, sagten sie, wir wollen sehen, was du kannst.“ Als sie bei dem Pfarrhaus waren, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskraͤften: „wollt ihr alles haben, was hier ist?“ Die Diebe erschraken und sagten: „so sprich doch leis, damit niemand aufwacht.“ Aber Daumesdick that, als haͤtte er

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/258>, abgerufen am 22.11.2024.