Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug und könnt euch selbst ernähren.' Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen mit ihren Fittichen, und schrien 'wir hilflosen Kinder, wir sollen uns ernähren, und können noch nicht fliegen! uns bleibt nichts übrig als hier Hungers zu sterben.' Da stieg der gute Jüngling ab, tödtete das Pferd mit seinem Degen, und überließ es den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbeigehüpft, sättigten sich, und riefen 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.' Er mußte jetzt zu Fuße weiter gehen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen, und kam einer zu Pferde, und machte bekannt, 'die Königstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der müsse eine schwere Aufgabe vollbringen, und könne er es nicht glücklich ausführen, so habe er sein Leben verwirkt.' Viele hatten es schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling, als er die Königstochter in ihrer großen Schönheit sah, vergaß alle Gefahr, trat vor den König, und meldete sich als Freier. Er ward hinaus ans Meer geführt, und vor seinen Augen ein goldner Ring hineingeworfen; dann ward ihm aufgegeben den Ring aus dem Grunde herauszuholen, und ihm gedroht wenn er ohne ihn wieder in die Höhe käme, so würde er aufs neue hinabgestürzt, und müsse in den Wellen umkommen. Alle bedauerten den schönen Jüngling, und ließen ihn einsam am nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen mit ihren Fittichen, und schrien ‘wir hilflosen Kinder, wir sollen uns ernähren, und können noch nicht fliegen! uns bleibt nichts übrig als hier Hungers zu sterben.’ Da stieg der gute Jüngling ab, tödtete das Pferd mit seinem Degen, und überließ es den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbeigehüpft, sättigten sich, und riefen ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’ Er mußte jetzt zu Fuße weiter gehen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen, und kam einer zu Pferde, und machte bekannt, ‘die Königstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der müsse eine schwere Aufgabe vollbringen, und könne er es nicht glücklich ausführen, so habe er sein Leben verwirkt.’ Viele hatten es schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling, als er die Königstochter in ihrer großen Schönheit sah, vergaß alle Gefahr, trat vor den König, und meldete sich als Freier. Er ward hinaus ans Meer geführt, und vor seinen Augen ein goldner Ring hineingeworfen; dann ward ihm aufgegeben den Ring aus dem Grunde herauszuholen, und ihm gedroht wenn er ohne ihn wieder in die Höhe käme, so würde er aufs neue hinabgestürzt, und müsse in den Wellen umkommen. Alle bedauerten den schönen Jüngling, und ließen ihn einsam am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="111"/> nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen mit ihren Fittichen, und schrien ‘wir hilflosen Kinder, wir sollen uns ernähren, und können noch nicht fliegen! uns bleibt nichts übrig als hier Hungers zu sterben.’ Da stieg der gute Jüngling ab, tödtete das Pferd mit seinem Degen, und überließ es den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbeigehüpft, sättigten sich, und riefen ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’</p><lb/> <p>Er mußte jetzt zu Fuße weiter gehen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen, und kam einer zu Pferde, und machte bekannt, ‘die Königstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der müsse eine schwere Aufgabe vollbringen, und könne er es nicht glücklich ausführen, so habe er sein Leben verwirkt.’ Viele hatten es schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling, als er die Königstochter in ihrer großen Schönheit sah, vergaß alle Gefahr, trat vor den König, und meldete sich als Freier.</p><lb/> <p>Er ward hinaus ans Meer geführt, und vor seinen Augen ein goldner Ring hineingeworfen; dann ward ihm aufgegeben den Ring aus dem Grunde herauszuholen, und ihm gedroht wenn er ohne ihn wieder in die Höhe käme, so würde er aufs neue hinabgestürzt, und müsse in den Wellen umkommen. Alle bedauerten den schönen Jüngling, und ließen ihn einsam am </p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0160]
nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen mit ihren Fittichen, und schrien ‘wir hilflosen Kinder, wir sollen uns ernähren, und können noch nicht fliegen! uns bleibt nichts übrig als hier Hungers zu sterben.’ Da stieg der gute Jüngling ab, tödtete das Pferd mit seinem Degen, und überließ es den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbeigehüpft, sättigten sich, und riefen ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’
Er mußte jetzt zu Fuße weiter gehen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen, und kam einer zu Pferde, und machte bekannt, ‘die Königstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der müsse eine schwere Aufgabe vollbringen, und könne er es nicht glücklich ausführen, so habe er sein Leben verwirkt.’ Viele hatten es schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling, als er die Königstochter in ihrer großen Schönheit sah, vergaß alle Gefahr, trat vor den König, und meldete sich als Freier.
Er ward hinaus ans Meer geführt, und vor seinen Augen ein goldner Ring hineingeworfen; dann ward ihm aufgegeben den Ring aus dem Grunde herauszuholen, und ihm gedroht wenn er ohne ihn wieder in die Höhe käme, so würde er aufs neue hinabgestürzt, und müsse in den Wellen umkommen. Alle bedauerten den schönen Jüngling, und ließen ihn einsam am
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