Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

und erkannte den Fuchs am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: "lieber Fuchs, was willst du?" Antwortete er: "mein Herr, der den Drachen tödtete, ist hier und schickt mich, ich soll bitten um einen Braten, wie ihn der König ißt." Da ließ sie den Koch kommen, der mußte einen Braten, wie ihn der König aß, anrichten und dem Fuchs bis an die Thüre tragen, da nahm ihm der Fuchs die Schüssel ab und brachte sie seinem Herrn. "Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jäger, Brot und Fleisch ist da, nun will ich auch Zugemüs essen, wie es der König ißt." Da rief er den Wolf und sprach: "lieber Wolf, geh hin und hol mir Zugemüs, wies der König ißt." Da ging der Wolf geradezu ins Schloß weil er sich vor niemand fürchtete und als er in der Königstochter Zimmer kam, da zupfte er sie hinten am Kleid, daß sie sich umschauen mußte. Sie erkannte ihn am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: "lieber Wolf, was willst du?" Antwortete er: "mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um ein Zugemüs, wie es der König ißt." Da ließ sie den Koch kommen, der mußte ein Zugemüs bereiten, wie es der König aß und mußte es dem Wolf bis vor die Thüre tragen, da nahm ihm der Wolf die Schüssel ab und brachte sie seinem Herrn. "Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jäger, nun hab ich Brot, Fleisch und Zugemüs, aber ich will auch Zuckerwerk essen, wie es der König ißt." Rief er den Bären und sprach: "lieber Bär, du leckst doch gern etwas Süßes, geh hin und hol mir Zuckerwerk, wies der König ißt." Da trabte der Bär nach dem Schlosse und ging ihm jedermann

und erkannte den Fuchs am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: „lieber Fuchs, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen toͤdtete, ist hier und schickt mich, ich soll bitten um einen Braten, wie ihn der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte einen Braten, wie ihn der Koͤnig aß, anrichten und dem Fuchs bis an die Thuͤre tragen, da nahm ihm der Fuchs die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, Brot und Fleisch ist da, nun will ich auch Zugemuͤs essen, wie es der Koͤnig ißt.“ Da rief er den Wolf und sprach: „lieber Wolf, geh hin und hol mir Zugemuͤs, wies der Koͤnig ißt.“ Da ging der Wolf geradezu ins Schloß weil er sich vor niemand fuͤrchtete und als er in der Koͤnigstochter Zimmer kam, da zupfte er sie hinten am Kleid, daß sie sich umschauen mußte. Sie erkannte ihn am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: „lieber Wolf, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen getoͤdtet hat, ist hier, ich soll bitten um ein Zugemuͤs, wie es der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte ein Zugemuͤs bereiten, wie es der Koͤnig aß und mußte es dem Wolf bis vor die Thuͤre tragen, da nahm ihm der Wolf die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, nun hab ich Brot, Fleisch und Zugemuͤs, aber ich will auch Zuckerwerk essen, wie es der Koͤnig ißt.“ Rief er den Baͤren und sprach: „lieber Baͤr, du leckst doch gern etwas Suͤßes, geh hin und hol mir Zuckerwerk, wies der Koͤnig ißt.“ Da trabte der Baͤr nach dem Schlosse und ging ihm jedermann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0389" n="325"/>
und erkannte den Fuchs am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: &#x201E;lieber Fuchs, was willst du?&#x201C; Antwortete er: &#x201E;mein Herr, der den Drachen to&#x0364;dtete, ist hier und schickt mich, ich soll bitten um einen Braten, wie ihn der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Da ließ sie den Koch kommen, der mußte einen Braten, wie ihn der Ko&#x0364;nig aß, anrichten und dem Fuchs bis an die Thu&#x0364;re tragen, da nahm ihm der Fuchs die Schu&#x0364;ssel ab und brachte sie seinem Herrn. &#x201E;Sieht er, Herr Wirth, sprach der Ja&#x0364;ger, Brot und Fleisch ist da, nun will ich auch Zugemu&#x0364;s essen, wie es der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Da rief er den Wolf und sprach: &#x201E;lieber Wolf, geh hin und hol mir Zugemu&#x0364;s, wies der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Da ging der Wolf geradezu ins Schloß weil er sich vor niemand fu&#x0364;rchtete und als er in der Ko&#x0364;nigstochter Zimmer kam, da zupfte er sie hinten am Kleid, daß sie sich umschauen mußte. Sie erkannte ihn am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: &#x201E;lieber Wolf, was willst du?&#x201C; Antwortete er: &#x201E;mein Herr, der den Drachen geto&#x0364;dtet hat, ist hier, ich soll bitten um ein Zugemu&#x0364;s, wie es der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Da ließ sie den Koch kommen, der mußte ein Zugemu&#x0364;s bereiten, wie es der Ko&#x0364;nig aß und mußte es dem Wolf bis vor die Thu&#x0364;re tragen, da nahm ihm der Wolf die Schu&#x0364;ssel ab und brachte sie seinem Herrn. &#x201E;Sieht er, Herr Wirth, sprach der Ja&#x0364;ger, nun hab ich Brot, Fleisch und Zugemu&#x0364;s, aber ich will auch Zuckerwerk essen, wie es der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Rief er den Ba&#x0364;ren und sprach: &#x201E;lieber Ba&#x0364;r, du leckst doch gern etwas Su&#x0364;ßes, geh hin und hol mir Zuckerwerk, wies der Ko&#x0364;nig ißt.&#x201C; Da trabte der Ba&#x0364;r nach dem Schlosse und ging ihm jedermann
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0389] und erkannte den Fuchs am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: „lieber Fuchs, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen toͤdtete, ist hier und schickt mich, ich soll bitten um einen Braten, wie ihn der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte einen Braten, wie ihn der Koͤnig aß, anrichten und dem Fuchs bis an die Thuͤre tragen, da nahm ihm der Fuchs die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, Brot und Fleisch ist da, nun will ich auch Zugemuͤs essen, wie es der Koͤnig ißt.“ Da rief er den Wolf und sprach: „lieber Wolf, geh hin und hol mir Zugemuͤs, wies der Koͤnig ißt.“ Da ging der Wolf geradezu ins Schloß weil er sich vor niemand fuͤrchtete und als er in der Koͤnigstochter Zimmer kam, da zupfte er sie hinten am Kleid, daß sie sich umschauen mußte. Sie erkannte ihn am Halsband und nahm ihn mit in ihre Kammer und sprach: „lieber Wolf, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen getoͤdtet hat, ist hier, ich soll bitten um ein Zugemuͤs, wie es der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Koch kommen, der mußte ein Zugemuͤs bereiten, wie es der Koͤnig aß und mußte es dem Wolf bis vor die Thuͤre tragen, da nahm ihm der Wolf die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, nun hab ich Brot, Fleisch und Zugemuͤs, aber ich will auch Zuckerwerk essen, wie es der Koͤnig ißt.“ Rief er den Baͤren und sprach: „lieber Baͤr, du leckst doch gern etwas Suͤßes, geh hin und hol mir Zuckerwerk, wies der Koͤnig ißt.“ Da trabte der Baͤr nach dem Schlosse und ging ihm jedermann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/389
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/389>, abgerufen am 22.11.2024.