Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

gekrochen und als es oben war, klopfte es an der Thür und rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf!" Sie lief und wollte sehen wer draußen wär, als sie aber die Thür aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thüre hastig zu und setzte sich ganz erschrocken wieder an den Tisch. Der König sah, daß ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: "ei, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thür und will dich holen!" "Ach nein, sprach das Kind, es ist kein Riese sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldne Kugel aus dem Wasser geholt, dafür versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser heraus könnte, nun ist er draußen und will zu mir herein." Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief draußen:

"Königstochter, jüngste,
mach mir auf!
weißt du nicht, was gestern
du zu mir gesagt
bei dem kühlen Brunnen-Wasser?
Königstochter, jüngste,
mach mir auf!"

Da sagte der König: "hast du's versprochen, mußt du's auch halten, geh und mach ihm auf." Sie ging und öffnete die Thüre, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: "heb mich herauf zu dir!" Sie wollte nicht, bis es der König befahl. Als der Frosch nun oben auf einem Stuhl neben ihr saß, sprach er: "nun schieb dein goldenes

gekrochen und als es oben war, klopfte es an der Thuͤr und rief: „Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf!“ Sie lief und wollte sehen wer draußen waͤr, als sie aber die Thuͤr aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thuͤre hastig zu und setzte sich ganz erschrocken wieder an den Tisch. Der Koͤnig sah, daß ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: „ei, was fuͤrchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thuͤr und will dich holen!“ „Ach nein, sprach das Kind, es ist kein Riese sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldne Kugel aus dem Wasser geholt, dafuͤr versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser heraus koͤnnte, nun ist er draußen und will zu mir herein.“ Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief draußen:

„Koͤnigstochter, juͤngste,
mach mir auf!
weißt du nicht, was gestern
du zu mir gesagt
bei dem kuͤhlen Brunnen-Wasser?
Koͤnigstochter, juͤngste,
mach mir auf!“

Da sagte der Koͤnig: „hast du’s versprochen, mußt du’s auch halten, geh und mach ihm auf.“ Sie ging und oͤffnete die Thuͤre, da huͤpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: „heb mich herauf zu dir!“ Sie wollte nicht, bis es der Koͤnig befahl. Als der Frosch nun oben auf einem Stuhl neben ihr saß, sprach er: „nun schieb dein goldenes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="3"/>
gekrochen und als es oben war, klopfte es an der Thu&#x0364;r und rief: &#x201E;Ko&#x0364;nigstochter, ju&#x0364;ngste, mach mir auf!&#x201C; Sie lief und wollte sehen wer draußen wa&#x0364;r, als sie aber die Thu&#x0364;r aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thu&#x0364;re hastig zu und setzte sich ganz erschrocken wieder an den Tisch. Der Ko&#x0364;nig sah, daß ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: &#x201E;ei, was fu&#x0364;rchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thu&#x0364;r und will dich holen!&#x201C; &#x201E;Ach nein, sprach das Kind, es ist kein Riese sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldne Kugel aus dem Wasser geholt, dafu&#x0364;r versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser heraus ko&#x0364;nnte, nun ist er draußen und will zu mir herein.&#x201C; Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief draußen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x201E;Ko&#x0364;nigstochter, ju&#x0364;ngste,</l><lb/>
          <l>mach mir auf!</l><lb/>
          <l>weißt du nicht, was gestern</l><lb/>
          <l>du zu mir gesagt</l><lb/>
          <l>bei dem ku&#x0364;hlen Brunnen-Wasser?</l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;nigstochter, ju&#x0364;ngste,</l><lb/>
          <l>mach mir auf!&#x201C;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Da sagte der Ko&#x0364;nig: &#x201E;hast du&#x2019;s versprochen, mußt du&#x2019;s auch halten, geh und mach ihm auf.&#x201C; Sie ging und o&#x0364;ffnete die Thu&#x0364;re, da hu&#x0364;pfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: &#x201E;heb mich herauf zu dir!&#x201C; Sie wollte nicht, bis es der Ko&#x0364;nig befahl. Als der Frosch nun oben auf einem Stuhl neben ihr saß, sprach er: &#x201E;nun schieb dein goldenes
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0067] gekrochen und als es oben war, klopfte es an der Thuͤr und rief: „Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf!“ Sie lief und wollte sehen wer draußen waͤr, als sie aber die Thuͤr aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Thuͤre hastig zu und setzte sich ganz erschrocken wieder an den Tisch. Der Koͤnig sah, daß ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: „ei, was fuͤrchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Thuͤr und will dich holen!“ „Ach nein, sprach das Kind, es ist kein Riese sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldne Kugel aus dem Wasser geholt, dafuͤr versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser heraus koͤnnte, nun ist er draußen und will zu mir herein.“ Jndem klopfte es zum zweitenmal und rief draußen: „Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf! weißt du nicht, was gestern du zu mir gesagt bei dem kuͤhlen Brunnen-Wasser? Koͤnigstochter, juͤngste, mach mir auf!“ Da sagte der Koͤnig: „hast du’s versprochen, mußt du’s auch halten, geh und mach ihm auf.“ Sie ging und oͤffnete die Thuͤre, da huͤpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: „heb mich herauf zu dir!“ Sie wollte nicht, bis es der Koͤnig befahl. Als der Frosch nun oben auf einem Stuhl neben ihr saß, sprach er: „nun schieb dein goldenes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/67
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/67>, abgerufen am 21.11.2024.