Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen sollte den jungen König in sein Reich abholen, der treue Heinrich hob beide hinein und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn hinter sich, daß es krachte, als wär etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief: "Heinrich, der Wagen bricht!" --
"Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche (Frosch) was't (wart)." Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königsohn meinte immer, der Wagen bräche und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr wieder erlöst und glücklich war. 2.
Katz und Maus in Gesellschaft. Eine Katze und eine Maus waren einig geworden, zusammen zu leben und gemeinschaftlich Haus zu halten. Als nun der Winter sich näherte, trugen sie Vorsorge und kauften ein Töpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichrern Ort wußten, stellten sie es unter den Altar in der Kirche, da sollt' es stehen, um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen, der treue Heinrich hob beide hinein und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich, daß es krachte, als waͤr etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief: „Heinrich, der Wagen bricht!“ —
„Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t (wart).“ Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Koͤnigsohn meinte immer, der Wagen braͤche und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr wieder erloͤst und gluͤcklich war. 2.
Katz und Maus in Gesellschaft. Eine Katze und eine Maus waren einig geworden, zusammen zu leben und gemeinschaftlich Haus zu halten. Als nun der Winter sich naͤherte, trugen sie Vorsorge und kauften ein Toͤpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichrern Ort wußten, stellten sie es unter den Altar in der Kirche, da sollt’ es stehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="5"/> um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen, der treue Heinrich hob beide hinein und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich, daß es krachte, als waͤr etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Heinrich, der Wagen bricht!“ —</l><lb/> <l>„Nein, Herr, der Wagen nicht,</l><lb/> <l>es ist ein Band von meinem Herzen,</l><lb/> <l>das da lag in großen Schmerzen,</l><lb/> <l>als ihr in dem Brunnen saßt,</l><lb/> <l>als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t (wart).“</l><lb/> </lg> <p>Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Koͤnigsohn meinte immer, der Wagen braͤche und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr wieder erloͤst und gluͤcklich war.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">2.<lb/> Katz und Maus in Gesellschaft.</hi> </head><lb/> <p>Eine Katze und eine Maus waren einig geworden, zusammen zu leben und gemeinschaftlich Haus zu halten. Als nun der Winter sich naͤherte, trugen sie Vorsorge und kauften ein Toͤpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichrern Ort wußten, stellten sie es unter den Altar in der Kirche, da sollt’ es stehen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0069]
um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen, der treue Heinrich hob beide hinein und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich, daß es krachte, als waͤr etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:
„Heinrich, der Wagen bricht!“ —
„Nein, Herr, der Wagen nicht,
es ist ein Band von meinem Herzen,
das da lag in großen Schmerzen,
als ihr in dem Brunnen saßt,
als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t (wart).“
Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Koͤnigsohn meinte immer, der Wagen braͤche und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr wieder erloͤst und gluͤcklich war.
2.
Katz und Maus in Gesellschaft.
Eine Katze und eine Maus waren einig geworden, zusammen zu leben und gemeinschaftlich Haus zu halten. Als nun der Winter sich naͤherte, trugen sie Vorsorge und kauften ein Toͤpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichrern Ort wußten, stellten sie es unter den Altar in der Kirche, da sollt’ es stehen,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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