Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.bracht so manche dicke fette Maus ins Haus,
fraß sie immer alleine, gab mir aber keine." Nun ward die Hochzeit gehalten und getanzt, und wenn sie nicht aufgehört haben, so tanzen sie noch. 39.
Die Wichtelmänner. I. Von einem Schuster, dem sie die Arbeit gemacht.
Es war ein Schuster ohne seine Schuld allmählig so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb, als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er das Abends zu um es Morgen in die Arbeit zu nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, legte er sich darauf ruhig zu Bett, befahl sich Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit setzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er wußte nicht, was er vor Verwunderung sagen sollte, als er sie näher betrachtete, waren sie auch so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, als sollt' es ein Meisterstück seyn. Auch trat denselben Tag schon ein Käufer ein und dem gefielen die Schuhe so gut, daß er mehr als gewöhnlich dafür bezahlte, und der Schuster von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln konnte. Abends schnitt er die zu und wollte Morgens frisch an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon bracht so manche dicke fette Maus ins Haus,
fraß sie immer alleine, gab mir aber keine.“ Nun ward die Hochzeit gehalten und getanzt, und wenn sie nicht aufgehoͤrt haben, so tanzen sie noch. 39.
Die Wichtelmaͤnner. I. Von einem Schuster, dem sie die Arbeit gemacht.
Es war ein Schuster ohne seine Schuld allmaͤhlig so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr uͤbrig blieb, als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er das Abends zu um es Morgen in die Arbeit zu nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, legte er sich darauf ruhig zu Bett, befahl sich Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit setzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er wußte nicht, was er vor Verwunderung sagen sollte, als er sie naͤher betrachtete, waren sie auch so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, als sollt’ es ein Meisterstuͤck seyn. Auch trat denselben Tag schon ein Kaͤufer ein und dem gefielen die Schuhe so gut, daß er mehr als gewoͤhnlich dafuͤr bezahlte, und der Schuster von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln konnte. Abends schnitt er die zu und wollte Morgens frisch an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" n="202"/> <lg type="poem"> <l>bracht so manche dicke fette Maus ins Haus,</l><lb/> <l>fraß sie immer alleine,</l><lb/> <l>gab mir aber keine.“</l><lb/> </lg> <p>Nun ward die Hochzeit gehalten und getanzt, und wenn sie nicht aufgehoͤrt haben, so tanzen sie noch.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">39.<lb/> Die Wichtelmaͤnner.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#g">Von einem Schuster, dem sie die Arbeit gemacht.</hi> </head><lb/> <p>Es war ein Schuster ohne seine Schuld allmaͤhlig so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr uͤbrig blieb, als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er das Abends zu um es Morgen in die Arbeit zu nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, legte er sich darauf ruhig zu Bett, befahl sich Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit setzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er wußte nicht, was er vor Verwunderung sagen sollte, als er sie naͤher betrachtete, waren sie auch so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, als sollt’ es ein Meisterstuͤck seyn. Auch trat denselben Tag schon ein Kaͤufer ein und dem gefielen die Schuhe so gut, daß er mehr als gewoͤhnlich dafuͤr bezahlte, und der Schuster von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln konnte. Abends schnitt er die zu und wollte Morgens frisch an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0266]
bracht so manche dicke fette Maus ins Haus,
fraß sie immer alleine,
gab mir aber keine.“
Nun ward die Hochzeit gehalten und getanzt, und wenn sie nicht aufgehoͤrt haben, so tanzen sie noch.
39.
Die Wichtelmaͤnner.
I. Von einem Schuster, dem sie die Arbeit gemacht.
Es war ein Schuster ohne seine Schuld allmaͤhlig so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr uͤbrig blieb, als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er das Abends zu um es Morgen in die Arbeit zu nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, legte er sich darauf ruhig zu Bett, befahl sich Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit setzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er wußte nicht, was er vor Verwunderung sagen sollte, als er sie naͤher betrachtete, waren sie auch so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, als sollt’ es ein Meisterstuͤck seyn. Auch trat denselben Tag schon ein Kaͤufer ein und dem gefielen die Schuhe so gut, daß er mehr als gewoͤhnlich dafuͤr bezahlte, und der Schuster von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln konnte. Abends schnitt er die zu und wollte Morgens frisch an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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