Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Tellerlein näher, damit wir zusammen essen. Voll Verdruß that sie auch das und der Frosch ließ sichs wohl schmecken, aber ihr blieb jedes Bißlein im Hals. Dann sprach er: "nun hab ich mich satt gegessen, und bin müd, trag mich hinauf in dein Kämmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen." Da fing die Königstochter an zu weinen, gar bitterlich, und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den getraute sie sich nicht anzurühren und der sollte nun in ihrem schönen, reinen Bettlein schlafen." Der König aber blickte sie zornig an und sprach: "was du versprochen hast, sollst du auch halten, und der Frosch ist dein Geselle." Da half nichts mehr, sie mogte wollen oder nicht, sie mußte den Frosch mitnehmen. Sie war aber in ihrem Herzen bitterböse, packte ihn mit zwei Fingern und trug ihn hinauf und als sie im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, warf sie ihn aus allen Kräften an die Wand: "nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch! Was aber herunter fiel, war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger, junger Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Wille ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie nun vergnügt zusammen ein und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen Tellerlein naͤher, damit wir zusammen essen. Voll Verdruß that sie auch das und der Frosch ließ sichs wohl schmecken, aber ihr blieb jedes Bißlein im Hals. Dann sprach er: „nun hab ich mich satt gegessen, und bin muͤd, trag mich hinauf in dein Kaͤmmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ Da fing die Koͤnigstochter an zu weinen, gar bitterlich, und fuͤrchtete sich vor dem kalten Frosch, den getraute sie sich nicht anzuruͤhren und der sollte nun in ihrem schoͤnen, reinen Bettlein schlafen.“ Der Koͤnig aber blickte sie zornig an und sprach: „was du versprochen hast, sollst du auch halten, und der Frosch ist dein Geselle.“ Da half nichts mehr, sie mogte wollen oder nicht, sie mußte den Frosch mitnehmen. Sie war aber in ihrem Herzen bitterboͤse, packte ihn mit zwei Fingern und trug ihn hinauf und als sie im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, warf sie ihn aus allen Kraͤften an die Wand: „nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch! Was aber herunter fiel, war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger, junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Wille ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie nun vergnuͤgt zusammen ein und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmuͤckt und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Koͤnigs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betruͤbt, als sein Herr in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte muͤssen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="4"/> Tellerlein naͤher, damit wir zusammen essen. Voll Verdruß that sie auch das und der Frosch ließ sichs wohl schmecken, aber ihr blieb jedes Bißlein im Hals. Dann sprach er: „nun hab ich mich satt gegessen, und bin muͤd, trag mich hinauf in dein Kaͤmmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ Da fing die Koͤnigstochter an zu weinen, gar bitterlich, und fuͤrchtete sich vor dem kalten Frosch, den getraute sie sich nicht anzuruͤhren und der sollte nun in ihrem schoͤnen, reinen Bettlein schlafen.“ Der Koͤnig aber blickte sie zornig an und sprach: „was du versprochen hast, sollst du auch halten, und der Frosch ist dein Geselle.“ Da half nichts mehr, sie mogte wollen oder nicht, sie mußte den Frosch mitnehmen. Sie war aber in ihrem Herzen bitterboͤse, packte ihn mit zwei Fingern und trug ihn hinauf und als sie im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, warf sie ihn aus allen Kraͤften an die Wand: „nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch!</p><lb/> <p>Was aber herunter fiel, war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger, junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. 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Tellerlein naͤher, damit wir zusammen essen. Voll Verdruß that sie auch das und der Frosch ließ sichs wohl schmecken, aber ihr blieb jedes Bißlein im Hals. Dann sprach er: „nun hab ich mich satt gegessen, und bin muͤd, trag mich hinauf in dein Kaͤmmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ Da fing die Koͤnigstochter an zu weinen, gar bitterlich, und fuͤrchtete sich vor dem kalten Frosch, den getraute sie sich nicht anzuruͤhren und der sollte nun in ihrem schoͤnen, reinen Bettlein schlafen.“ Der Koͤnig aber blickte sie zornig an und sprach: „was du versprochen hast, sollst du auch halten, und der Frosch ist dein Geselle.“ Da half nichts mehr, sie mogte wollen oder nicht, sie mußte den Frosch mitnehmen. Sie war aber in ihrem Herzen bitterboͤse, packte ihn mit zwei Fingern und trug ihn hinauf und als sie im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, warf sie ihn aus allen Kraͤften an die Wand: „nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch!
Was aber herunter fiel, war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger, junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Wille ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie nun vergnuͤgt zusammen ein und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmuͤckt und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Koͤnigs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betruͤbt, als sein Herr in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte muͤssen
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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