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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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sie nicht verstanden und schrie von neuem: "was wollt ihr? wollt ihr alles haben, was hier ist?" Das hörte die Köchin, die in der Stube daran schlief, richtete sich im Bette auf und horchte. Die Diebe aber waren vor Schrecken ein Stück Wegs zurück gelaufen, endlich faßten sie wieder Muth, dachten, der kleine Kerl will uns necken, kamen zurück und flüsterten ihm hinein: "nun mach Ernst, und reich uns etwas heraus." Da schrie Daumesdick noch einmal so laut er konnte: "ich will euch ja alles geben, reicht nur die Hände herein." Das hörte nun die horchende Magd ganz deutlich, sprang aus dem Bett und stolperte zur Thüre herein. Die Diebe gingen los und rannten, als wär Feuer hinter ihnen, die Magd aber, als sie nichts bemerken konnte, ging ein Licht anzuzünden. Wie sie damit kam, machte sich Daumesdick, ohne daß er gesehen wurde, hinaus in die Scheune; die Magd aber, nachdem sie alle Winkel durchgesucht und nichts gefunden hatte, legte sich endlich wieder zu Bett und glaubte, sie hätte mit offnen Augen und Ohren doch nur geträumt.

Daumesdick war in den Heuhälmchen herumgeklettert und hatte einen schönen Platz zum Schlafen darin gefunden, da wollte er sich ausruhen bis es Tag wäre, und dann zu seinen Eltern wieder heim gehen. Aber was mußt' er nicht für andere Dinge erfahren! ja, es giebt viel Trübsal und Noth auf der Welt! die Magd stieg, wie gewöhnlich, als der Tag graute, schon aus dem Bett, um das Vieh zu füttern. Jhr erster Gang war in die Scheune, wo sie einen Arm voll Heu packte und gerade dasjenige, worin der arme Daumesdick lag und schlief. Er schlief aber so

sie nicht verstanden und schrie von neuem: „was wollt ihr? wollt ihr alles haben, was hier ist?“ Das hoͤrte die Koͤchin, die in der Stube daran schlief, richtete sich im Bette auf und horchte. Die Diebe aber waren vor Schrecken ein Stuͤck Wegs zuruͤck gelaufen, endlich faßten sie wieder Muth, dachten, der kleine Kerl will uns necken, kamen zuruͤck und fluͤsterten ihm hinein: „nun mach Ernst, und reich uns etwas heraus.“ Da schrie Daumesdick noch einmal so laut er konnte: „ich will euch ja alles geben, reicht nur die Haͤnde herein.“ Das hoͤrte nun die horchende Magd ganz deutlich, sprang aus dem Bett und stolperte zur Thuͤre herein. Die Diebe gingen los und rannten, als waͤr Feuer hinter ihnen, die Magd aber, als sie nichts bemerken konnte, ging ein Licht anzuzuͤnden. Wie sie damit kam, machte sich Daumesdick, ohne daß er gesehen wurde, hinaus in die Scheune; die Magd aber, nachdem sie alle Winkel durchgesucht und nichts gefunden hatte, legte sich endlich wieder zu Bett und glaubte, sie haͤtte mit offnen Augen und Ohren doch nur getraͤumt.

Daumesdick war in den Heuhaͤlmchen herumgeklettert und hatte einen schoͤnen Platz zum Schlafen darin gefunden, da wollte er sich ausruhen bis es Tag waͤre, und dann zu seinen Eltern wieder heim gehen. Aber was mußt’ er nicht fuͤr andere Dinge erfahren! ja, es giebt viel Truͤbsal und Noth auf der Welt! die Magd stieg, wie gewoͤhnlich, als der Tag graute, schon aus dem Bett, um das Vieh zu fuͤttern. Jhr erster Gang war in die Scheune, wo sie einen Arm voll Heu packte und gerade dasjenige, worin der arme Daumesdick lag und schlief. Er schlief aber so

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[195/0259] sie nicht verstanden und schrie von neuem: „was wollt ihr? wollt ihr alles haben, was hier ist?“ Das hoͤrte die Koͤchin, die in der Stube daran schlief, richtete sich im Bette auf und horchte. Die Diebe aber waren vor Schrecken ein Stuͤck Wegs zuruͤck gelaufen, endlich faßten sie wieder Muth, dachten, der kleine Kerl will uns necken, kamen zuruͤck und fluͤsterten ihm hinein: „nun mach Ernst, und reich uns etwas heraus.“ Da schrie Daumesdick noch einmal so laut er konnte: „ich will euch ja alles geben, reicht nur die Haͤnde herein.“ Das hoͤrte nun die horchende Magd ganz deutlich, sprang aus dem Bett und stolperte zur Thuͤre herein. Die Diebe gingen los und rannten, als waͤr Feuer hinter ihnen, die Magd aber, als sie nichts bemerken konnte, ging ein Licht anzuzuͤnden. Wie sie damit kam, machte sich Daumesdick, ohne daß er gesehen wurde, hinaus in die Scheune; die Magd aber, nachdem sie alle Winkel durchgesucht und nichts gefunden hatte, legte sich endlich wieder zu Bett und glaubte, sie haͤtte mit offnen Augen und Ohren doch nur getraͤumt. Daumesdick war in den Heuhaͤlmchen herumgeklettert und hatte einen schoͤnen Platz zum Schlafen darin gefunden, da wollte er sich ausruhen bis es Tag waͤre, und dann zu seinen Eltern wieder heim gehen. Aber was mußt’ er nicht fuͤr andere Dinge erfahren! ja, es giebt viel Truͤbsal und Noth auf der Welt! die Magd stieg, wie gewoͤhnlich, als der Tag graute, schon aus dem Bett, um das Vieh zu fuͤttern. Jhr erster Gang war in die Scheune, wo sie einen Arm voll Heu packte und gerade dasjenige, worin der arme Daumesdick lag und schlief. Er schlief aber so

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/259>, abgerufen am 31.10.2024.