Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

aber es antwortete 'es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch davon abgeben?' Als es nun fertig war mit dem Essen, sprachen sie 'da hast du einen Besen, kehr uns draußen vor der Hinterthür rein.' 'Ei, kehrt euch selber,' antwortete es, 'ich bin eure Magd nicht.' Wie es sah daß sie ihm nichts schenken wollten, gieng es zur Thüre hinaus. Da sprachen die kleinen Männer untereinander 'was sollen wir ihm schenken, weil es so unartig ist, und ein böses neidisches Herz hat, das niemand etwas gönnt?' Der erste sprach 'ich schenk ihm daß es jeden Tag häßlicher wird.' Der zweite sprach 'ich schenk ihm daß ihm bei jedem Wort, das es spricht, eine Kröte aus dem Mund springt.' Der dritte sprach 'ich schenk ihm daß es eines unglücklichen Todes stirbt.' Das Mädchen suchte draußen nach Erdbeeren, als es aber keine fand, gieng es verdrießlich nach Haus. Und wie es den Mund aufthat, und seiner Mutter erzählen wollte was ihm im Walde begegnet war, da sprang ihm bei jedem Wort eine Kröte aus dem Mund, so daß alle einen Abscheu vor ihm bekamen.

Nun ärgerte sich die Stiefmutter noch viel mehr, und dachte nur darauf wie sie der Tochter des Mannes alles Herzeleid anthun wollte, deren Schönheit doch alle Tage größer ward. Endlich nahm sie einen Kessel, setzte ihn zum Feuer, und sott Garn darin. Als es gesotten war, gab sie es dem armen Mädchen und eine Axt dazu, damit sollte es auf den gefrornen Fluß gehen, ein Eisloch hauen, und das Garn schlittern. Nun war es gehorsam, gieng hin, und haute ein Loch, und als es mitten

aber es antwortete ‘es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch davon abgeben?’ Als es nun fertig war mit dem Essen, sprachen sie ‘da hast du einen Besen, kehr uns draußen vor der Hinterthür rein.’ ‘Ei, kehrt euch selber,’ antwortete es, ‘ich bin eure Magd nicht.’ Wie es sah daß sie ihm nichts schenken wollten, gieng es zur Thüre hinaus. Da sprachen die kleinen Männer untereinander ‘was sollen wir ihm schenken, weil es so unartig ist, und ein böses neidisches Herz hat, das niemand etwas gönnt?’ Der erste sprach ‘ich schenk ihm daß es jeden Tag häßlicher wird.’ Der zweite sprach ‘ich schenk ihm daß ihm bei jedem Wort, das es spricht, eine Kröte aus dem Mund springt.’ Der dritte sprach ‘ich schenk ihm daß es eines unglücklichen Todes stirbt.’ Das Mädchen suchte draußen nach Erdbeeren, als es aber keine fand, gieng es verdrießlich nach Haus. Und wie es den Mund aufthat, und seiner Mutter erzählen wollte was ihm im Walde begegnet war, da sprang ihm bei jedem Wort eine Kröte aus dem Mund, so daß alle einen Abscheu vor ihm bekamen.

Nun ärgerte sich die Stiefmutter noch viel mehr, und dachte nur darauf wie sie der Tochter des Mannes alles Herzeleid anthun wollte, deren Schönheit doch alle Tage größer ward. Endlich nahm sie einen Kessel, setzte ihn zum Feuer, und sott Garn darin. Als es gesotten war, gab sie es dem armen Mädchen und eine Axt dazu, damit sollte es auf den gefrornen Fluß gehen, ein Eisloch hauen, und das Garn schlittern. Nun war es gehorsam, gieng hin, und haute ein Loch, und als es mitten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb n="85" facs="#f0134"/>
aber es antwortete &#x2018;es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch davon abgeben?&#x2019; Als es nun fertig war mit dem Essen, sprachen sie &#x2018;da hast du einen Besen, kehr uns draußen vor der Hinterthür rein.&#x2019; &#x2018;Ei, kehrt euch selber,&#x2019; antwortete es, &#x2018;ich bin eure Magd nicht.&#x2019; Wie es sah daß sie ihm nichts schenken wollten, gieng es zur Thüre hinaus. Da sprachen die kleinen Männer untereinander &#x2018;was sollen wir ihm schenken, weil es so unartig ist, und ein böses neidisches Herz hat, das niemand etwas gönnt?&#x2019; Der erste sprach &#x2018;ich schenk ihm daß es jeden Tag häßlicher wird.&#x2019; Der zweite sprach &#x2018;ich schenk ihm daß ihm bei jedem Wort, das es spricht, eine Kröte aus dem Mund springt.&#x2019; Der dritte sprach &#x2018;ich schenk ihm daß es eines unglücklichen Todes stirbt.&#x2019; Das Mädchen suchte draußen nach Erdbeeren, als es aber keine fand, gieng es verdrießlich nach Haus. Und wie es den Mund aufthat, und seiner Mutter erzählen wollte was ihm im Walde begegnet war, da sprang ihm bei jedem Wort eine Kröte aus dem Mund, so daß alle einen Abscheu vor ihm bekamen.</p><lb/>
        <p>Nun ärgerte sich die Stiefmutter noch viel mehr, und dachte nur darauf wie sie der Tochter des Mannes alles Herzeleid anthun wollte, deren Schönheit doch alle Tage größer ward. Endlich nahm sie einen Kessel, setzte ihn zum Feuer, und sott Garn darin. Als es gesotten war, gab sie es dem armen Mädchen und eine Axt dazu, damit sollte es auf den gefrornen Fluß gehen, ein Eisloch hauen, und das Garn schlittern. Nun war es gehorsam, gieng hin, und haute ein Loch, und als es mitten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0134] aber es antwortete ‘es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch davon abgeben?’ Als es nun fertig war mit dem Essen, sprachen sie ‘da hast du einen Besen, kehr uns draußen vor der Hinterthür rein.’ ‘Ei, kehrt euch selber,’ antwortete es, ‘ich bin eure Magd nicht.’ Wie es sah daß sie ihm nichts schenken wollten, gieng es zur Thüre hinaus. Da sprachen die kleinen Männer untereinander ‘was sollen wir ihm schenken, weil es so unartig ist, und ein böses neidisches Herz hat, das niemand etwas gönnt?’ Der erste sprach ‘ich schenk ihm daß es jeden Tag häßlicher wird.’ Der zweite sprach ‘ich schenk ihm daß ihm bei jedem Wort, das es spricht, eine Kröte aus dem Mund springt.’ Der dritte sprach ‘ich schenk ihm daß es eines unglücklichen Todes stirbt.’ Das Mädchen suchte draußen nach Erdbeeren, als es aber keine fand, gieng es verdrießlich nach Haus. Und wie es den Mund aufthat, und seiner Mutter erzählen wollte was ihm im Walde begegnet war, da sprang ihm bei jedem Wort eine Kröte aus dem Mund, so daß alle einen Abscheu vor ihm bekamen. Nun ärgerte sich die Stiefmutter noch viel mehr, und dachte nur darauf wie sie der Tochter des Mannes alles Herzeleid anthun wollte, deren Schönheit doch alle Tage größer ward. Endlich nahm sie einen Kessel, setzte ihn zum Feuer, und sott Garn darin. Als es gesotten war, gab sie es dem armen Mädchen und eine Axt dazu, damit sollte es auf den gefrornen Fluß gehen, ein Eisloch hauen, und das Garn schlittern. Nun war es gehorsam, gieng hin, und haute ein Loch, und als es mitten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-24T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/134
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/134>, abgerufen am 18.12.2024.