Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig gieng weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit gieng er in ein Wirthshaus, aß das Brot, und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, 'guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?' 'Wo soll ichs hernehmen,' antwortete der Bruder Lustig, 'ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen, und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.' 'Nein, das wird just nicht nöthig sein,' antwortete der heil. Petrus, 'ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.' 'Ja,' sagte der Bruder Lustig, 'davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.' 'Nun komm nur mit,' sprach der heil. Petrus, 'wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.' 'Das ist mir wohl recht' sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig gieng weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit gieng er in ein Wirthshaus, aß das Brot, und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen, und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht nöthig sein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0509" n="471"/> und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig gieng weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit gieng er in ein Wirthshaus, aß das Brot, und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen, und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht nöthig sein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort.</p><lb/> <p>Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so </p> </div> </body> </text> </TEI> [471/0509]
und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil. Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig gieng weiter, und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer. Damit gieng er in ein Wirthshaus, aß das Brot, und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen, und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben, und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen, und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein, das wird just nicht nöthig sein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort.
Nun kamen sie an ein Bauernhaus, und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so
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