Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.hatte die Wurst schon im Maul, und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach, und jagte ihn ein gut Stück ins Feld: aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Aecker hin hüpfen. 'Hin ist hin!' sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch langsam, und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller, und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. 'Spuck,' rief es, 'was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!' Es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waizenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. 'Ja,' sprach es, 'wer zu rechter Zeit was spart, der hats hernach in der Noth,' stieg auf den Boden, und trug den Sack herab, und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte, und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. 'Ei was, wo eins ist, muß das andere auch sein,' sprach Catherlieschen, zerstreute darnach das Mehl im ganzen Keller, und freute sich am Ende gewaltig über seine Arbeit, und sagte 'wies so reinlich und sauber hier aussieht!' Um Mittagszeit kam der Frieder heim. 'Nun, Frau, was hast du zurecht gemacht?' 'Ach, Friederchen,' antwortete sie, hatte die Wurst schon im Maul, und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach, und jagte ihn ein gut Stück ins Feld: aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Aecker hin hüpfen. ‘Hin ist hin!’ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch langsam, und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller, und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. ‘Spuck,’ rief es, ‘was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!’ Es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waizenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. ‘Ja,’ sprach es, ‘wer zu rechter Zeit was spart, der hats hernach in der Noth,’ stieg auf den Boden, und trug den Sack herab, und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte, und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. ‘Ei was, wo eins ist, muß das andere auch sein,’ sprach Catherlieschen, zerstreute darnach das Mehl im ganzen Keller, und freute sich am Ende gewaltig über seine Arbeit, und sagte ‘wies so reinlich und sauber hier aussieht!’ Um Mittagszeit kam der Frieder heim. ‘Nun, Frau, was hast du zurecht gemacht?’ ‘Ach, Friederchen,’ antwortete sie, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0409" n="360"/> hatte die Wurst schon im Maul, und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach, und jagte ihn ein gut Stück ins Feld: aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Aecker hin hüpfen. ‘Hin ist hin!’ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch langsam, und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller, und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. ‘Spuck,’ rief es, ‘was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!’ Es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waizenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. ‘Ja,’ sprach es, ‘wer zu rechter Zeit was spart, der hats hernach in der Noth,’ stieg auf den Boden, und trug den Sack herab, und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte, und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. ‘Ei was, wo eins ist, muß das andere auch sein,’ sprach Catherlieschen, zerstreute darnach das Mehl im ganzen Keller, und freute sich am Ende gewaltig über seine Arbeit, und sagte ‘wies so reinlich und sauber hier aussieht!’</p><lb/> <p>Um Mittagszeit kam der Frieder heim. ‘Nun, Frau, was hast du zurecht gemacht?’ ‘Ach, Friederchen,’ antwortete sie, </p> </div> </body> </text> </TEI> [360/0409]
hatte die Wurst schon im Maul, und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach, und jagte ihn ein gut Stück ins Feld: aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Aecker hin hüpfen. ‘Hin ist hin!’ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch langsam, und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller, und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. ‘Spuck,’ rief es, ‘was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!’ Es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waizenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. ‘Ja,’ sprach es, ‘wer zu rechter Zeit was spart, der hats hernach in der Noth,’ stieg auf den Boden, und trug den Sack herab, und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte, und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. ‘Ei was, wo eins ist, muß das andere auch sein,’ sprach Catherlieschen, zerstreute darnach das Mehl im ganzen Keller, und freute sich am Ende gewaltig über seine Arbeit, und sagte ‘wies so reinlich und sauber hier aussieht!’
Um Mittagszeit kam der Frieder heim. ‘Nun, Frau, was hast du zurecht gemacht?’ ‘Ach, Friederchen,’ antwortete sie,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |