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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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so antwortete der Spiegel

'Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.'

Da war sie zufrieden, denn sie wußte daß der Spiegel die Wahrheit sagte.

Sneewittchen aber wuchs heran, und wurde immer schöner, und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte

'Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?'

so antwortete er

'Frau Königin, ihr seyd die schönste hier,
aber Sneewittchen ist tausendmal schöner als ihr.'

Da erschrack die Königin, und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmuth wuchsen, und wurden so groß in ihr, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger, und sprach 'bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Dort sollst dus tödten, und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.' Der Jäger gehorchte, und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte, und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fieng es an zu weinen, und sprach 'ach lieber Jäger, laß mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen, und nimmermehr wieder heim kommen.' Und weil es

so antwortete der Spiegel

‘Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.’

Da war sie zufrieden, denn sie wußte daß der Spiegel die Wahrheit sagte.

Sneewittchen aber wuchs heran, und wurde immer schöner, und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte

‘Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?’

so antwortete er

‘Frau Königin, ihr seyd die schönste hier,
aber Sneewittchen ist tausendmal schöner als ihr.’

Da erschrack die Königin, und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmuth wuchsen, und wurden so groß in ihr, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger, und sprach ‘bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Dort sollst dus tödten, und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.’ Der Jäger gehorchte, und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte, und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fieng es an zu weinen, und sprach ‘ach lieber Jäger, laß mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen, und nimmermehr wieder heim kommen.’ Und weil es

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[314/0363] so antwortete der Spiegel ‘Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.’ Da war sie zufrieden, denn sie wußte daß der Spiegel die Wahrheit sagte. Sneewittchen aber wuchs heran, und wurde immer schöner, und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, wie der klare Tag, und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte ‘Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?’ so antwortete er ‘Frau Königin, ihr seyd die schönste hier, aber Sneewittchen ist tausendmal schöner als ihr.’ Da erschrack die Königin, und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmuth wuchsen, und wurden so groß in ihr, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger, und sprach ‘bring das Kind hinaus in den Wald, ich wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Dort sollst dus tödten, und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.’ Der Jäger gehorchte, und führte es hinaus, und als er den Hirschfänger gezogen hatte, und Sneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fieng es an zu weinen, und sprach ‘ach lieber Jäger, laß mir mein Leben; ich will in den wilden Wald laufen, und nimmermehr wieder heim kommen.’ Und weil es

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/363>, abgerufen am 24.11.2024.