Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.hätte, was er sich in seinen Ranzen wünsche, das solle darin seyn; "holla, das mußt du mit den Gänsen versuchen!" Also ging er hinaus und vor der Thüre sprach er: "so wünsch ich die zwei gebratenen Gänse aus der Ofenröhre in meinen Ranzen!" wie er das gesagt, machte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. "Ach, so ists recht! sprach er, nun bin ich ein gemachter Kerl!" ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig: "mit einer hast du genug" rief die zwei Bursche herbei und sprach: "da nehmt die Gans und eßt sie auf meine Gesundheit." Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann: "die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist." Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: "was, ihr Diebsgesindel, auf die Art wollt ihr Gänse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit grünem Hasselsaft waschen." Die zwei sprachen: "wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt." "Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thür hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt, ihr seyd die Diebe und sollt bezahlen." Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prügelte sie zur Thüre hinaus. haͤtte, was er sich in seinen Ranzen wuͤnsche, das solle darin seyn; „holla, das mußt du mit den Gaͤnsen versuchen!“ Also ging er hinaus und vor der Thuͤre sprach er: „so wuͤnsch ich die zwei gebratenen Gaͤnse aus der Ofenroͤhre in meinen Ranzen!“ wie er das gesagt, machte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. „Ach, so ists recht! sprach er, nun bin ich ein gemachter Kerl!“ ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angeruͤhrt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig: „mit einer hast du genug“ rief die zwei Bursche herbei und sprach: „da nehmt die Gans und eßt sie auf meine Gesundheit.“ Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann: „die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, obs nicht eine von unsern aus der Ofenroͤhre ist.“ Der Wirth lief hin, da war die Ofenroͤhre leer: „was, ihr Diebsgesindel, auf die Art wollt ihr Gaͤnse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit gruͤnem Hasselsaft waschen.“ Die zwei sprachen: „wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.“ „Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thuͤr hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt, ihr seyd die Diebe und sollt bezahlen.“ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und pruͤgelte sie zur Thuͤre hinaus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0479" n="415"/> haͤtte, was er sich in seinen Ranzen wuͤnsche, das solle darin seyn; „holla, das mußt du mit den Gaͤnsen versuchen!“ Also ging er hinaus und vor der Thuͤre sprach er: „so wuͤnsch ich die zwei gebratenen Gaͤnse aus der Ofenroͤhre in meinen Ranzen!“ wie er das gesagt, machte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. „Ach, so ists recht! sprach er, nun bin ich ein gemachter Kerl!“ ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angeruͤhrt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig: „mit einer hast du genug“ rief die zwei Bursche herbei und sprach: „da nehmt die Gans und eßt sie auf meine Gesundheit.“ Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann: „die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, obs nicht eine von unsern aus der Ofenroͤhre ist.“ Der Wirth lief hin, da war die Ofenroͤhre leer: „was, ihr Diebsgesindel, auf die Art wollt ihr Gaͤnse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit gruͤnem Hasselsaft waschen.“ Die zwei sprachen: „wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.“ „Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thuͤr hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt, ihr seyd die Diebe und sollt bezahlen.“ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und pruͤgelte sie zur Thuͤre hinaus.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [415/0479]
haͤtte, was er sich in seinen Ranzen wuͤnsche, das solle darin seyn; „holla, das mußt du mit den Gaͤnsen versuchen!“ Also ging er hinaus und vor der Thuͤre sprach er: „so wuͤnsch ich die zwei gebratenen Gaͤnse aus der Ofenroͤhre in meinen Ranzen!“ wie er das gesagt, machte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. „Ach, so ists recht! sprach er, nun bin ich ein gemachter Kerl!“ ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angeruͤhrt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig: „mit einer hast du genug“ rief die zwei Bursche herbei und sprach: „da nehmt die Gans und eßt sie auf meine Gesundheit.“ Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann: „die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, obs nicht eine von unsern aus der Ofenroͤhre ist.“ Der Wirth lief hin, da war die Ofenroͤhre leer: „was, ihr Diebsgesindel, auf die Art wollt ihr Gaͤnse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit gruͤnem Hasselsaft waschen.“ Die zwei sprachen: „wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.“ „Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thuͤr hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt, ihr seyd die Diebe und sollt bezahlen.“ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und pruͤgelte sie zur Thuͤre hinaus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |