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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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aus dem Wege, als er aber zu der Wache kam, hielt sie die Flinten vor, und wollte ihn nicht ins königliche Schloß lassen. Aber er hob sich auf und gab mit seinen Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf ging er gerades Wegs zu der Königstochter, stellte sich hinter sie und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts und erkannte den Bären und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer und sprach: "lieber Bär, was willst du?" Antwortete er: "mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt." Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wie es der König aß und dem Bären vor die Thüre tragen, da stellte sich der Bär aufrecht, nahm ihm die Schüssel ab und brachte sie seinem Herrn. "Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jäger, nun hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt." Rief seinen Löwen und sprach: "lieber Löwe, du trinkst dir doch gern einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt." Da schritt der Löwe über die Straße und die Leute liefen vor ihm und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte einmal, da sprang alles fort. Nun ging der Löwe vor das königliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus und wär fast über den Löwen erschrocken; aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach: "lieber Löwe, was willst du?" Antwortete er: "mein Herr, der den Drachen

aus dem Wege, als er aber zu der Wache kam, hielt sie die Flinten vor, und wollte ihn nicht ins koͤnigliche Schloß lassen. Aber er hob sich auf und gab mit seinen Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf ging er gerades Wegs zu der Koͤnigstochter, stellte sich hinter sie und brummte ein wenig. Da schaute sie ruͤckwaͤrts und erkannte den Baͤren und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer und sprach: „lieber Baͤr, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen getoͤdtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Zuckerbaͤcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wie es der Koͤnig aß und dem Baͤren vor die Thuͤre tragen, da stellte sich der Baͤr aufrecht, nahm ihm die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, nun hab ich Brot, Fleisch, Zugemuͤs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der Koͤnig trinkt.“ Rief seinen Loͤwen und sprach: „lieber Loͤwe, du trinkst dir doch gern einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der Koͤnig trinkt.“ Da schritt der Loͤwe uͤber die Straße und die Leute liefen vor ihm und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er bruͤllte einmal, da sprang alles fort. Nun ging der Loͤwe vor das koͤnigliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thuͤre. Da kam die Koͤnigstochter heraus und waͤr fast uͤber den Loͤwen erschrocken; aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach: „lieber Loͤwe, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen

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[326/0390] aus dem Wege, als er aber zu der Wache kam, hielt sie die Flinten vor, und wollte ihn nicht ins koͤnigliche Schloß lassen. Aber er hob sich auf und gab mit seinen Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf ging er gerades Wegs zu der Koͤnigstochter, stellte sich hinter sie und brummte ein wenig. Da schaute sie ruͤckwaͤrts und erkannte den Baͤren und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer und sprach: „lieber Baͤr, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen getoͤdtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der Koͤnig ißt.“ Da ließ sie den Zuckerbaͤcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wie es der Koͤnig aß und dem Baͤren vor die Thuͤre tragen, da stellte sich der Baͤr aufrecht, nahm ihm die Schuͤssel ab und brachte sie seinem Herrn. „Sieht er, Herr Wirth, sprach der Jaͤger, nun hab ich Brot, Fleisch, Zugemuͤs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der Koͤnig trinkt.“ Rief seinen Loͤwen und sprach: „lieber Loͤwe, du trinkst dir doch gern einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der Koͤnig trinkt.“ Da schritt der Loͤwe uͤber die Straße und die Leute liefen vor ihm und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er bruͤllte einmal, da sprang alles fort. Nun ging der Loͤwe vor das koͤnigliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thuͤre. Da kam die Koͤnigstochter heraus und waͤr fast uͤber den Loͤwen erschrocken; aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach: „lieber Loͤwe, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/390>, abgerufen am 22.11.2024.