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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?' reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang. 'Nun', sprach der Schleifer, und hob einen gewöhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, 'da habt ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen läßt, und ihr eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt ihn, und hebt ihn ordentlich auf.'

Hans lud den Stein auf, und gieng mit vergnügtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, 'ich muß in einer Glückshaut geboren seyn', rief er aus, 'alles was ich wünsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind'. Jndessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrath auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehen, und mußte jeden Augenblick Halt machen, dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, da wollte er ruhen, und sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf drehte er sich, und wollte sich zum Trinken bücken, da versah ers, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder, und dankte Gott mit

Tasche greife, was brauche ich da laͤnger zu sorgen?’ reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang. ‘Nun’, sprach der Schleifer, und hob einen gewoͤhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, ‘da habt ihr noch einen tuͤchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen laͤßt, und ihr eure alten Naͤgel gerade klopfen koͤnnt. Nehmt ihn, und hebt ihn ordentlich auf.’

Hans lud den Stein auf, und gieng mit vergnuͤgtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, ‘ich muß in einer Gluͤckshaut geboren seyn’, rief er aus, ‘alles was ich wuͤnsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind’. Jndessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er muͤde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrath auf einmal in der Freude uͤber die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Muͤhe weiter gehen, und mußte jeden Augenblick Halt machen, dabei druͤckten ihn die Steine ganz erbaͤrmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es waͤre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, da wollte er ruhen, und sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschaͤdigte, legte er sie bedaͤchtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf drehte er sich, und wollte sich zum Trinken buͤcken, da versah ers, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder, und dankte Gott mit

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[502/0533] Tasche greife, was brauche ich da laͤnger zu sorgen?’ reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang. ‘Nun’, sprach der Schleifer, und hob einen gewoͤhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, ‘da habt ihr noch einen tuͤchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen laͤßt, und ihr eure alten Naͤgel gerade klopfen koͤnnt. Nehmt ihn, und hebt ihn ordentlich auf.’ Hans lud den Stein auf, und gieng mit vergnuͤgtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, ‘ich muß in einer Gluͤckshaut geboren seyn’, rief er aus, ‘alles was ich wuͤnsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind’. Jndessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er muͤde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrath auf einmal in der Freude uͤber die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Muͤhe weiter gehen, und mußte jeden Augenblick Halt machen, dabei druͤckten ihn die Steine ganz erbaͤrmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es waͤre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, da wollte er ruhen, und sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschaͤdigte, legte er sie bedaͤchtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf drehte er sich, und wollte sich zum Trinken buͤcken, da versah ers, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder, und dankte Gott mit

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/533>, abgerufen am 27.11.2024.