Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.und warfen ihn ins Gefängnis. Am andern Morgen wurde er vom Gericht zum Tode verurtheilt, doch versprach ihm der König das Leben und dazu das goldne Pferd zu schenken, wenn er die schöne Königstochter vom goldnen Schlosse herbeischaffen könnte. Traurig machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glücke fand er bald den treuen Fuchs. 'Jch sollte dich nur deinem Unglück überlassen,' sagte der Fuchs, 'aber ich habe Mitleiden mit dir, und will dir noch einmal aus deiner Noth helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schlosse; Abends wirst du anlangen, und Nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu, und gieb ihr einen Kuß, dann folgt sie dir, und du kannst sie mit dir fortführen, nur leide nicht daß sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.' Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so gieng es über Stock und Stein daß die Haare pfiffen. Als er beim goldenen Schloß ankam, war es so wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlafe lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus gieng, da sprang er hervor, und gab ihr einen Kuß. Sie sagte sie wollte gerne mit ihm gehen, bat ihn aber flehentlich und mit Thränen er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfänglich ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte, und ihm zu Fuß fiel, so gab er endlich nach. Kaum und warfen ihn ins Gefängnis. Am andern Morgen wurde er vom Gericht zum Tode verurtheilt, doch versprach ihm der König das Leben und dazu das goldne Pferd zu schenken, wenn er die schöne Königstochter vom goldnen Schlosse herbeischaffen könnte. Traurig machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glücke fand er bald den treuen Fuchs. ‘Jch sollte dich nur deinem Unglück überlassen,’ sagte der Fuchs, ‘aber ich habe Mitleiden mit dir, und will dir noch einmal aus deiner Noth helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schlosse; Abends wirst du anlangen, und Nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu, und gieb ihr einen Kuß, dann folgt sie dir, und du kannst sie mit dir fortführen, nur leide nicht daß sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.’ Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so gieng es über Stock und Stein daß die Haare pfiffen. Als er beim goldenen Schloß ankam, war es so wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlafe lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus gieng, da sprang er hervor, und gab ihr einen Kuß. Sie sagte sie wollte gerne mit ihm gehen, bat ihn aber flehentlich und mit Thränen er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfänglich ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte, und ihm zu Fuß fiel, so gab er endlich nach. Kaum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0397" n="348"/> und warfen ihn ins Gefängnis. Am andern Morgen wurde er vom Gericht zum Tode verurtheilt, doch versprach ihm der König das Leben und dazu das goldne Pferd zu schenken, wenn er die schöne Königstochter vom goldnen Schlosse herbeischaffen könnte.</p><lb/> <p>Traurig machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glücke fand er bald den treuen Fuchs. ‘Jch sollte dich nur deinem Unglück überlassen,’ sagte der Fuchs, ‘aber ich habe Mitleiden mit dir, und will dir noch einmal aus deiner Noth helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schlosse; Abends wirst du anlangen, und Nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu, und gieb ihr einen Kuß, dann folgt sie dir, und du kannst sie mit dir fortführen, nur leide nicht daß sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.’ Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so gieng es über Stock und Stein daß die Haare pfiffen. Als er beim goldenen Schloß ankam, war es so wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlafe lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus gieng, da sprang er hervor, und gab ihr einen Kuß. Sie sagte sie wollte gerne mit ihm gehen, bat ihn aber flehentlich und mit Thränen er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfänglich ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte, und ihm zu Fuß fiel, so gab er endlich nach. Kaum </p> </div> </body> </text> </TEI> [348/0397]
und warfen ihn ins Gefängnis. Am andern Morgen wurde er vom Gericht zum Tode verurtheilt, doch versprach ihm der König das Leben und dazu das goldne Pferd zu schenken, wenn er die schöne Königstochter vom goldnen Schlosse herbeischaffen könnte.
Traurig machte sich der Jüngling auf den Weg, doch zu seinem Glücke fand er bald den treuen Fuchs. ‘Jch sollte dich nur deinem Unglück überlassen,’ sagte der Fuchs, ‘aber ich habe Mitleiden mit dir, und will dir noch einmal aus deiner Noth helfen. Dein Weg führt dich gerade zu dem goldenen Schlosse; Abends wirst du anlangen, und Nachts, wenn alles still ist, dann geht die schöne Königstochter ins Badehaus, um da zu baden. Und wenn sie hineingeht, so spring auf sie zu, und gieb ihr einen Kuß, dann folgt sie dir, und du kannst sie mit dir fortführen, nur leide nicht daß sie vorher von ihren Eltern Abschied nimmt, sonst kann es dir schlimm ergehen.’ Dann streckte der Fuchs seinen Schwanz, der Königssohn setzte sich auf, und so gieng es über Stock und Stein daß die Haare pfiffen. Als er beim goldenen Schloß ankam, war es so wie der Fuchs gesagt hatte. Er wartete bis um Mitternacht, als alles in tiefem Schlafe lag und die schöne Jungfrau ins Badehaus gieng, da sprang er hervor, und gab ihr einen Kuß. Sie sagte sie wollte gerne mit ihm gehen, bat ihn aber flehentlich und mit Thränen er möchte ihr erlauben, vorher von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Er widerstand anfänglich ihren Bitten, als sie aber immer mehr weinte, und ihm zu Fuß fiel, so gab er endlich nach. Kaum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |