Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.Hähnchen zur Weide, und zog das Kränzlein von dem Ast, und brachte es der Braut, und die Braut gab ihm rothe Seide dafür, die brachte es dem Brunnen, der gab ihm Wasser dafür. Da brachte das Hähnchen das Wasser zum Hühnchen, wie es aber hinkam, war dieweil das Hühnchen erstickt, und lag da todt, und regte sich nicht. Da war das Hähnchen so traurig, daß es laut schrie, und kamen alle Thiere, und beklagten das Hühnchen; und sechs Mäuse bauten einen kleinen Wagen, das Hühnchen darin zum Grabe zu fahren; und als der Wagen fertig war, spannten sie sich davor, und das Hähnchen fuhr. Auf dem Wege aber kam der Fuchs, 'wo willst du hin, Hähnchen?' 'Jch will mein Hühnchen begraben.' 'Darf ich mitfahren?' 'Ja, aber setz dich hinten auf den Wagen, vorn könnens meine Pferdchen nicht vertragen.' Da setzte sich der Fuchs hinten auf, dann der Wolf, der Bär, der Hirsch, der Löwe, und alle Thiere in dem Wald. So gieng die Fahrt fort, da kamen sie an einen Bach. 'Wie sollen wir nun hinüber?' sagte das Hähnchen. Da war ein Strohhalm, der sagte 'ich will mich queer drüber legen, so könnt ihr über mich fahren.' Wie aber die sechs Mäuse auf die Brücke kamen, rutschte der Strohhalm, und fiel ins Wasser, und die sechs Mäuse fielen alle hinein, und ertranken. Da gieng die Noth von neuem an, und kam eine Kohle, und sagte 'ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und ihr sollt über mich fahren.' Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte, und war todt. Wie Hähnchen zur Weide, und zog das Kränzlein von dem Ast, und brachte es der Braut, und die Braut gab ihm rothe Seide dafür, die brachte es dem Brunnen, der gab ihm Wasser dafür. Da brachte das Hähnchen das Wasser zum Hühnchen, wie es aber hinkam, war dieweil das Hühnchen erstickt, und lag da todt, und regte sich nicht. Da war das Hähnchen so traurig, daß es laut schrie, und kamen alle Thiere, und beklagten das Hühnchen; und sechs Mäuse bauten einen kleinen Wagen, das Hühnchen darin zum Grabe zu fahren; und als der Wagen fertig war, spannten sie sich davor, und das Hähnchen fuhr. Auf dem Wege aber kam der Fuchs, ‘wo willst du hin, Hähnchen?’ ‘Jch will mein Hühnchen begraben.’ ‘Darf ich mitfahren?’ ‘Ja, aber setz dich hinten auf den Wagen, vorn könnens meine Pferdchen nicht vertragen.’ Da setzte sich der Fuchs hinten auf, dann der Wolf, der Bär, der Hirsch, der Löwe, und alle Thiere in dem Wald. So gieng die Fahrt fort, da kamen sie an einen Bach. ‘Wie sollen wir nun hinüber?’ sagte das Hähnchen. Da war ein Strohhalm, der sagte ‘ich will mich queer drüber legen, so könnt ihr über mich fahren.’ Wie aber die sechs Mäuse auf die Brücke kamen, rutschte der Strohhalm, und fiel ins Wasser, und die sechs Mäuse fielen alle hinein, und ertranken. Da gieng die Noth von neuem an, und kam eine Kohle, und sagte ‘ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und ihr sollt über mich fahren.’ Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte, und war todt. Wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0524" n="475"/> Hähnchen zur Weide, und zog das Kränzlein von dem Ast, und brachte es der Braut, und die Braut gab ihm rothe Seide dafür, die brachte es dem Brunnen, der gab ihm Wasser dafür. Da brachte das Hähnchen das Wasser zum Hühnchen, wie es aber hinkam, war dieweil das Hühnchen erstickt, und lag da todt, und regte sich nicht. Da war das Hähnchen so traurig, daß es laut schrie, und kamen alle Thiere, und beklagten das Hühnchen; und sechs Mäuse bauten einen kleinen Wagen, das Hühnchen darin zum Grabe zu fahren; und als der Wagen fertig war, spannten sie sich davor, und das Hähnchen fuhr. Auf dem Wege aber kam der Fuchs, ‘wo willst du hin, Hähnchen?’ ‘Jch will mein Hühnchen begraben.’ ‘Darf ich mitfahren?’</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘Ja, aber setz dich hinten auf den Wagen,</l><lb/> <l>vorn könnens meine Pferdchen nicht vertragen.’</l><lb/> </lg> <p>Da setzte sich der Fuchs hinten auf, dann der Wolf, der Bär, der Hirsch, der Löwe, und alle Thiere in dem Wald. So gieng die Fahrt fort, da kamen sie an einen Bach. ‘Wie sollen wir nun hinüber?’ sagte das Hähnchen. Da war ein Strohhalm, der sagte ‘ich will mich queer drüber legen, so könnt ihr über mich fahren.’ Wie aber die sechs Mäuse auf die Brücke kamen, rutschte der Strohhalm, und fiel ins Wasser, und die sechs Mäuse fielen alle hinein, und ertranken. Da gieng die Noth von neuem an, und kam eine Kohle, und sagte ‘ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und ihr sollt über mich fahren.’ Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte, und war todt. Wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [475/0524]
Hähnchen zur Weide, und zog das Kränzlein von dem Ast, und brachte es der Braut, und die Braut gab ihm rothe Seide dafür, die brachte es dem Brunnen, der gab ihm Wasser dafür. Da brachte das Hähnchen das Wasser zum Hühnchen, wie es aber hinkam, war dieweil das Hühnchen erstickt, und lag da todt, und regte sich nicht. Da war das Hähnchen so traurig, daß es laut schrie, und kamen alle Thiere, und beklagten das Hühnchen; und sechs Mäuse bauten einen kleinen Wagen, das Hühnchen darin zum Grabe zu fahren; und als der Wagen fertig war, spannten sie sich davor, und das Hähnchen fuhr. Auf dem Wege aber kam der Fuchs, ‘wo willst du hin, Hähnchen?’ ‘Jch will mein Hühnchen begraben.’ ‘Darf ich mitfahren?’
‘Ja, aber setz dich hinten auf den Wagen,
vorn könnens meine Pferdchen nicht vertragen.’
Da setzte sich der Fuchs hinten auf, dann der Wolf, der Bär, der Hirsch, der Löwe, und alle Thiere in dem Wald. So gieng die Fahrt fort, da kamen sie an einen Bach. ‘Wie sollen wir nun hinüber?’ sagte das Hähnchen. Da war ein Strohhalm, der sagte ‘ich will mich queer drüber legen, so könnt ihr über mich fahren.’ Wie aber die sechs Mäuse auf die Brücke kamen, rutschte der Strohhalm, und fiel ins Wasser, und die sechs Mäuse fielen alle hinein, und ertranken. Da gieng die Noth von neuem an, und kam eine Kohle, und sagte ‘ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und ihr sollt über mich fahren.’ Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte, und war todt. Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |